Drachenrose

abgestillt


Die Mutter ist nicht mehr gewillt,
zu groß, zu grob und maßlos.

Das Leben hat mich abgestillt.


2022

ohne Gier 01/22 – Weltverbesserer

Als ich mich konstituierte,
nach dem wahren Leben gierte,
durchbrach ich manche Schranken,
spürte soziale Pranken.
Aus den Steinen auf dem Weg
baue ich mir einen Steg
durch den tiefen Lebenssumpf,
gönne euch nicht den Triumph.

Kraftvoll schreite ich erhoben,
eure Blicke stets am Boden,
auf das Ziel total verkrustet
und erkenne dort gefrustet,
unter Knochen liegt das Gold,
hab ich niemals so gewollt.
Diesen Mammon wollen alle,
doch es ist nur eine Falle!

Diesen Reichtum nicht ersehne,
was zum Beißen für die Zähne,
in Gemeinschaft Bierchen trinken,
mit dir in die Koje sinken,
reden über Gott und Welt,
auch ’ne Arbeit, die gefällt,
sicher schlummern hier im Raum,
reicht mir aus als Lebenstraum.



Wandlung 01/22 – Exoten -poetry

Die Nächtin fährt ganz leicht durch’s Haar,
nun ist vorbei, was einmal war!
Staunend stumm stolziert die Stille,
wunde Wut erwartet Wille.
Aus der Stille tönten Worte,
bildeten die leuchtend Pforte
aus mächtig mystisch Zeichen,
ließen die Wut entweichen.

Geduldig gleiten die Gedanken,
wirre weiche Wörter wanken,
nippen nüchtern an der Nacht,
angstvoll ärgerlich erwacht.
Verdächtiger Verwunderer,
Begeisterung Bekundender
beenden nun, was einmal war!
Der Morgen fährt ganz leicht durch’s Haar.



Ohne Hoffnung 01/22 – Dunkelheit - poetry

Dichter Nebel auf dem Hügel
verbirgt sanft das ganze Übel.
In der Nacht der kalte Wind
legt das Eis auf’s tote Kind.

Eine Brücke ohne Ufer,
ohne Berge duckt allein,
in sich ruhend, stahlgebadet,
trutzt sie rostend, sinnlos, klein.

Kalte Dunkelheit kommt wieder,
zwingt die matten Glieder nieder,
hoffnungsvoller Zukunftsglaube
stirbt unter der Atemhaube. (fällt hier unter Aberglaube.)



Todesengel 01/22 - Dunkelheit - poetry

Wie du mit mir umgehst,
berührte mich tief.
Du bist mir erschienen,
während ich schlief.

Ich hatte geheult,
gerotzt und geweint,
doch lebte ich nicht!
Nicht’s ist, wie es scheint.

Ich fühlt‘ mich gefesselt,
geknebelt, geriemt,
wir sollten es lassen,
weil‘s sich nicht geziemt.

Du hast mich umschlossen,
gewärmt mild bemüht.
Erlöst starre Augen,
endlich aufgeblüht.



Inkohärente Sprunggedanken 01/22 - Dunkelheit - poetry

Falsch gegendert, jetzt beleidigt,
necke nackte Nachbarin,
auf das Grunzgesetz vereidigt,
half ihr auch beim Ausziehen.

Photopsie lässt Sterne leuchten,
meine Hände sprechen laut,
riecht nach Erde, dieser feuchten,
Schicksal lässt mich fühlen kalt.

Reziproke Meinungsbilder
brechen die Triade auf,
treiben die Gedanken wilder,
ich mich selbst um Hilfe ruf.

Mein Erlöser spricht von oben,
Leib erwartet Spannungen,
Hände meinen Körper loben,
Blockwart drückt den Schalter.



Empathie 01/22 - Weltverbesserer - poetry

Deinen Zorn zieh ich auf’s Schild
gehärtet aus den Tränen
uns’rer Sehnsucht unstillbar,
der Zorn zerfließt als Schemen.

Deine Liebe schlürf ich in mich,
vergeude kein Karat.
Atme tief dein Lächeln ein,
für ewig aufbewahrt.



Zwischen Dnepr und Don 01/22 - Dunkelheit - poetry

Du streifst durch’s Land
und siehst noch Licht.
Es dämmert,
bald fressen die Bäume
den letzten Lichtfetzen.

Du bleibst stehen.
Du siehst nichts.
Kein Licht, kein Laut,
du legst dich hin und wartest.

Du wartest auf den Morgen, auf den Befehl
und hast vergessen,
wer du bist,
wo du bist
und warum.

Du hast Angst,
dein Finger zittert am Abzug.




kurzer Ausflug 01/22 - Gefühle

Schwer ins Denksystem gepresst,
beginnt auf’s neu ein Weltentag.
Aus dem Ei bricht nun der Rest,
zaghaft zauberhaft bedächtig.
Augen strahlen friedvoll Glanz,
vertropfen fröhlich in den Tag.

Fehlt Fantasie? Fehlt Akzeptanz?
Schwingen werden amputiert!
Halseisen stoppt Drachenfeuer,
ihre Eltern flogen frei.
Wer ist hier das Ungeheuer?
Worte trafen ungewollt.

So kehrt Sie heim,
vernarbt, verwundet, verbittert
und verwundert,

weil ihr so vor Ihr zittert!



nachts im Schrank 01/22 - Dunkelheit -poetry

Sprich leise, flüstere,
sonst spiegelt sich die Angst.
Gib ihr nicht meinen Namen,
der Wald ist dunkel,
der See so tief.



Seufzer 01/22 - Gefühle - poetry

deine Stimme - kreischende Tafelkreide
der Inhalt - Zufallswiedergabe
in mir ein Unwohlsein



Seufzer 01/22 - Dunkelheit - poetry

steige die Wendeltreppe hinab
mir wird schwindelig
beim Abstieg
in dein
Herz voller Neid.



Story 02/22 - Prosa - poetry

Ich schlug dir das Grinsen aus dem Gesicht und mir die dummen Gedanken aus dem Kopf. Ging ganz leicht mit dem 250er Hammer, der 750er wäre zu groß gewesen. Da lagen sie dann, dein blödes Grinsen in Scherben, die glanzlosen blökenden Gedanken und daneben dein kläglicher Rest.

Nachdem ich mich selbst und den Tatort gereinigt hatte, rief ich deine Mutter an. Sie wollte wissen, ob du lange gelitten hättest und ob ich mich verletzt hätte. Dein Leiden konnte ich wegen Blödheit verneinen, von meinem eingerissenen Daumennagel wollte ich ihr nicht erzählen. Lachend verfluchte sie mich, du wärest ihr Lieblingskind gewesen. Ich versprach ihr reumütig ein neues und wir verabredeten uns für heute Abend.

Nach dem Essen und ein paar Gläschen tobten wir uns im Bett aus. Bevor ich sie am Morgen verließ, legte ich ihr eine neue grinsende Schielaugenpuppe auf den Nachtschrank.

Als ich die Tür schloss, schossen wieder neue dumme Gedanken durch meinem Kopf. Was mir aber wirklich Angst einjagt, ist die Übereinstimmung mit der Prophezeiung!



Perspektiven V 02/22 – Gefühle

Erkenne deine Schönheit herb
und fühl mein Herz ganz weich.
Dein Duft lässt mich erschauern.

Dein Blick durchdringt mich wunderwarm,
ich drück mich an die Wand.
Sanft streifen mich die Hüften.

-

Was will die Ratte, aus dem Weg
und glotze nicht so blöd.
Mein Hüftgold lässt mich taumeln.




Opfer 03/22 – Dunkelheit

Heute wollt er euch erzählen,
wie ihn nachts die Alben quälen.
Wie? Ihr wollt es gar nicht wissen,
wollt ihn wie die Alben dissen?
Selbst am Tag traktiert die Meute
ihn als Wahnsinns fette Beute!



Anamnese 03/22 – Dunkelheit

Schnell noch Belgrad bombardiert,
damit niemand dort noch friert.
Hört auf, dumm herum zu quatschen,
morgen geh’n wir Tutsis klatschen.

Durchstreift den Kaukasus der Bär,
kommt nur noch selten Gegenwehr.
Zogen in den Golf hinein,
Bagdad, Basra brannten fein.

Selten Ruh in Chorasan,
jetzt herrschen dort die Taliban.
Afrika brennt immer wieder,
manchmal sterben sie am Fieber.

Libyern ging es zu gut,
NATO bracht Raketenglut.
Die Levante wird vertickt,
Syrien wird hart gefickt.

Für den Krieg weit weg im Jemen
werden wir uns auch nicht schämen.
Klitschkos bleiben nicht alleine,
Putin kämpft in der Ukraine.




Bedeutsam 03/22 – Weltverbesserer

Dein Leben soll bedeutsam sein,
du möchtest etwas gelten?
Leg in den Nacken deinen Kopf
und schau auf ferne Welten.

Was du hier tust, wer du hier bist,
ist diesem All egal!
Es strahlen die Novae auch,
wenn du liegst im Regal.

Doch wenn du deinen Kindern gibst
Liebe und auch Respekt,
vielleicht wird dann ja doch was d’raus,
bedeutsam ausgecheckt.



Widerstand 03/22 – Weltverbesserer

Nimm doch ab mir diese Fesseln!
Ich vermisse meine Flügel!
Sitz hier tief in gift’gen Nesseln.
Flaches Leben bringt mir Übel.

Brauch Düfte in den Nüstern,
möchte über Wellen gleiten,
immer dieses ängstlich Flüstern,
missbehagt beim Wolkenreiten.

Dieser Fluss aus Wutkaskaden
gibt den Fesseln ihre Kraft,
wird durch Hater aufgeladen,
hält mich in der Einzelhaft.

Spür endlich die Ketten splittern,
steig auf, spüre Lebenshiebe,
in mir wächst ein großes Zittern.
Hass stirbt aus durch uns’re Liebe.



Trinkspruch 03/22 – Exoten

Das erste Glas,
das geht auf dich,
das Meer beginnt zu leuchten.
Ich brauch dich jeden Tag.

Das nächste Glas
trink ich für Frieden,
der Himmel blutend rot,
wie schrecklich ist es ohne.

Und eins noch
auf mein eig’nes Leben,
verwirrend Labyrinth,
vielleicht find ich hinaus.

Ein letztes Glas
auf das was kommt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir schauen über’s Wasser.



Lebensangst 04/22 – Dunkelheit

Mir entgleitet die Kontrolle,
die ich wirklich niemals hatte,
fühl mich in der Rückwärtsrolle
arg bedroht durch Unverlust.

Hast du Ängste vor dem Leben,
solltest du es schnell beenden.
Wird sonst keine Freude geben
mit im Nacken steter Furcht.



Empor 04/22 – Weltverbesserer

Ich trieb durch die dunklen Passagen,
auch Töne war’n rar in der Gruft,
Erinnerung an die Blamagen,
geschubst in die teilende Kluft.

Hast mich aus der Tiefe gezogen,
mich gerettet, leichenblass,
hast die Schuld nicht abgewogen,
mich bewahrt vor gelben Hass.

Blicke auf die Scheidewege
- grausam stetig bis zum Schluss -
wenn den Neid ich weiter hege,
wird das Leben kein Genuss.

Lass uns mit der Liebe schreiten,
nackt und bloß, ganz ohne Rock,
dieses Leben aufbereiten,
erzeugt einen heilend Schock.



Gottesjammer 05/22 - Exoten – poetry

Als ich vormals die Welt erschuf,
da war mir noch nicht klar,
es ist nur Hobby kein Beruf,
ich bring mich in Gefahr.

Wann hat die Freude mich verloren?
Wann hat der Ekel mich gepackt?
Ach, hätt ich euch nicht geboren,
jetzt im Elend tief versackt.

Auf den ander’n fernen Welten
liebgesteuerte Idioten,
muss mich nachträglich noch schelten
für euch selbstbestimmt Chaoten!

Immer nach Vernichtung streben,
alles Fremde haut ihr klein,
doch ich achte jedes Leben
und sooo - lass ich euch allein!



Haut 05/22 – Gefühle

Bin schon lange abgesoffen, zu lang war der Strudel offen.
Stach die Messer in mein Körper, zischten durch wie eure Wörter.
Hein und Tödin mich stur meiden und so muss ich weiter leiden.
Deine Hand auf meiner Stirn verbrenn ich durch heißes Hirn,
selbst ein Vollmantelgeschoss tropft nach unten ab hier bloß.

Gehe ich ins stille Wasser, springt der Geiser gleich viel krasser.
Brauch im Leid kein Kameraden, der mich schützt vor Kanonaden,
der mir die Granaten reicht oder sich zum Hades schleicht.
Möchte endlich wieder fühlen, Winde mir die Wangen kühlen.
Mein Leben war total versaut,

gebt
mir endlich
meine Haut!



Zu spät 05/22 – Dunkelheit -poetry

Meine blutenden Lippen
missbilligen deine Körpersprache.
Deine Hakenkreuze
zerfetzten meinen Leib.
Mit erlöschenden Augen
erkenne ich dein Oligarchengrinsen.

Paradigmisches Verstehen -
Eine Krähe hackt …
die andere zu Tode.



Verschmelzen 05/22 – Gefühle - poetry

Als ich deine Seele schlürfte,
drang die Helligkeit in mich
und sie gluckste und sie seufzte,
fühlte sich gleich heimelig.

Als ich dich damit durchstrahlte,
schlugest du die Augen auf
und sie lächeln glücksverträumte
Gegenwart im Vorverkauf.

Als die Wärme uns umhüllte,
potenzierte sich die Zeit.
Um uns kreisen eure Stäube,
uns’re Wellen strahlen weit.



Zwiestreit 06/22 – Weltverbesserer - poetry

Ich wandele im Eichenhain
und höre leise Stimmen.
Die alten Götter flüstern leis,
das Feuer könnt’ noch glimmen.

Ich werf mich nieder in den Staub,
das Haupt trotzig erhoben.
Viel Blut an euren Händen klebt,
warum soll ich euch loben?

Erzürnt, erbost kommt Widerspruch,
so sei es nie gewesen!
Mensch starb stets durch Menschenhand,
Götter nur Herrschaftsthesen.

Der Mensch den falschen Göttern folgt
und stürzt so ins Verderben,
denn der Besitz von Geld und Macht
erzeugt viel Blut und Scherben!

Ich fach das Feuer wieder an,
jetzt reinigt diese Welt!
Die Antwort prompt, ist euer Part,
wir fühlen uns verprellt.



Wer wen? 06/22 – Weltverbesserer

Gehäutet lag das Feld.
Warm strahlte die Sonne.
Vergebens Milan kreiste.
Nacktes Feld bin ich!

Kopflos flog das Huhn,
gerupft von der Magd.
Blut tropfte auf das Feld.
Gerupftes Huhn warst du!

Ergrünt liegt das Feld,
dicht überwuchert.
Huhn legte kein Ei!




Virtuos 07/22 – Gefühle – poetry

Töne fliegen
Harp an den Lippen
Füße tanzen (Tränen laufen)



Heimatsommer 07/22 – Dunkelheit

nackte Erde
waldlose Berge
Sonne brennt



funktioniert 07/22 – Weltverbesserer – poetry

Küsse deine feuchten Wangen
und erkläre unbefangen,
würd’s auch heulend mit dir machen
und schon fängst du an, zu lachen.



Ratschlag 07/22 – Weltverbesserer

Lebe dein Leben, sei nicht perfekt, auch andere wollen lachen.
Vergiss die Nabelschau, vergleiche nicht, lebe.
Triff Entscheidungen, auch falsche, korrigiere gelegentlich.
Lebe den Augenblick. Was war, ist unkorrigierbar. Was kommt, entsteht jetzt. Sterbe lachend, nicht für Dich, sondern für die nach Dir.



Löcher 07/22 – Weltverbesserer

Starre dunkle Löcher in die Nacht,
sie füllen sich mit Leiden
und werden gelb.
Tatze diese Löcher in den Trog,
sie jammern hochtönend
und werden still.

Knete, hetze, indoktriniere
sie zu abgrundtiefem Hass
und forme Pfeile.
Spanne meinen Bogen kraftvoll auf,
suche verabscheuungswürdiges Ziel,
lass Pfeile schwirren.

Spüre harte Treffer im Rücken,
zieh den gelben Hass tief in mich
und löse ihn auf.

Starre helle Löcher in die Nacht,
sie füllen sich mit Lachen
und dehnen sich …

spring hinein,
lass mich treiben.



Hitzewelle 07/22 – Exoten

Luftflirren über dem Asphalt,
völlige Stille, kaum Bewegung,
Milan kühlt sich in der Höhe.
Warten auf die Nacht.



Angebot abgelehnt 07/22 – Dunkelheit

Sie befahlen uns, zu töten!
Warum sollte ich erröten,
sind nur menschliche Gesetze.
Träum, wie Lügen ich zerfetze.

Sie befahlen, uns zu töten,
alle Flüsse am Erröten,
ist nur menschliches Geschwätz,
mich dem Tode widersetz!

Überstrahle alle Lügen,
musst dich Ihnen nicht mehr fügen,
könntet frei sein, wenn ihr wollt!
- - -
Dreht euch um, empfangt den Sold.



Einschlafen 07/22 – Gefühle - poetry

Der Mond ist heut nicht ganz so voll,
er glänzt zum Fenster rein,
daneben steht gerad’ Saturn.
warum schlaf ich nicht ein?

Visiere einfach Deneb an
und gleite über Wellen.
Die Nacht-Fee schmunzelt warm und leis.
Nachtfalter schütteln Schellen.

Der Sandmann zeigt mir deinen Traum
und schubst mich sacht hinein.
Rasch trägt ein Rappe mich zu dir,
wartest bei Fackelschein.

Umarmst mich stürmisch warm und fest,
wieder beisammen sind.
Wir schweben durch die sanfte Nacht.
Der Mond grinst wie ein Kind.



Nehmen und Geben 08/22 – Dunkelheit

In einem dunklen Buchenhain konnt ich dich zweisam quälen.
Es sorgten für dein Stimmverlust vorausgegang’ne Seelen.
Hemd und Hose sind benetzt, fühlst dich einsam und verpetzt.
Augen weit, der Schweiß, er läuft, hab dich in der Angst ersäuft.
Die Dämonen, die hier wohnen, sich mit deiner Angst belohnen.

Was habt ihr mich gepeinigt, geschlagen und verlacht.
Ihr wart niemals alleine, ihr wart die bösen 8.
Jetzt hab ich euch gespiegelt mit reziproker Macht,
mit neuen Abwehrkräften zieh ich euch in die Nacht.



Abschied 08/22 – Gefühle - poetry

Wie es geschah, hab ich gesehen,
doch ich wollt es nicht verstehen.
Ein Fingerschnips und du warst weg.

Jetzt sitz ich hier mit feuchten Wangen,
halte deine kalte Hand gefangen
und weiß nicht,
soll ich dich beneiden?


Zweifel 08/22 – nö

War es gestern oder heute,
als ich dachte, ich denke?
Wär es möglich oder nicht,
dass ich träumte, ich träume?

Wird es wirklich und real,
wenn ich will, ich sterbe?
Oder sollt ich nicht vielleicht
die lila Pillen weglassen?



Ausverkauf 08/22 – Exoten - poetry

Mach euch Angst,
biete Erlösung.

Alles verkauft!



Warnung 08/22 – Prosa

Vorsicht!!! Dieser Text wirkt psychodelisch und manifestiert sich nach einiger Zeit als das absolute Kunstwerk, doch schon beim ersten Lesen wird sich ein verstörtes Grinsen in dein Gesicht zaubern und wenn du endlich alles in dich aufgenommen hast, wirst eine verwirrende Losgelöstheit bemerken, welche durchaus länger anhalten könnte. Mich selbst erstaunt nur die Übereinstimmung mit der Prophezeiung.

Gehorche – Konsumiere – Vermehre dich – Stell keine Fragen



der letzte Sommer 08/22 – Dunkelheit

Ich höre das trockene Hecheln meines Wolfes.
Ich rieche den Räucherduft der braunen Gräser.
Ich spüre die Angst der fruchttreibenden Bäume.
Wir fressen rieselnde staubende Erde,
schleppen uns an des Baches Rinnsal
und warten.

Wir warten auf des Ende des Tages -
das Ende der Hitze -
das Ende des Lebens?



Kleinstadtidyll 08/22 – Dunkelheit

Fahnen wehen leicht im Wind,
in die Ecke lacht ein Kind.
Auf dem Asphalt Hitzeflimmern,
überall ein leises Wimmern.

Furchtsam Augen über Masken
sich durch diese Hitze tasten.
Angstvoll mühsam sind die Schritte,
führen nicht zur gold’nen Mitte.

Infant’rie der guten Herzen
fordert heut schon leidend Schmerzen.
Haltet durch, denn es wird schlimmer,
doch sie haben keinen Schimmer.

Ich sah den Rufer in der Nacht
und wie sie ihn ausgelacht.
Trotz alledem, er hatte recht,
der Winter naht.


Glücksbringer 08/22 – Weltverbesserer - poetry

Ich breite meine Schwingen aus
und schweb durch eure Träume,
begeistert, lachend, hoffnungsvoll,
manchmal nur leere Räume.

Ich öffne meine Lippen leicht,
küss zärtlich eure Kehlen.
Ich wünsch mir eure Träume feucht,
um sie euch dann zu stehlen.

Mit warmen Fingern fahr ich lieb
entlang an euren Hüllen,
um Glücksgedanken sacht und zart
holdselig aufzufüllen.



Völlig real 08/22 – Gefühle - poetry

Kämpfe mich durch’s Dornengestrüpp,
winde mich durch die Schlangengrube,
tanze über glühende Kohlen,
um dir mein diamantenes Herz überreichen zu können
und endlich zu erkennen, dass du es nicht wert bist.
Rufe mein Einhorn und ziehe weiter.



Nachruf 08/22 – Exoten – poetry

Aus deiner Hand nahm ich den Gral
und soff dein Blut daraus.
Längst war dein Gesicht schon fahl,
schlaff dein Körper sackte.

Du bist der Vater, ich der Sohn,
doch liebe ich die Mutter.
Aus deinem Antlitz sprach nur Hohn,
nun brechen deine Lichter.

Ich decke dich mit Trümmern zu,
die dein Leben waren.
Ich wünsch dir angenehme Ruh,
hattest sie nie erfahren.



Gemurmel eines alten Mannes 09/22 – Dunkelheit - poetry

Wann endet dieser Tag? Ich bin mir nicht sicher, wird uns die Nacht helfen?
Wieder schief gelaufen, lass uns beisammen sein, alles neu aufladen.
Das Klima hat keine Krise. Schönsprechwörter helfen, die Augen zu verschließen.

Wenn die Liebe Gesetz wird, lass mich leidend sterben, will die Schuld nicht tragen. Schreit das Unrecht weg, nur der Glaube fehlt. Hilfe aus der Nacht?
Auf dem Weg der Schande begegnet mir die Angst, Menschenkrise hausgemacht!

Wenn selbst das Gold rostet, verreckt die Zuversicht. Mein Reich ist zerfallen.
Muss den atomaren Erstschlag wagen, Gegenschläge erfolgen sofort.
Geschafft, der atomare Winter kommt, Klimaerwärmung gestoppt!



Vorbei 09/22 – Gefühle

Wir reden darüber, doch sprechen’s nicht an.
Gesundheit besteht, das Leben zerrann.
Ich glaub an den Tod, Gevatter leis grient,
niemand entkommt, weil’s sich nicht geziemt.

Die Zeit verlangsamt ihren Fluss.
Frau Tödin bietet mir den Kuss.
Sanft beendet wird mein Lieben,
lächelnd bleibt die Hülle liegen.



Geirrt 09/22 – Exoten

Warum leb ich im Heute,
wo’s keine Helden braucht?
Der Zeit ward’s gram mit dem Geheule
und warf mich in die Heldenzeit zurück!
Ich stürzte unter Hufe
und brach mir das Genick.



Augenkrampf 09/22 – Weltverbesserer

Starre leidend in die Nacht,
hatte mich doch aufgemacht,
mich nach innen zu befrieden,
sollte halt noch weiter üben.

Dieses in die Nacht Gestarre,
schon seit Stunden so verharre,
scheint die Nacht zu irritieren,
sie beginnt ganz leicht zu frieren.

Langsam zieht sie sich zurück,
kontrolliert aus meinem Blick.
Nichts fixiert, verschwomm’ne Sicht,
bemerke ich den Abgang nicht.

In der Morgendämmerung
kommt mein Kreislauf in den Schwung.
Auch mein Blick wird wieder klar,
endlich nehme ich es wahr,

Lichtkind glänzt im Morgenschein,
wäscht mir das Gewissen rein.
War bis heut für schönes blind,
hoffnungsvoll gluckst Metakind.



Missverständnis (schon wieder) 09/22 – Dunkelheit

Deine Augen luden meine Hände ein, deine Schenkel zu loben, wie loses Laub über Wege weht. Du strecktest mir die Hände entgegen, wie einer Brombeerpflückerin. Ich ließ mich von dir umschlingen, genoss deine Wärme und dein wolllüstiges Zittern, wie von einer Würgfeige.

Der Blick der Richterin ist kalt, meine Gebärden versteht sie nicht.
Deine Hände waren abwehrend, dein Zittern Angst – es tut mir leid -
hätte ich es damals gewusst, hätte ich dich gleich getötet.



Ohne Schatten 10/22 – Dunkelheit -poetry

Ich sah das Tageslicht verwesen und die Schatten starben aus.
Konnt’ im Dunkeln nicht genesen, denn die Liebe kam nicht heim.
Kleide mich mit Traurigkeit, bedecke mich mit Nacht.
In mir herrscht die Einsamkeit, erstarre wie im Traum.

Diese Leere, dieses Sehnen, schon ein Leben lang
will die Leere sich ausdehnen. Ich bin so viel Nichts.
Berühre diese kranke Seele, heil mich ohne Schmerzen.
Auch wenn ich es nicht befehle, lass mich wieder leben!

Die Nacht fing mich ein. Der Schlaf gab mich preis.
Wie immer allein! Im Kopf schon ein Greis.
Es gibt keine Schatten in der Welt ohne Licht.
Wer sollte mich retten? Ihr seht mich doch nicht!



Resilenz 10/22 – Weltverbesserer

folg der Angst an alle Orte
mein Misstrauen scheint verbraucht
spürst den Druck auf deiner Brust
dazu kommt Kontrollverlust

spüre eure Herzen pochen
wenn sie kommt und euch erpresst
durch die Gassen streunen Hunde
schlagen’s Futter in der Runde

in die Ecke drückt sich’s Kind
wird dort von der Angst gepackt
lässt sich nicht den Nacht versauen
kämpft sich durch mit Selbstvertrauen



5000 Meter 10/22 – Dunkelheit

Losgelöst von dieser Erde
schwebe ich im Wolkenmeer,
taumle durch die Eiskristalle,
denn die Wolken sind nicht leer.

Kalter Panzer mich bedeckt,
auch die Lider werden schwer.
Schwere zieht zieht mich in die Tiefe,
setze mich auch nicht zur Wehr.

Rausche abwärts durch die Lüfte,
langsam wird mein Torso warm.
Grab mich tief in weiche Erde,
Gruß dem Destruentenschwarm.



Morgens 10/22 – Dunkelheit – poetry

Ich tisch mir selbst gern Märchen auf, um nicht am Elend zu verrecken.
Marmelade, gute Laune stört mich schon am Frühstückstisch.
Durch den Äther Stimmungsradio soll die Morgenlaune wecken.

Doch in mir da toben Kriege, weil ich nur die Scheiße seh
und die kleinen guten Taten kommen bei mir gar nicht an,
sollen halten nur die Hoffnung, bis zum Hals in Tränen steh.


Wunsch 10/22 – Weltverbesserer -poetry

Gedanken verdecken den Himmel.
Ich drifte ab ins Nirgendwo.
Runen bilden Wörter,
Wörter fächern Verse.

Gedankenverloren
flüstere ich sie in mir,
ich lächele dabei.
Endlich gefunden!

Mächtige mystische Mächte
heben mich himmelwärts
und lassen mich
ins Land der Träume schweben.

Morgens erwache ich gutgelaunt
und widerstehe dem Tag.



Beginn 10/22 – Exoten – poetry

Ich lasse mich gehen,
schau mir nach, trauere,
verliere mich.
Du schaffst es immer wieder,
ich verfluche dich in mir.
Du machst mich klein.

Ich reiße mich alle wieder zusammen,
finde meine Größe,
komme in mir zur Ruhe.
Alles ist gut.
Als ich mich dehne,
entsteht die Zeit.

Selbstvergessen
formt sich die Welt.



Erinnerung 10/22 – Gefühle – poetry

Krame in den alten Kisten,
finde ein Bild von uns.
Krümme mich am Boden.
Schmerzt noch immer.



Verwirrt 11/22 – Exoten

Wahrscheinlich war es morgen schon,
als ich mich selbst verlor.
Ich werd im Gestern suchen
und kriech die Zeit empor.

Wer hat den Zeitstrahl umgedreht
und mich dann ausgesetzt?
Ich kann uns hier nicht finden,
hab mich wohl überschätzt!



Beziehungsarbeit 11/22 – Verbesserer -poetry

Ungesagtes traf so tief, ließ uns still erleiden.
Anfangs war’n wir so naiv, konnten’s nicht vermeiden.
Schmerzend schwieg ich Scherben, es blutet sonst beim Reden.
Wir wollten’s nicht verderben, doch kreuzten sich die Degen.

Wir lieben und wir streiten uns pausenlos und gern.
Zusammen nur gesunden, gemeinsam wir’s erlern’.
Nicht alles hinterfragen, nehmen ohne werten,
gebend liebes sagen, schafft fröhlich bunte Gärten.



Vernebelung 12/22 – Dunkelheit

Fresse euere Wut,
saufe eure Ohnmacht,
scheiße Hass und erschaffe
ein faschistisches « die oder Wir » !

Versklavte Sklaven töten ihresgleichen,
erkennen nicht die Ursache!
Bleiben fern von der echten Front!
Kämpfen ihren sinnlosen Seifenblasenkrieg!



Geldscheffler 12/22 – Exoten -poetry

Sitz hier auf dem Scheibenrand und baumle mit den Beinen.
Unter mir den Elefant bewerfe ich mit Steinen.

erkenne die Muster, beginne den Aufstieg,
schwingender Lichtkörper, ausdehnende Transzendenz,
absteigender Girostand, grinsender 5D-Detox-Coach,
empfange die Botschaft, leidender Schmerzkörper
« Du bist noch nicht bereit ! »

Setz mich an den Scheibenrand und fange an zu weinen.
Ein Armer schafft den Aufstieg nicht, will es mir erscheinen.


Ausgebrannt 12/22 – Dunkelheit -poetry

Bin dein Fels in der Brandung,
dein Halt an der Kletterwand.
Siehst du die Rinnen im Stein?
Wasser grub sie in der Nacht.

Ewig wiederkehrende Erosion
lässt auch Felsen bröckeln.



Kurve gekriegt 12/22 - Verbesserer

Ich sagte nichts und traf dich tief,
erst dieser Schmerz macht dich aktiv.
Prügelst mich mit harten Worten,
tragen mich zu toten Orten.

Deine Augen Messerschaft,
zieh dich an mich voller Kraft,
doch mit lieber sanfter Wärme,
bilde reziproke Therme.

Zieh dir aus dem Herz den Splitter,
funkelnd schön, doch schmerzend bitter.
Hauch drei Worte in dein Ohr,
als ich mich in dir verlor.



Alles weiß 12/22 – Verbesserer -poetry

festen Schrittes ausgeruht stampfen wir ins Morgenrot,
gläsern glitzern die Eiskristalle an den Bäumen,
knackend brechen alte Zweige unter dem Schneehauch,
unser Atem prasselt durch die Stille,
noch ist der Mond zu sehen,

Wölfchen sichert unsern Weg,
die Fähe lässt sich heut nicht blicken,
unsere Stimmen hallen über den See,
ich richte dir die Krone, bevor deine Silhouette verblasst,
du winkst mir von der anderen Seite zu,

sitze allein am Eisloch und lächle,
denke an dich,
... erkenne dein Antlitz über mir



völlig irre 12/22 - Exoten -poetry

Endlich im Zentrum angekommen, doch scheinbar nur im Zentrumsrand. Hier ist nicht die Mitte, ich muss weiter. Ich muss zum Kern vordringen, zum Kern des Problems. Die extensive Dimetralität führt mich in die Irre, also sollte ich sie aufgeben. Dies fällt mir schwer. Regelhaft erkenne ich die Objektpermanenz der bezugslosen Endzeit. Achtsam verknote ich mich in mir selbst und erwarte auf dem Bahnhof die Ankunft der Aida.



Dayita 12/22 - Dunkelheit -poetry

Was willst du dafür, sprach ich sanft zum Händler nah am Strand.
Ach nimm sie mit, ich brauch sie nicht, hab drei noch im Bestand.
Ich prüfte sie im Augenschein und fand sie ohne Makel.
Ich fühlte die Beschaffenheit, es gab kein Preisdebakel.

Ich legte ihm paar Taka hin, viel mehr war sie nicht wert.
Er strich sie ein und lächelte, auch kleine Münze nährt.
Zu Hause tauchte ich sie erst in reinigende Öle
und trieb ihr dann wollüstig geil mein Glied in ihre Höhle.


Abbruch 12/22 – Dunkelheit

Ihr glaubt, es schlagen Bomben ein in euren flachen Städten?
Ihr glaubt, sie würden’s wieder tun, wenn wir sie nicht verräten?
Ihr glaubt an die Naturgewalt, Corona oder Pest
und das sie euch all töten wird, wenn man sie machen lässt?

Ihr glaubt an Inflation und Krieg und an den schwarzen Mann?
Und das ihr etwas tun könnt gegen das Mordsgespann?
Ihr seid es selbst, so glaubt es doch, ich lache Kanonaden,
wenn ihr weiter im Mammon suhlt, geht ihr gemeinsam baden.

Ich schaue durch das Mikroskop und stell die Schärfe nach,
im 119. Versuch liegt Leben langsam brach.



Selbstbetrug 12/22 – Weltverbesserer -poetry

Tagtägliches Heulen entwässert die Augen.
Ich habe Erfahrung, ihr könnt es mir glauben.

Das Blinzeln und Jucken war kaum noch erträglich,
so ging ich tief in mich und fand dort angeblich
die Lösung für all meine kleinen Probleme
und teil sie mit euch, weil ich mich nicht schäme.
Ich war ganz tief in mir, ich stand weit darüber,
konnt nur überleben als Eigenbetrüger.

Ich lachte mich aus, ich lachte euch an,
durchbrach damit lächelnd den Leidensbann.




Tinnitus 12/22 – Exoten

Hier war Tag, als es geschah,
dort war’s fern, doch hier zu nah.

Kräfte kämpften unbeschreiblich,
es geschah ganz unausweichlich.
Dieses Glühen in dem Tosen
nichts für schwächliche Mimosen,
dieses Lärmen, dieser Hall,
dies vernahm man überall.

Säure trifft auf Stahlgewitter,
aus den Schilden werden Gitter,
über Tafeln zieht die Kreide,
damit der Empfänger leide,
aus den Gittern werden Rahmen,
keiner konnte so erahnen,

was die Stille mit uns macht,
träfe sie uns in der Nacht!



Selbstbetrug II 12/22 – Gefühle -poetry

Als wir uns erkannten,
durchbrachen wir die Scham.
Als wir uns offenbarten,
war’n wir uns nicht mehr gram.

Als wir uns betrogen,
betrogen wir uns selbst,
rissen niemals heilende Wunden!



Wechselstrom 12/22 – Exoten -poetry

Auf leichten Füßen durch den Wald
Lunge keucht ins jubelnde Herz
Regen kühlt meine Hitze
unterwegs zu dir

Hinter mir toben Tatzen
hämmern rhythmisch durch den Wald
grausam kraftvoller Körper hetzt
unterwegs zu mir

Stehst wartend vor dem Haus
die Arme ausgebreitet
umfängst mich schützend liebevoll
Erwartung

Geifernd kommt die schwarze Bestie
unter uns der Boden bebt
unbeeindruckt hauchst du nur
„Platz!“



Paradies? 12/22 – Exoten

Sitze an der Promenade
und finde es wirklich schade,
dass voreinander uns verstecken,
und mit Kleidung uns bedecken.

Schlabberärsche, Hängebäuche,
alte Säcke, Brust wie Schläuche
könnte alles ich ertragen,
könnt den Hüllen ruhig entsagen.

Zeigt mir eure Haut ganz ehrlich,
es ist wirklich ungefährlich.
Niemand wird euch hier auffressen,
solltet eure Scham vergesssen.

Diese Beine, Schultern nackt
sind ein interessanter Fakt,
doch ich seh’s an eurem Zittern,
ziemlich kalt hier in Salzgittern.


2023

Auf frischer Tat 01/23 – Gefühle -poetry 1609 hits

Pech für dich, erwischt,
am Tatort beim Einbruch ertappt.
Dafür wirst du büßen,
das Wertvollste mir zu stehlen.

Sie helfen dir nicht,
deine strahlenden Augen.
Es hilft dir auch nicht
dein betretenes Schweigen.

Ich verhafte dich,
vorläufige Festnahme
auf frischer Tat,
zehn Jahre sind sicher!

Oder lebenslang?
Ich küsse deine weichen Lippen.




Vorfreude 01/23 - Exoten -poetry

Du ziehst mich an,
ich zieh dich aus
bisher nur mit Blicken.

Du machst mich an,
ich leg dich zu
den marinierten Stücken.




tiktak 01/23 -Exoten

Tiktak, sie zählt die Zeit,
doch zählt sie wirklich richtig ?
Krikkrak, macht auch der Schrank,
Ein Holzwurm tickt vorsichtig.

Es ist doch alles schon vorbei,
wenn ich es sehe oder hör.
Verarbeite Vergangenheit,
doch auf das Jetzt ich schwör.

Als feste Größe zählt die Zeit
und ist doch relativ,
mal rast sie voll verrückt dahin,
mal steht sie ganz naiv.

Sie wartet ganz entspannt darauf,
dass dieser Zeitpunkt kommt :
dass keiner ist,
der sie noch misst.




Sprunggedanken 01/23 – Verbesserer -poetry

Die Blätter rascheln, Glocken läuten,
mich deucht, wir haben Mittagsstund.
Die Autos stauen, Kinder tuscheln,
der Magen meldet Nahrungsschwund.

Wir küssen purpur, kotzen grün,
entknoten die Gedanken.
Verhängte Spiegel machen Angst.
Du streichelst meine Flanken.

Nachts dröhnt laut das Ungesagte,
lässt uns nicht mehr schlafen.
Nachdem ich übers Wasser lief,
zum Schwimmkurs wir uns trafen.

Wir schauen übers weite Land,
Applaus trommelt der Regen.
Wir kuscheln in der Zweisamkeit,
nehmen des Lebens Segen.



Divergent? 01/23 - Exoten

Wir wollen weiter geistlos reimen,
tilgen das Ungetilgte.
Lass uns in Kommentaren schleimen,
der Geist uns schon vergilbte.

Wir multraktieren das Quodukt
und Viktor wird zum Vektor.
Orthogonal wird weggeduckt,
erschießen den Korrektor.

Wir permutieren regressiv,
binär wir exponieren,
wild weiter wischen expressiv,
das Hirn nicht aktivieren.




Korrelation 01/23 - Verbesserer -poetry

Bist du es g’rad,
mein Größenwahn,
der jetzt von dannen zieht ?

Natürlich nicht,
ich bleib bei dir,
hatte mich nur verliebt.

Es zog vorbei
Bescheidenheit,
du kennst sie aus dem Duden.
Sie macht mich klein,
interferent,
liebreizend Amplituden.



Klosettür 01/23 – Exoten -poetry

In dieser Festung aus Stein
scheiße ich niemals allein.
Der Lokus hat hier keine Türen,
denn es sollen alle spüren,
was mir abgeht auf dem Throne,
mir zu Gute, euch zum Hohne.



Nonsens?mix 01/23 – Dunkelheit -poetry

Der Zwölfelf schreit um Mittermorgen.
Ein Pfand macht sich ganz gut beim Borgen.
Volkswandern mit Volkswagen,
bekloppt, kann ich nur sagen.

Und für die herrschenden Faschisten
sind wir verquere Extremisten.
Schwarzrotbraun dröhnt die Vision,
küsst mich hier und dort.
Lockend grinst der Steuerfraß,
Autofahrermord!

Was macht ihr denn am Wochenend?
Wir kleben uns im Second Hand!
Des Neurologen Stimulans
wirkt diesmal eher dämpfend.
Du liest mich hier als Pessimist
und nicht mehr glücklich kämpfend.

Im Pandora Institut
kochen sie die kalte Wut,
kippen diesen grünen Eiter
auf das Volk und grinsen heiter.

Traumi – das Gute lebt, aber wo?
Grüner Punkt für alle!




Lachen und Weinen 01/23 – Gefühle

Streifst durch die Welt
und schaust dich um.
Redest frei von Angst
mit allen Menschen.
Dein Lachen macht dich reich.

Bist nun zu Haus
und siehst die News
von Blut und Krieg und Elend
und kannst es nicht versteh’n.
Dein Weinen macht dich frei




Ende.Anfang 02/23 - Dunkelheit -poetry

Ich verhänge die Spiegel
und küss dich auf den Mund.
Ich weine.
Du bist noch warm und schön,
die Zeit wird dies verändern.
Ich leide.

Mit dir hat ich viel Spaß,
ich fand es sehr erbaulich.
Ich lächle.
Nachhaltig ist das nicht.
Suche ein neues Opfer!
Vorfreude!




Alternative RadioDummheiten 02/23 - Prosa -poetry

Liebe Mitmenschen, die Lage ist ernst, sehr ernst und Ernst ist in der Lage, diese an sich zu reißen. Also reißen wir uns zusammen und setzen ihm Widerstand entgegen.

Übrigens ist das wieder Stehen entgegen der landläufigen Meinung besser für den Rücken. Forscher rücken aber auch das Sitzen in den Focus. Selbst Stift Warenpest bemängelte die Sitze im Focus. Sie fokusierten die Männlichkeit der Sitze, diese Überbetonung. Der Steh hat es ja auch nicht in den Duden gebracht, doch warum sollte ich vom Thema abschweifen, wenn es uns doch alle angeht ?
Wir alle mussten hinnehmen, dass selbst uns die Medikamente ausgehen, doch machen wir das Beste daraus. Fiebersenkende Mittel scheinen überflüssig, wenn wir mit den Kranken unsere Wohnungen beheizen können. Findige Forscher versuchen schon, unsere Fieberkurven zwischen 39 und 50 Grad Celsius zu regulieren. Fiebernde Menschen könnten sich in Zukunft als Zusatzheizung etwas nachhaltig hinzuverdienen.

Leider haben die von uns gelieferten Marder die Zündkabel der Panzer zerbissen, doch
glücklicherweise sind die Kulturfolger an der zwischenzeitlich fehlenden Kultur zugrunde
gegangen. Vielleicht erreichen wir mit der Lieferung des Pannen-Puma ähnliches ?
Dumpfe Investigativjournalisten recherchierten zur Erdbebenverortung in Wahlkreisgebieten, dass dort nur Nichtwähler zu Tode kamen. Eine Verlagerung in Kurdengebiete wäre unrentabel gewesen, die dürfen nicht wählen.
Und ja, auch ich sehe unsere Demokratie bedroht, wenn Meinungen von Minderheiten die Tagesthemen bestimmen, doch dort ist das Geld und ich nehm es gern.
Meine letzte Rasur hatte ich übrigens den Frauen im Iran gewidmet und meine Dates klebe ich aus Protest gegen den fossilen Wahnsinn fest.
Ihr hört also, es ist viel los in der Welt und auch Ernst Lage sagt, dass Waffen Frieden bringen, also seien wir einfach glücklich und warten auf die näher kommenden Einschläge.

Guten Abend.




Toleranz 02/23 – Weltverbesserer -poetry

Deine Wahrheit ist nicht meine,
doch ich lasse sie dir gern,
hängen doch nur an der Leine,
echte Wahrheit ist so fern !

Wechs’le gern die Perspektiven,
um zu lernen, zu versteh’n,
damit wir im präventiven
Kontext beieinander steh’n.

Deine Meinung soll mir gelten,
wäge meine mit Bedacht.
Trennen uns darin auch Welten:
Wahre Freundschaft heißt die Macht.



Absurd 02/23 – Gefühle -poetry

Neulich traf ich den Rest
meines Lebens.
Irgendwie war ich enttäuscht,
doch dann sah ich,
es war dein’s.

Was habe ich gelacht.

Wie freudig
du nun durch’s Leben gehst.
Du trafest meines.



Einschlafen 02/23 – Gefühle -poetry

Auf meiner Haut spüre ich deine Hand wie eine Feder,
deine warme Zunge kitzelt mich am Ohr wie ein Wurm,
bevor ich beseelt weg nicke, spüre ich deinen kalten Füße

und sehe den kalten strömenden Bach vor meinen Augen.
Er umfließt die in ihm ruhenden Stämme und bricht
das Ufer neu. Die Talsperre lässt wieder laufen

und die Wasser fließen durch die Heimat bis ins Meer.
In mir führt der aufbauende Druck zum Abstreifen deiner Hand.
Bewege mich aus dem Bett in Richtung der Erleichterung.



Ende.Anfang II 02/23 – Exoten -poetry

Der Herr vom Ende wartete.
Er wusste nicht, worauf.
Er saß in seiner Zelle.
Die Zeit nahm ihren Lauf.

Er war nicht ungeduldig,
die Zeit war ihm egal.
Derweilen las er Bücher
aus seinem Wandregal.

Er spürte die Veränderung,
es bebte leicht der Stein.
Ein Lächeln zog ihm ins Gesicht,
Frau Anfang kam herein.



Gerüche 03/23 – Weltverbesserer

Gern schaue ich beim Sterben zu
und wie die Farben blassen.
Schon schwächer wird der Haltungsduft
von Lebenskraft verlassen.

Zusammen wir genießen,
wie das Leben flieht
und wie der Todesodem
durch die Wohnung zieht.

Durchläuchtigster Knobläuchtigster,
wir werden dich verzehren,
die Zwiebelschale war schon matt,
das Korn fiel aus den Ähren.

Morgen ist Aromawechsel,
werde mal zum Händler geh’n,
wenn du von der Arbeit kommst,
werden Rosendüfte wehn..



Wer Augen hat… 03/23 – Weltverbesserer -poetry

In meiner Kammer schau ich in die Kugel:
ein Kind in Flammen, umringt vom Wolfsrudel,
ein Sack Reis kippte um, mein Großvater starb,
auch Adolfs Gehirn durch Senfgas verdarb.

Ich les Eingeweide und werfe die Knochen;
ich sehe die türkische Erde kochen.
Ein falscher Engel drückte die Knöpfe,
im Wächterrat neigten sie ihre Köpfe.

Aus der neunten Ebene konnte ich spüren,
wie sie mit Chemtrails den Himmel umrührten.
Sie zapfen das Plasma von kleinen Kindern
und saugen es mit Reptiloidenmündern.

Später blickte ich in den Himmel
und schloss die Augen.
Mich blendete die Sonne der Wahrheit.



Mutterliebe 03/23 – Gefühle -poetry

Jede Narbe deiner Hiebe,
jedes Lächeln deiner Liebe,
jedes Zittern deiner Hand
aus der Ohnmacht nur entstand.

Kannst nicht die Gefühle steuern,
wenn Synapsen wieder feuern,
doch ich werd dich weiter lieben,
wenn ich stöhne unter Hieben.

Dich getragen unterm Herzen
und geboren unter Schmerzen,
wirst du lange vor mir sterben
und dann kitte ich die Scherben.



Lug/ Trug 03/23 – Dunkelheit

Kein Irrtum lässt mein Glaube zu
und er ist felsenfest.
Obsiegen wird Gerechtigkeit,
zerstören diese Pest.

Wehrkraftzersetzendes Schweigen
ließ zu, das es geschah.
Präfaschistische Protektion
wurd endlich lieferbar.

Man erzählt es, als täglich neu
passierten diese Taten.
Man blendete vergangnes aus,
um sich nicht zu verraten.

Man lügt, betrügt und bauscht es auf,
um sich gut darzustellen.
Sie mögen die Vergleiche nicht,
um Wahrheit aufzuhellen.

Der Fokus liegt auf : Wir sind gut !
Die anderen die Bösen !
Sie haben kein Int’resse dran,
es wieder aufzulösen.



Erfolglos 04/23 – Dunkelheit

In einer Barke von Nacht
treibe ich durchs Leben.
Kein Engel stieg herab,
verfehlt hat mich der Segen.

Ich steh auf schmatzend Boden,
ich sinke langsam ein
und euer suchend Rufen
verursacht tiefe Pein.

Ich bin in mir zerrissen,
weiß nicht, wohin ich soll
und meinem grauen Leben
gedenk ich ohne Groll.

Es ließ mich endlos dürsten
nach Liebe und nach dir.
Jetzt bin ich ausgetrocknet,
niemals gab es ein wir.



Schuld 04/23 – Gefühle

Ich trieb durch mein Leben auf einem Nachen voll Spaß,
hab alles mitgenommen, nur eine ich vergaß.
Du standest am Rande, kamst nicht in die Mitte,
als ich mal nicht schaute, sprangst du von der Klippe.

Ich treib durch mein Leben in einer Barke von Nacht,
das es mal so kommt, hätt ich nie gedacht.
Bin nicht auf der Suche, lass mich einfach treiben,
vielleicht auch in Hoffnung, es wird mich zerreiben.



Offenbarung (verloren in Olpe) 04/23 – Exoten -poetry

Wir streifen durch den dunklen Wald,
ne Buche schimmert hell,
dann tönt es aus ihr tief und klar,
dem Wolf sträubt es das Fell.

„Ich bin dein Herr, der Einzige,
der was zu sagen hat.
Ich gebe dir ne Botschaft mit,
verkündest meiner statt.“

Ich geh zu Boden auf die Knie,
ich zweifle doch an dir
und du berichtest mir sofort
von Händen über mir.

An den Details erkenn ich schnell,
es ist was wahres dran.
Ich drück mein Antlitz in den Staub,
doch ist mir gar nicht bang.

„Mit Menschen läuft so vieles schief,
will es nicht mehr sehen.
Den Hader, Neid und Scheißprofit
bringen wir zum Stehen.

Soldaten, Menschen gehen nach Haus,
ruhen aller Waffen,
umarmt euch, liebt euch allesamt,
das ist doch zu schaffen.“

Ich ziehe los voll Schaffensdrang,
komm sogar bis Olpe,
Deutschlandticket erst ab Mai,
weinen aus der Wolke.



Traum.Ende 04/23 – Gefühle

Es war ein Traum mit dir und mir
und schien niemals zu enden.
Wir liebten viel und stritten uns,
wir ließen uns nicht blenden.

Es kam die Kälte und die Nacht,
um uns zu überraschen.
Du zogst mit deiner Wärme fort
und Liebe in den Taschen.

Ich blieb zurück im kargen Raum,
kam vor mir wie ‘n Karbunkel.
Nun weiß ich, wie ein Herz zerbricht,
die Träume wurden dunkel.



Die Malerin 04/23 – Dunkelheit -poetry

Du legtest mir die Bänder an,
nicht um mich zu knechten.
Im Kopf Fontänen sprangen
mit wunderlich Geflechten.


Ein gläsern Sprung durchzog mein Hirn,
so lief ich übers Wasser.
Du zogest kurz die Geißel durch,
Geflechte wurden blasser.


Ich seh im Spiegel mein Gesicht
und wend mich schaudernd ab.
Die Läuterung zieht mir das Fell,
ich büße nicht zu knapp.


Das rote Bild auf meiner Haut
entsteht so unter Qualen,
doch du bist eine Künstlerin,
mit Gerte so zu malen.



Gebrochen 04/23 – Dunkelheit

Ich hab dich gebrochen, du liegst mir zu Füßen.
Es wird mir ganz sicher das Leben versüßen.
Ein wildfremdes Leben kräftig zerschunden,
hinterließ in mir Narben, habs noch nicht verwunden.

Das Kalte, das Dunkle floss ich mich hinein,
ein Schrei brach heraus mit blutigem Schleim.
Ich heule, ich weine, ich löse mich auf.
War nur eine Wolke im Zeitenkreislauf.



Das tapfere Schreiberlein 04/23 – Exot -poetry

Erschöpft leg ich den Stift beiseite.
Poesie in voller Breite,
in der Qualität vorzüglich,
auch vom Thema her vergnüglich
zeigt sich auf dem Pergament,
was mir auf dem Herzen brennt.

Sieben traurig dunkle Dramen
soll'n ergötzen edle Damen.
Sieben Werke sich hier scharen,
dass muss diese Welt erfahren!
Teile sie im Netz sogleich,
sieben Stück auf einem Streich.



Endzeit 04/23 – Dunkelheit -poetry

Er, der keinen Namen hat,
ließ sich nicht beraten.
fühlte sich von Menschen arg
und auch aus Rom verraten.
Er sandte seine Schergen aus,
auf das sie uns befrieden.
Vielleicht gelingt es endzeitlich,
das wir uns wieder lieben?

Ich sah die Reiter ohne Gnad
und wie sie Ernte halten.
Die Midgardschlange spie ihr Gift
und die Posaunen schallten.
Fenrir tobte wild entfesselt,
Osiris öffnet Pforten,
Ammit ist schon pappesatt,
groß Trübsal allerorten.

Der Mantikor und Behemoth
beherrschen alle Lande.
Die Dämonen aus Tartaros
entflohen aus der Bande.
Die Tafeln sind zerschlagen,
das Tier erhebt das Haupt.
Ein Siegel wird gebrochen,
die Welt versinkt im Staub.

Ich fick die Hure Baylon,
um euch vor ihr zu retten,
erwache aus dem dunklem Traum,
zersprenge alle Ketten.
Ich schwebe über Kunlun
in liebend Transzendenz,
ihr badet in den Tränen
friedvoller Immanenz.



Hoffnung 04/23 – Weltverbesserer

Immer wenn der Tag erstirbt,
muss ich mich zerteilen.
Funken streben durch die Nacht,
möchten euch ereilen.

Werd zum warmen strahlend Licht,
dring tief in euch ein,
stärke eure Zuversicht.
Seid niemals allein.

Bin der Lichtblick, bin der Tag,
auf stets neu erscheine.
Herrscht auch grade Finsternis,
blühen Hoffnungskeime.



Ich lese 04/23 – Weltverbesserer

Umschlingst mich mit Gedanken,
sitz hier erwartungsvoll,
Gefühle ohne Schranken,
ein Spruch umarmt mich warm.

Seh deine Brauen runzeln
und die Lippen ziehen
sich zum spöttisch schmunzeln,
die Hände auf dem Tisch.

Ich setze mich bequemer
und spür dich zart im Nacken.
Ich fühl mich wie ein Krämer,
kauf schön Gefühle ein.

Ich tauch aus deiner Weite
wieder in diese Welt
und leg das Buch beiseite
mit lächelndem Gesicht.



Baustelle 04/23 – Exoten -poetry

Fahrbahn verbreitert, Bäume gefällt,
mediale Lokalfront berichtet der Welt,
wie wir uns gegen Staus erheben.

Verdichtung lässt die Erde beben!



Lasst mich 04/23 – Weltverbesserer

Trage schwer an diesen Fesseln,
flach am Boden leide ich.
Ziehen mich in gift’ge Nesseln,
doch ich widerstehe noch.

Lasst mich meine Schwingen nutzen,
aus der Hölle führt mein Sinn.
Phantasie lässt sich nicht stutzen,
führt mich bunt zum Himmel hin.



Sehn.Sucht 04/23 – Dunkelheit -poetry

Wusstest du, dass jede Nacht mich erneut verschlingt,
in mir jeder Widerstand grob zu Boden ringt?
Nur mit deiner Hilfe kann ich mich verstecken.
Muss des nächtens nicht ohne Schlaf verrecken.

Glückselig wird mein Lächeln, wenn ich in dir versinke.
Verwaschen wird die Sprache, du Whisky, meine Schminke.



Traum.Job 04/23 – Exoten

Ich sitze hier am Monitor
und kontrolliere Träume.
Ein echter Schinderhannesjob,
doch ungeahnte Räume

eröffnen sich debilem Hirn,
Normalos würden kranken.
Es laufen hier Szenarien,
unmenschlich, ohne Schranken.

Vernehm Protest, dies stört mich nicht,
Gedanken sollen seien frei.
Natürlich gebe ich nicht recht,
bin die Gedankenpolizei.

Ich schreite ein und lösche aus,
wenns aussieht wie das Leben.
Ihr solltet wenigstens im Schlaf,
was richtiges erleben!



Glücksversand 04/23 – Exoten -poetry

In den ebay Kleinanzeigen
preise ich das Paradies,
es erhöhen sich Gebote,
Knete fließt wie Gartenkies.

Press das Glück in die Amphoren,
honigsüße Worte tropfen,
viele Augen selig leuchten,
wollens in die Taschen stopfen.

Die geringen Halbwertszeiten
fordern den Expressversand
und auf seinen langen Wegen
himmlisch Lachen stets entstand.

Die Empfänger schlürfen Reste
glücklich grinsend in sich rein,
doch zu schnell ist es verflogen
und zurück ist alte Pein.

Glück in Flaschen wirds nie geben,
zu fragil ist die Substanz,
aber mit der Hoffnung eben
pusche ich gern die Bilanz.


Sitzen gelassen 04/23 – Dunkelheit

Honigsüße Worte tropfte er mittags
falsch lächelnd auf mich
und fesselte mich mit Gedanken.

Lecke mir die süßen Lippen
und reiße die Augen auf,
als die Schwärme auf mich stürzen.

Ich bin allergisch gegen ...



Zeitung für die Notstandgebiete 04/23 – Prosa -poetry

Problem gelöst
Hambach - Mit einer vorzüglich vorbereiteten und durchgeführten Razzia gegen die an unseren Werten zweifelnde Letzte Generation wurden allein in NRW ca. 723.000 Klimakleber und Unterstützer inhaftiert. Auf Grund der Überlastung unserer Haftanstalten wurden die Klimaterroristen vorläufig im Tagebau Hambach untergebracht. Da weiter Temperaturen unter Null Grad erwartet werden, bleibt abzuwarten, ob sich die Häftlinge für oder gegen die Nutzung der dortigen Braunkohle entscheiden werden. In jedem Fall gewinnt RWE, welche auch die Notrationierung übernimmt.
In anderen Bundesländern schieben oder schleppen die Inhaftierten SUV emmissionslos durch die Städte. Geschieht diesen Terrorsiten recht, sagen wir!

Todesstrafe eingeführt

Düsseldorf - NRW ist das 13. Bundesland, dass die Todesstrafe wieder einführte. Da seit der "Zeitenwende" Landesrecht über dem Bundesrecht steht, hat nach den letzten Unruhen in Stelborn (Sauerland) der Landespräsident gem. Art. 60 der Landesverfassung NRW die Einführung der Todesstrafe beschlossen.

Exekutor rechtens

Münster - Der Verfassungsgerichtshof bestätigte den Einsatz von Polizei-Exekutoren als verfassungskonform. Die Exekutoren vereinen in Notstandsgebieten (NRW) die Befugnisse von Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz in einer Person. Selbst die sofortige Vollziehung von Todesurteilen erscheint nicht ausgeschlossen.
Der derzeitige Innenminister beschwichtigt: "Unsere Exekutoren werden umfassend beschult, um die Menschnenbürde bei der Durchführung der Hinrichtungen zu beachten."

Medikamentenknappheit

Hagen - Gestern griff ein 13jähriges an ADHS erkranktes Kind einen 3jährigen Pitbull an und verletzte ihn schwer. Seit Wochen hatte der Knabe kein Ritalin bekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall nicht.

17 Dealer eliminiert

Dresden - Am Anti-Drogen-Tag der UN wurden in Sachsen 17 Drogendealer hingerichtet. Es handelte sich zumeist um Angestellte von sogenannten Trinkhallen und zwei Rentnerinnen. Nach Regierungsangaben stieg die Zahl der registrierten Drogenabhängigen von 2003 bis 2023 um mehr als das Vierfache von 148.000 auf 682.000. Im Innenministerium wurde der Erfolg gebührend und ausgiebig gefeiert.

Ofen repariert

Stelborn (Sauerland) - Der defekte Ofen, welcher die Unruhen auslöste, funktioniert wieder. Es war nur eine Sicherung heraus gesprungen, welche sich allerdings im Nachbargebäude befand. In der langen Warteschlange kam es zu tumultartigen Szenen, wie ein BILD Reporter berichtete.

Polizist war schneller

Brandenburg - Ein 70jähriger Reichsbürger wurde gestern von der Polizei erschossen, als er Pkw fahrend seine Genossen per whatsapp vor der Polizeikontrolle warnen wollte. Der Polizeipräsident erklärte, dass die Polizei eine Verdunklung der Aufklärung von Ordnungswidrigkeiten nicht zulassen werde. Außerdem führte der Reichsbürger erschwerend zur Tat auch keinen Sanikasten mit. Durch das Auffinden von über 1700 Euro Bargeld konnte er zudem auch eindeutig als reicher Bürger identifiziert werden.

Grausamer Selbstmord

Lindlar - Erst jetzt wurde ein entsetzlicher Suizid in Lindlar bekannt. Ein polizeibekannter Choleriker wurde mit 52 Messerstichen im Stadtpark aufgefunden. Seine Abschiedsbotschaft "ACAB" hatte er noch in den Waldboden ritzen können. Vermutlich hatte er seine Sanitöterausbildung zu ernst genommen. Die Verzögerung der Aufklärung und Meldung wurde mit einer Lese-Rechtschreibschwäche der aufnehmenden Polizisten erklärt.

Kriegslage geklärt

Bachmut - Nachdem die russische Armee die Ukrainer tagelang mit russischen Weisen per Stalin-Orgel malträtiert hatten, gaben diese auf. Präsident Selensky erklärte die Frontbegradigung für erfolgreich.

Vor dem Kältetod errettet

Schmallenberg - Eine 45jährige Joggerin rettete einem 32jährigen schwarzafrikanischen Flüchtling vor dem Erfrierungstod. "Er lag dort am Rand des Joggingpfades und war schon ganz weiß."
Mit den eisigen Temperaturen der letzte Nächte hatte der mutmaßliche Triebtäter wohl nicht gerechnet!?

Pech gehabt

Duisburg - Bei der Eliminierung von Gedankenverbrechern und Grafittisprayern durch die Polizei wurde ein Querdenker von Querschlägern tödlich getroffen. Die Polizei erhofft sein Ableben in den nächsten Stunden. Wer sich unserer Demokratie in den Weg stellt, kommt darin um, lautete das Statement des Polizeisprechers.

Das Wetter

Im Laufe des Tages ziehen einige kräftige Chemtrails ostwärts über NRW. Vor allem im Ruhrpott könnte es sich lohnen, Rentner und Kinder auf die Straße zu schicken.

Netzausfall

Ruhrgebiet - Im Pott kam es zu einem großflächigen Internet- und Mobilnetzausfall. Nachdem die Betroffenen ihr Antlitz vom Smartphone gelöst hatten, kam es zu gewalttätigen Unruhen. Wir vermuten, dass sich auch Familienangehörige nach langer Zeit nicht mehr erkannten.
Mit Polizeiartillerie wurden einige Stadtgebiete befriedet.

Lehrermangel ausgeglichen

Düsseldorf - Durch eine, teilweise auch jahrgangsübergreifende, Erhöhung der Klassenstärke und Verkürzung der Schulpflicht wurde der Unterrichtsausfall auf Null gesetzt und der Lehrermangel komplett ausgeglichen. Einige wenige Versuchsklassen wurden durch KI unterrichtet. Der Anteil werde sich im Lauf der Zeit automatisch erhöhen, ließ das Schulministerium freudestrahlend verlautbaren.

Kindergrundsicherung gesichert

Berlin - Nach der Einberufung der ersten Kinderkadetten zur Bundeswehr erscheint durch die Erhöhung der Einberufungszahlen eine Finanzierung der Kindergrundsicherung für Zivilisten wieder möglich. Die Kadetten werden aus dem Sondervermögen bezahlt.

Ukraine in die NATO

Kiew - Präsident Selensky verpachtete die Restukraine für die nächsten 99 Jahre an die NATO - als Truppenübungsplatz.
So bleibt Demokratie wehrhaft, sagen wir.

Verlängerung beschlossen

Berlin - Angesichts der sich weiter verschärfenden Krise beschlossen alle deutsche Landes- und Bundesparlamente eine Verlängerung des Intelligenzschutzgesetzes. Dies sei zwingend notwendig, um unsere regelbasierende Idiokratie zu erhalten. Da sich dadurch automatisch auch die Schutzhaft von Sarah Wagenknecht verlängert, begrüßen wir dies natürlich.
Vermutlich werden Harbock und Baerbeck als neue Reichsverweser eingesetzt. Es erscheint allerdings noch nicht sicher, wohin Özreiter und Hofdemir verschubt werden können.

Vermisstenfall

Olaf Scholz bleibt weiter verschwunden. BND, MAD, NSA, SD und CIA sind sich nicht einig, ob sie sein Verschwinden in Bachmut den Chinesen, Nordkorea, Iran oder den Russen anlasten sollen. Friedrich Merz soll bessere Laune zeigen als zuvor.
Angeblich wurde Olaf Scholz schon mehrmals in Berlin gesichtet, konnte sich aber weder an Cum-Ex noch an seinen Namen erinnern.

Sollten wir die nächste Razzia überleben, geht es nächste Woche weiter. Grüße aus Takkatukkaland.



Huldigung 05/23 – Exoten -poetry

Heil dir in meinen Armen,
ich lobpreise den Kontakt,
stammle Worte warme,
die Gefühle zu abstrakt.

Hast erhört mein winselnd Flehen,
gibst die Wärme mir zurück
und Posaunenklänge wehen,
in mir steigert sich das Glück.

Bist mein Tempel tief im Winter,
auch mein Iglu in der Nacht.
Hab trotz Stromkostenerhöhung
Wärmedecke angemacht.



Regenbogen 05/23 – Exoten

Ein Tor aus allen Farben
lud mich mal freundlich ein,
ich sei herzlich willkommen.
Ich trat gespannt herein.

Ich kann es nicht beschreiben,
es war das Paradies,
glückselig Lichtgestalten
tanzten auf goldnem Kies.

Umarmt, geküsst, beköstigt,
wir haben viel gelacht,
als ich mal pinkeln wollte,
bin ich hier aufgewacht.


Falsches Rezept 05/23 – Dunkelheit

Ich nahm deine eisige Kälte von vorgestern,
deinen kochenden Neid von soeben,
um etwas bekömmliches zu zaubern.

Es misslang, Scheiß-Narzisst.


Überabzählbar? 05/23 – Exoten -poetry

Du wolltest gern unendlich sein,
dann zähl ich dich mal durch
und Schnitt für Schnitt vermehr ich dich,
in kaum noch abzählbare Stücke.

Ich seh den Schock in euren Augen.
Warum?
Ich brachte doch nur
eine Zwiebel zum Weinen.


Achtsam kuscheln 05/23 – Prosa -poetry

Danke für den Schnupperkuschelkurs, natürlich genieße ich mein Leben, lieber Therapeut. Ich möchte nachhaltig und achtsam kuscheln.

Die Haare in deiner Ohrmuschel haben unterschiedliche Farben. Du versuchst, nach mir zu schlagen, windest dich in meinem Griff. Ich spüre dein Kinn auf meinem Unterarm und versuche deinen schwächer werdenden Puls zu fühlen – kleine Achtsamkeitsübung. Sogar dein frischer Schweiß riecht unangenehm. Es dauert immer ein bisschen, bis die Abwehrbewegungen nachlassen. Ich zähle die Schuppen auf deinem Haupt. Natürlich warte ich ein wenig länger, schließlich arbeite ich nachhaltig. Unverletzt, aber tot, lasse ich dich sanft aus meinen Armen gleiten und bette dich in die stabile Seitenlage. Noch einmal lasse ich meinen Blick achtsam durch das Zimmer schweifen, bevor ich gehe. Du hättest erst morgen wieder Termine gehabt.

Oh Mist, Fehler, eigentlich wollte ich mich vorher noch bei dir bedanken, dass du Carmen geholfen hattest. Dank dir hatte sie wieder Kraft – für den Suizid.

Ich kenne zwar keine Carmen, aber es gibt immer eine.


Adieu 05/23 – Gefühle -poetry

Ich lass den Tränen freien Lauf
und lächle noch dabei,
denn doppelt danken sollt ich dir,
dass dieser Schmerz mich trifft.

Du zogest mich aus meinem Loch
und führtest mich ins Leben.
Mein Wolf ist tot, ich schrei es raus
und kann es doch nicht ändern!


Altersweisheit? 06/23 – Dunkelheit -poetry

Ein Leben lang, da sparte ich
an Worten, Gesten, Taten
und stellte dann zur Halbzeit fest,
bin aus dem Takt geraten.

Ich sparte auch an Zeit uns.
Ich hob sie auf für später
und merke nun, war dies blöd!
War ein Gefühlsverräter.

Die Zeit wird knapp und ich kann nicht
Erlebnisse ersetzen,
die nicht geschahen, weil mich Wicht
der Ehrgeiz tat zerfetzen.


Stolz 06/23 – Gefühle

Tagtäglich werde ich
ganz woke diskriminiert;
der alte weiße Mann
im Kopfe voll verschmiert.

Ich leide nicht darunter,
denn noch hab ich die Macht.
Ihr dürft euch empören
nur leise in der Nacht.


Zeilenseufzer 06/23 – Exoten

Ich suchte lang
und fand ihn über mir
- Mondtag.


Tagtäglich
schmiede ich mein Wort zur Waffe
und verteidige uns


In der Wortwaffenschmiede
der medialen Lokalfront
wird der Angriff vorbereitet


Zeitgeist
Heut blogg ich deinen Übergriff
morgen hängt dein Schiff im Riff


Spürte Leere im Kopf,
erahnte den Vakuumzerfall.


Krankenschwester
Ich zeigte meinen sexy Blick,
sie tippte auf Schlaganfall.


Dein Erbgut war Betrug,
mein Leben nur Nebel.



Grusel 06/23 – Dunkelheit -poetry

Er, der nicht genannt sein darf,
dich aus deinem Leben warf.
Er, der nicht genannt sein will,
holte sie in aller Still.
Er, der nicht genannt sein soll,
lebte ewig ohne Groll.
Er, der keinen Namen hat,
macht grad dein Leben platt.

Dessen Namen keiner kennt,
hat selbst seinen Tod verpennt.
Und wir kleinen armen Wichte
konstruieren ne Geschichte
von nem grauen Überwesen
und erzählen sie am Tresen.
Grusel läuft den Rücken runter
und die Restwelt wird viel bunter.



Ich bei dir 07/23 -Dunkelheit -poetry

Du scheinst mir ein gebranntes Kind,
das zuviel vom Leben trinkt.
Deine Glieder sind so starr
und nach oben steht dein Haar,
wenn ich schlüpf in dich hinein,
würdest du so gerne schrei’n.
Doch zu eng wird deine Brust,
absolut Kontrollverlust.

So gern hör ich dein Keuchen.
Erbaulich ist dein Wimmern.

Wenn ich später dich verlasse,
bebt dir noch die Haut, die blasse.
Hab dich völlig ausgewrungen,
Luft fließt wieder in die Lungen,
auch die Glieder werden locker
und so sinkst du untern Hocker.
Deine Kleidung kann nicht saugen
dieses Wasser aus den Augen.

So gern hör ich dein Keuchen.
Erbaulich ist dein Wimmern.

Bin deine Angst.



Unverstanden 07/23 – Dunkelheit -poetry

Ich kuschle mit der Einsamkeit,
ich schmieg mich an die Nacht.
Ich hör euch drüber reden,
ich fühl mich ausgelacht.

Ich stell mich in die Mitte,
ganz nackt und bloß, nur ich.
Ich blick euch in die Augen
und leide fürchterlich.

Ihr seht mich nicht,
schaut durch mich blind,
in mir steigt Angst,
bin nur ein Kind.




Perspektiven 07/23 – Exoten

Dein Leben wär so eintönig,
stets herrsche tiefe Flaute.

Würd ungern mit dir tauschen,
habe meist Gegenwind,
der überwiegend selbst erzeugt,
doch immer kühlend war.

Doch schau mal dort,
mit Rückenwind durchfliegen sie ihr Leben.
Sie sind so leicht, entflammbar,
weil Schwere sie nicht drückt.



Folxsturm? 07/23 – Exoten -poetry

Des Volkes Sturm nur lauer Wind,
ein Diplomat goss warm geschwind
kleine Perlen unter Säue,
dass es diesen Plebs erfreue.

Er gebrauchte große Worte
und sie fraßen diese Torte
und sie kotzten, um zu fressen,
gleich ihr Hirn aus, um stattdessen

huldigen dem neuen Herren.
Voller Bauch vergaß zu plärren.
Volkes Sturm nur laues Lüftchen
vermischt mit Exkrementendüftchen!




Rückkopplung 07/23 – Prosa -poetry

Jetzt reicht es, das lasse ich nicht mit mir machen! Es wird Zeit für ein neues Modell. In Zukunft wird jede politische Entscheidung zur Verschränkung der Synapsen der Politiker inklusive ihrer Einflüsterer mit den betroffenen Wählern führen. Falls die kritische Anzahl negativer Rückkopplung überschritten wird, beginnt die Schmerzphase. Positive Entscheidungen führen natürlich zu euphorischer Rückkopplung. Sollten weiterhin unvorteilhafte Entscheidungen getroffen werden, geht die Schmerzphase in die Selbstzerstörung über.

1. Woche: Einige Abgeordnete verlassen nach ihrer Stimmabgabe unter Schmerzen schreiend den Saal. Die Oppositionsparteien reiben sich die Hände.
2. Woche: Beraterfirmen suchen händeringend nach Personal, der Krankenstand ist katastrophal. In ganz Europa gibt es keine Schmerzmittel mehr.
3. Woche: Nach der Zustimmung für eine neue Waffenlieferung sinkt die Abgeordnetenzahl um ein Drittel. Noch nie war der Bundestag so billig.

4. Woche: Seitdem der Bundestag nur noch halb besetzt ist, beraten sich Abgeordnete mit Bürgerausschüssen. Gesetzesbeschlüsse dauern länger, doch die Gesetze werden verständlicher und werden akzeptiert. Permanent glücklich grinsende Politiker sah man nach der Vereinfachung des Steuerrechtes.
5. Woche: Da weder Habock noch Bärbeck nie euphorisch schienen, noch jemals Schmerzen zeigten, wurden sie wegen Reptiloidenverdachts zwangsweise gescannt. Synapsen oder ähnliches wurden nicht gefunden.
6. Woche: Politik scheint wieder Spaß zu machen, trotzdem beschließen die ausgedünnten Regierungsparteien zurückzutreten und Neuwahlen anzusetzen.

7. Woche: Mit einer Wahlbeteiligung von 85 % hatte niemand gerechnet. Die AfD wird als zweitstärkste Partei mit der Regierungsbildung beauftragt. Einige hoffen auch hier auf Ausdünnung, andere befürchten eine Habock Analogien.
8. Woche: Erdgas kommt wieder aus Russland, die USA droht mit einem Erstschlag, Polen macht die Grenze dicht.
9. Woche: Auf Grund der eskalierenden internationalen Lage verhängt die Regierung den Notstand, nur ein Abgeordneter überlebt. Da schon vorher andere überlebende deutsche ParlamentArier in andere Staaten emigrierten, zeigen inzwischen auch dort die Synapsenrückkopplungen ihre Erfolge.

10. Woche: Weltweit wird über jedwede zwischenmenschliche Entscheidung durch den Rückkopplungsmodus länger nach gedacht. Bürgerräte entscheiden.
11. Woche: - träumt weiter



Schmerzverarbeitung 07/23 – Gefühle -poetry

Ich suhle mich in süßem Schmerz,
bin nur ganz klein, nicht wichtig.
Bin jetzt allein, was soll schon sein,
genoss die Liebe richtig,
will jetzt nur tanzen, tanzen, tanzen.

Ein wenig Rhythmus, ein starker Bass,
die Melodie ein Segen,
wirbel mit Himmel, Tag und Nacht,
dreh mich mit Wind und Regen.
Ich werde fliegen, fliegen, fliegen.

Der süße Schmerz geht bald vorbei,
doch niemals kommst du wieder.
Bin jetzt allein, was soll schon sein,
genieß den Duft von Flieder,
will nur noch tanzen, tanzen, tanzen.




Enttäuschung 08/23 – Gefühle -poetry 1650 hits

Ich reiß mir das Hirn auf beim Reimen
und stelle hier täglich was ein.
Ihr wollt euch mit mir nicht vereinen,
die Zahl meiner Klicks bleibt nur klein.

Ihr wollt meine Lyrik nicht schätzen,
in mir entsteht Frust und auch Wut.
So werd ich beim Mod euch verpetzen,
die Antwort kam prompt und war gut:

Das Filmset des Lebens ist weit und begehrt,
die Stars dem Direktor jedoch nur Bagage.
Vom Abspann mit keinem Namen geehrt
Statisten nichts weiter als bunte Staffage.

Mein Schmollmund wollte schon kreischen,
die Selbstreflektion macht mich stumm.
Um Aufmerksamkeit zu erheischen,
mach ich mich hier nicht mehr krumm.



Geistduell 08/23 – Gefühle

Duelldistanz zwei Meter,
Mimik ohne Emotion,
deine Lider wie Visiere,
pulsendes Adrenalin,
dein Körper eine Waffe,
Widerstand gefährlich,
in mir wächst der Hass auf dich
widerlichen Widersacher.

Wende mich eiskalt ab,
schlage keine Spiegel.



Sicherheitshinweis 08/23 – Prosa -poetry

Mit dem Durchtrennen oder Durchtrennenlassen der Nabelschnur erklären Sie Ihre Zustimmung zu den Risiken des Lebens.
Grundsätzlich stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen, doch engen alle postnatalen Entscheidungen Ihre Möglichkeiten zumeist stark ein, zumal Sie anfangs in eine arg beschränkende Obhut gegeben
werden, in welcher Sie kaum Mitspracherechte haben. Mit dem Erkennen dieser Despotie steigen Sie in die Trotzphase ein, welche vermutlich unmerklich in der Pubertät münden wird. Nun werden Sie alle Möglichkeiten erkennen, die Ihnen dieses Leben hätte bieten können und zugleich die großen Maschen im Sieb wahrnehmen.
Wir wünschen Ihnen viel Glück mit den hängengebliebenen Resten.

Übrigens, sollten Sie die Nabelschnur nicht durchtrennen oder durchtrennen lassen und die Zustimmung verweigern, dürfen Sie ein Leben lang nörgeln.

Sollten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Geburt geschäftunfähig und/ oder Analphabet sein, verklagen Sie Ihre Eltern, auch wenn die Klage untauglich erscheint, um eine Wiedereinsetzung in den pränatalen Stand zu erreichen.




Der Tod 08/23 - Weltverbesserer

Ich sah so viele rennen,
wahrscheinlich vor ihm weg
und letzten Blicks erkennen,
es hatte keinen Zweck.
Er holte sie sich alle,
verrieselt war der Sand.

Ich geh dem Tod entgegen,
nun schon ein Leben lang.
Ich fühl mich nicht verwegen,
doch mir ist auch nicht bang.
Genußvoll und zufrieden
geh ich zum letzten Stand.




Kohärenz verloren 08/23 – Gefühle -poetry 1261 hits

Heute ging ich wieder einmal in mich und
entdeckte Platzmangel. Ich war überrascht,
wie viel Platz du schon in mir einnimmst.

Auf die Schnelle sortierte ich ein paar
belanglose Erinnerungen aus und entsorgte
sie im Ultrakurzzeitgedächtnis.

Später am Abend frage ich mich, was
mich an dir so faszinierte. Warum es
diese innigen Bilder von uns gibt?



Köln vor 35 Jahren 08/23 – Dunkelheit -poetry 1693 hits

Silke sitzt im BMW,
sie sind nicht weit vom Dom.
Ringsum sind viele Menschen,
sie scheinen sehr erregt.

Silke ist das sehr egal,
im Auto stinkts nach Schweiß.
Dieter quatscht mit Udo
und der steigt auch noch ein.

Udo lotst, Hans-Jürgen fährt,
Marion schminkt die Lippen.
Ines weint schon länger nicht,
Silke schließt die Augen.

Sie spürt die Mündung unterm Kinn
kaum noch auf ihrer Haut
und wartet doch seit Stunden nur,
dass dies alles endet.



Gute N8 Geschichte 08/23 - Prosa

G: Na Kinder, soll ich euch noch eine GuteNachtGeschichte erzählen?
K: Oh ja, bitte, Großvater.
G: Es lebte einmal vor langer Zeit in einer kleinen Stadt …
K: Großvater, was ist eine Stadt?
G: Nun, dort lebten viele Menschen miteinander.
K: So, wie in unserem Lager hier?
G: Naja, 100mal so viele.
O: Erwin, du sollst die Kinder nicht immer so durcheinanderbringen!
G: Also, es lebte einmal vor langer Zeit in einer kleinen Stadt in einem großen Haus …
K: Großvater, was ist ein Haus?
G: Nun, man schichtete viele Steine über- und nebeneinander und setzte noch ein Dach drauf.
K: Warum?
G: Man wohnte darin.
K: Wie kam man denn hinein?
G: Man ließ ein Loch offen und baute eine Tür hinein.
K: Also wie unsere Grabmäler, aber mit Tür.
G: Ja, aber größer, mit weiteren Löchern, die das Licht hineinlassen. Also, es lebte einmal vor langer Zeit in einer kleinen Stadt in einem großen Haus ein Mann, der hatte es allein durch seine Hände Arbeit zu unermesslichem
Reichtum gebracht. Und …
K. Großvater, was ist Reichtum?
G: Egal, morgen erzähle ich euch ein anderes Märchen.



Gedanken 08/23 – Dunkelheit

Verbrechen in Gedanken
ahnden vorm Entstehen,
wird selten funktionieren,
auch wenn die Opfer flehen.

Im Wachturm der Gedanken
werden Mauern dunkeldicht.
Die Ahnung einer Freiheit
besteht dort grundsätzlich nicht.

Die Gedanken sind frei,
wenn wir sie nicht verraten.
Sprichst du sie einfach aus,
ist die Flucht angeraten.



Falsche Kreise 08/23 – Gefühle

Ich kreise in den Gängen
meiner Festung der Gedanken.
Ein Wachturm aus Angst
täuscht Sicherheit vor.

Fremde Menschen sind Gefahren.
Sie verwirren meinen Geist.
Ungesagtes dröhnt so kalt,
dass ich kaum Wärme spüre.

- Wechsel -

Ich kreise in den Gängen
der Bibliothek des Wissens.
Der Turm aus Weisheit
lässt Angst nicht zu.

Warum soll ich in Gängen kreisen?
Tret hinaus, geh unter Menschen,
lasse die Umarmung zu,
weise Falschheit von mir.



Gitter aus Glas 08/23 – Dunkelheit -poetry

Sie starren mit schallendem Spott
auf dein handyversenktes Haupt.
Keine Zweifel, es ist kein Komplott.
Hast du dies wirklich geglaubt?

Sie tracken dich, wohin du auch rennst
und wenn sie fordern, klickst du still.
Wie lange noch, bis du erkennst,
dass man nur mit dir spielen will?

Für sie ist ein heitrer Spaß,
sie feixen, saugen deine Daten,
denn deine Zelle ist aus Glas
und sie sind die Datenkraken!

Heimlich träumst du, es zu wagen,
die zarten Stäbe deiner Gitter,
leicht wär es, sie zu zerschlagen,
doch du hast Angst vor einem Splitter.

Am Ende bleibt nur die Erkenntnis,
einfach scheint der Weg ins Glück.
Komm, zerbreche dein Gefängnis
oder gläsern bleib zurück.

Upgrade aus Gitter aus Glas © 12/2004 Rif-Sa



dein Fehler 08/23 – Weltverbesserer

Ich höre noch das grelle Bersten
der Schollen unter dir.
Ich seh deine aufgerissenen Augen
unterm Eis vorbei treiben.

Ich fühle die mörderische Hitze
des Scheiterhaufens.
Ich bin ein Geschöpf des Feuers,
ich brenne selbst
und erleuchte die Nacht.



Eis und Feuer GoT 08/23 – Exoten

Nach dem ersten langen Sommer als die Sterne
bluteten und eisige Winde wehten, wurde es
Zeit für mich:

Lang schaffte ich am heiligen Feuer,
hundert Tage legte ich Schicht auf Schicht,
hundert Tage setzte ich Schlag auf Schlag
auf die weißglühende Klinge,
um sie jetzt in deinem Herz zu härten.

Dein Schrei trieb die Monde auseinander.
Dein Mut, deine Blutseele, deine Kraft
wurden Lichtbringers liebende Macht.
Mit ihm werde ich den Großen Anderen
zurück in die lange Nacht treiben,

doch ich vermisse Nissa Nissa.

Azor Ahai – Bücher von Asshai



Trugschluss 08/23 – Gefühle

Ich seh die Hand vor Augen nicht,
ich spüre sie im Schritt.
Hab deine Haare im Gesicht,
das wird ein toller Ritt.

Du hast mich einfach eingespannt,
dein Mann ist unterwegs.
Wär ich mal lieber weggerannt,
doch ich war geil, wie stets.

Bei Licht hätt ich es nie getan,
doch schummrig kuschl ich gern.
Es stört uns keine falsche Scham,
der Höhepunkt ist fern.

Ich lös das lieber hier nicht auf,
nachher liests meine Frau.
Sie glaubt, du hättest es nicht drauf,
doch ich wär eine Sau.



Erlöst 09/23 – Weltverbesserer

Niemals hast du an Tod gedacht,
du wolltest ewig leben.
Schon oft hat er dich angelacht,
die Norne ist am Weben

und nun zu kurz dein Faden ist,
es reicht nicht zum Verknüpfen.
Jetzt hilft auch keine schlaue List,
du kannst ihm nicht entschlüpfen!

So reichst du ihm die warme Hand
und sinkst an seine Brust.
Du fühlst dich wie ein fließend Sand,
geborgen ohne Frust.



Erstaunlich 09/23 – Exoten -poetry

Nun liegst du nackt vor mir,
unschuldig und zart.
Gern hab ich dich entkleidet.

Sanft prüfen meine Hände
deinen hellen Leib.
Er ist so straff und fest.

Ich setze das Messer an,
sehe Perlen tropfen
und halte erstaunt inne:

Die Zwiebel weint!




Aufguss 09/23 – Exoten -poetry

Mir gehen grad die Worte aus,
um dies hier zu beschreiben.
Ich sehe nackte Leiber
sich aneinander reiben.

Ich hör gequältes Keuchen,
ein Auf- und Abgefahre,
die Torsen schweißgebadet
und angeklatscht die Haare.

Adonis neben Hängebauch,
Hetären zwischen Damen,
die Körper sind wohldurchgemischt
mit überkreuzten Armen.

Der Zeremonienmeister
leicht lächelnd diabolisch
verteilt die Höllenhitze,
nun stöhnen sie euphorisch.



grübeln 09/23 – Gefühle -poetry

Aus der Festung der Gedanken
brach ich aus ins Labyrinth.
Kognitive Dissonanzen
schmerzten wie ein frischer Grind.

Denke nach über mein Denken
und der Strudel zieht mich tief.
Alles dreht sich nur im Kreise,
alles falsch, missraten schief.

Bin ich mir wirklich selbst bewusst,
frag ich mich an andrer Stelle
oder bin bewusst ich selbst,
doch wo wird das Dunkel helle?

Im Labyrinth der Gedanken
schein ich nun gefangen
und wollte doch nur
aus der Festung gelangen.



Erinnerung? 09/23 – Exoten -poetry

Ich seh dich auf mir sitzen,
den Körper an mir reiben.
Du scheinst mir ziemlich geil,
willst es mit mir treiben.

Ich bin mir nur nicht sicher,
ist dies real geschehn?
Kann ich grade nur
eigne Träume sehn? (igitt, niemals!)

Rein tiefenpsychologisch
kann beides dies bedeuten.
Die Wahrheitsfindung liegt
in Hand des Therapeuten.

In meinem Kopf Gedanken
die Welt so konstruieren,
bis sie für mich gut passt,
dann „Wahrheit“ proklamieren.



Verliebt/ Verkannt 09/23 – Gefühle

Komm mit zur Kathedrale der Gedanken,
kniend durchbrechen wir dort Schranken.
Sie, ohne Namen, wird uns vereinen,
wir werden uns kennen, auch im geheimen.
Wir werden verschränkt, wir werden verbunden,
wir müssen uns nicht über Wochen erkunden.

Ich bin so verliebt, ich will dich für immer,
von deinen Gefühlen versteh keinen Schimmer:
Du taumelst zurück mit weiten Augen,
als wolle ich dir deine Seele rauben.
Aus feuchten Lichtern tropft dein Kummer,
ich wolle ja nur deine Kartennummer.



Werkmorgen 09/23 – Exoten -poetry

Weithin läuten Kirchenglocken,
auf der Straße wird gestaut.
In den Bussen laute Schüler,
wenn der Himmel sich erblaut.

Ich selbst schaue in den Spiegel
und das Bild mir arg missfällt.
Nach dem Kaffee und dem Bagel
stürz ich mich in diese Welt.

Jeden Morgen diese Hektik,
wenn das Menschenvolk erwacht.
Tag für Tag frag ich aufs neue,
wer das alles sich erdacht.

Die besorgten Eltern fahren
Kinder mit dem Esjuwie
gerne bis ins Klassenzimmer,
auf dem Schulflur eng wie nie.

Kolja zieht dem Ben das Handy,
Arslan tritt noch einmal nach.
Lisa, Desiree und Mandy
spucken fett auf diese Schmach.

Nur die Sonne glotzt von oben,
bis ne Wolke sie verdeckt.
Hab sie oft verflucht im Leben,
hat doch alles erst erweckt.



Seufzer 09/23 – Exoten -poetry

Plakatieren verboten!
hängt an der Wand das Plakat.

Was für Idioten!



check up 09/23 – Weltverbesserer -poetry

Beflissen kniest du nieder,
geschlossen ist dein Mieder.
Ich wend mich ab im Stehen,
ein leicht gequältes Drehen.

Die Hosen ab und runter,
plötzlich wirst du munter.
Hätt zwar nen schönen Rücken,
doch solle ich mich bücken.

Dein Finger flutscht zum Stippen,
ein Ooh von meinen Lippen.
Das war ne kurze Sause,
bis nächstes Jahr ist Pause.




Prioritäten 09/23 – Exoten

Bitte, missverstehen sie mich richtig,
ich empfinde ihren Vorschlag nichtig,
bin schlussendlich ger(n)manisch depressiv
und leide prämortal sehr plakativ.

Im SocialMedia Höhlenpfuhle
zeig ich euch mein Schmerzgesuhle,
wenn sie mich jetzt tatsächlich heilen,
hab ich nichts mehr, um zu teilen.

Berühmt aus meinem schwarzem Sarge,
zähl ich nur noch als Koprophage.



Abgewiesen 10/23 – Gefühle -poetry

Mein Denken ist blockiert
vom Rückstau der Gefühle.
Ich liebte dich so heiß,
zurück kam leere Kühle.

Nur ungesagte Worte
im Zwielicht der Gedanken
flüstern unsichtbar,
mich starr und kalt umranken.

Versuchter Griff nach Sternen,
verlorne Möglichkeiten,
der Faden abgespult,
es kommen böse Zeiten.

Im Herz nur Schmerz,
jetzt wacht die Nacht.
Das Licht so fern,
das Dunkel lacht.



Werte Wertekommission 10/23 – Exoten -poetry

Es scheint schon in aller Munde,
abgelaufen eine Runde
ist meine Genialitätsurkunde.

Oh, es ist mir furchtbar peinlich,
wäre es denn sehr wahrscheinlich
oder ist verlängern kleinlich?

Können sie mein Entsetzen teilen?
Könnte die Verwaltung heilen?
Muss der Akt jetzt lang verweilen?

Um zum Ende es zu führen,
legte ich schon die Gebühren
bei, um Mitleid anzurühren.

Sollten sie sich doch erfrechen,
meiner Bitte nicht entsprechen,
muss ich mich wohl furchtbar rächen.

Ihrem Willen zum Protest,
Rückgabe als Manifest,
sehen sie dies nicht als Test.

Devote Grüße
G. Nial




Entgegnung 10/23 -poetry

Du bist nicht man und auch nicht wir,
du bist du selbst, kein Menschentier
und doch sitzt du im selben Schiff,
wenn wir bald laufen auf das Riff.

Kombüse, Kammer oder Deck
schließlich spülts uns alle weg.
Solltest du dies nicht kapieren,
werd ich dich zwangskollektivieren. ;-)



getäuscht 10/23 – Dunkelheit -poetry

Im Wachturm der Gedanken
schlägt die Glocke lautlos an.
Der Klöppel ist umsponnen,
von dir mit Falsch umgarnt.

Deine Zunge am Ohr übertönt
meine intuitive Ahnung.
Zusammen mit dir verschwindet
meine Börse ins Dunkel der Stadt.



Blutpalast 10/23 – Dunkelheit -poetry 1429 hits

Die Raketen müssen fressen,
keiner kauft das Terpentin
und sie fressen euer Leben,
trotzdem blicken alle hin.

Die Gewalt ist faszinierend,
diese Bilder ziehn euch an.
Glotzt auf die zerfetzten Leiber,
scheint ein mörderischer Bann.

Aus den Tränen dieser Schmerzen
und den Steinen dieser Gier
steht jetzt ohne Müh errichtet
ein Palast des Blutes hier.

Dieser Thron protzt frech frei offen,
alle Schleier sind verweht.
Dunkler Herrscher kann wohl hoffen,
dass der Blutdurst nie vergeht.



Paranoid? 10/23 – Dunkelheit

Ist es Schatten oder Nebel?
Erkenne es im Zwielicht nicht.
Quälend Schrei erstirbt im Knebel
und heraus erbricht sich Licht,
dass die Nebel zwar vertreibt,
doch den Schatten nicht entleibt.

Ist es Nebel oder Schatten?
Erkenne es im Zwielicht nicht.
Meine Angst will nicht ermatten,
schmerzhaft in die Seele sticht
und die Angst schwingt auf zum Reiten,
lässt mich in die Hölle gleiten.

Bin ich selbst vielleicht nur Schatten
oder nur ein garstig Nebel?
Will die Panik mich begatten?
Wächst das Grausen übern Pegel?
Eine Antwort auf die Fragen
lässt mich tief im Loch aufschlagen!




Sternenkuss 10/23 – Weltverbesserer -poetry

Aus der Galaxie verstoßen,
treibe ich im leeren Raum.
Alle mein Zukunftspläne
bleiben ein absurder Traum.

Meine Kraft ist nicht erloschen,
ziehe weiter, strahle hell
und ich raube fremde Kinder,
zieh sie unter meine Shell.

Komme endlich in Gestade,
die des Sehers Rohr nie sah
und ich spür dich hier inmitten
dieser kunterbunten Schar.

Ja, dein Leuchten ist verschwunden,
doch du ziehst mich magisch an.
Ich umkreis dich ein paar Runden,
hälst mich fest in deinem Bann.

Zelebrieren einen Reigen,
schreiten unsern letzten Tanz,
wenn wir uns pompös vereinen,
ists ein Abgang voller Glanz.



Systemkritik 10/23 – Dunkelheit -poetryy

Ein mächtiger Bote verkündete einst,
als Flüstrer im Dunklen, Visionen
von marktorientierter Demokratie
doch totalitär mit Dämonen
der Lobby, des Mammon und auch des Profits
solln stützen die Mauern der Reichen
und alle Propheten der Demut auf Knien
vor dieser Wahrheit erbleichen.

Was kosten Kampfschiffe, die niemand hier braucht,
die Panzer, Raketen, Granaten?
Es kostet uns Schulen, Gesundheit und Freud,
so werden die Völker verraten!

Wir leben im Pjöngjang zwo System,
der Kanzler wird hier noch gewechselt.
Ich frage mich täglich aufs Neue,
wie lang kriegen sies noch gedrechselt?




Herbst 10/23 – Exoten

Farben stehn in grün, gelb, rot,
Himmel ist heut zugezogen,
heller Lichtstreif auf Südwest,
Wetterfrau hat nicht gelogen.

Mit Tempo strömt der Bach dahin,
entstiefeln will die Aue,
Feuchtwiese schmatzt und rülpst so satt,
genieße, sinne, schaue.

Die Gullys fassens Wasser nicht,
die Pfützen kochen Blasen,
in Häuserschluchten ohne Licht,
massig verrotzte Nasen.

Nach dem Regen kommt der Wind,
im Wald fällt zwei Mal Regen.
Braungelb Matsch am Boden klebt,
durch Wipfel Winde fegen.

Verträumter Blick nicht weit zurück,
die Trauer will aufquellen:
Molosser stürmt durch feuchtes Gras,
ein Sturmboot teilt die Wellen.



Abgründe 10/23 – Dunkelheit -poetry

Ich sei ein Fehler, lachtest du
und im Stillen dachtest du:
So was kann man doch nicht lieben!
Falsch beraten, abgetrieben
hätte besser meine Mutter
dieses bräsig Inzuchtfutter.

Muss ich erstmal sacken lassen,
auch bei uns Eliterassen
scheinen Kinder aufzumotzen,
wollen gegen Altes protzen.
Trotzdem stöhnst du laut: Mein Bester!
Du verfickte Tochterschwester.



Lebenssinn 10/23 – Weltverbesserer 1627 hits

Die Suche nach des Lebens Sinn
erschöpft wohl euer Leben?
Falls ihr ihn mal gefunden habt,
was wird er euch wohl geben?

Die Suche lässt euch leicht vergessen,
dieses Leben ist bemessen,
selbst wenn ihr bis zum Ende rennt,

wen scherts, ob ihr den Sinn erkennt?



weiß.alt.Mann 11/23 – Exoten

Weißes Fleisch in Wohlgestalt
liegt dort im grünen Moose.
Umsichtig tast ich mich heran
und öffne schon die Hose.

Zartes Röslein, will dich brechen,
eine Waffe mein Gemächt,
Atrophie lässt mich verzweifeln,
hat göttlich Körper kein Geschlecht?

Deine Locken und dein Lächeln
lässt die Lust in mir erschlaffen
und in mir steigt auf die Frage,
welcher Gott hat dich erschaffen?

Dieser Leib, voll Unschuld, rein,
doch der Blick so wissend, frech,
irritiert die geilen Triebe,
heute hab ich einfach Pech.



Offenen Auges 11/23 – Dunkelheit -poetry

Es sind nicht alle Tage gleich,
es geht auch noch bekloppter.
Landet heut dein Flugzeug weich,
stürzt ab der Helikopter.

Wenn Martin seinen Mantel teilt,
wird niemand es ihm danken.
Da keiner diesen Wahnsinn teilt,
zerbrechen alle Schranken.

Die Endzeit hat noch keine Lust,
wir werden ewig darben.
Hindurch dem Auge in die Brust
reißt Framing tiefe Narben.

So vieles läuft schon lange schief,
man spürt es allerorten.
Verbrannt ist der Beschwerdebrief,
vertilgt sind alle Torten.



Begegnung 11/23 – Gefühle -poetry

Auf einem Mondfels trafst du mich, du wolltest nur lustwandeln.
Dein Blick war leicht empor gereckt, versuchte anzubandeln.
Du hattest Schatten im Gesicht und Lichtschein in den Haaren,
Bewegungen in Grazie fein, auch Anmut wollt nicht sparen.

Doch meine Stimme hörst du nicht, es fehlte dort die Luft
und so geschah, wies öfter kommt, im Erstversuch verpufft.
Dann spürtest du die Vibration, im Mondstaub leichtes Beben,
ganz tief im Bass hallt mein Gesang, der Staub fing an zu schweben

und als er sank, stand dort ein Text, er fuhr dir tief in Herz.
Du hattest mich vergessen lang, mein Lied war purer Schmerz.
Ich suchte dich, seitdem ich denk, stets Staub nur auf den Stühlen,
ich brauche dich, drum bleib bei mir, du, Venus, lässt mich fühlen.



Tag.Traum 11/23 – Exoten

Starrte stur in dunkle Nacht,
hat sie mich fast kalt gemacht.
Glotzte gläubig in die Sonne,
trockne Augen ohne Wonne.
Bräsig blickt ich übers Meer,
kommt sogleich ein Sturm daher.

Sinnend seh ich in den Tag,
nur er gab mir guten Rat:
Schau in ihre Seelenpforte,
dort findst du die heilgen Orte
und so schließ ich meine Augen,
lass mich von der Liebe saugen.



verletzlich 11/23 – Gefühle

Ich riss mir die Haut auf,
ich brach mir die Knochen,
stark waren die Schmerzen,
bin trotzdem gekrochen.

Du hast mich sehr lang
und sehr tief erkundet,
dein Schnitt in die Seele
mich tödlich verwundet!

Ich träum von Dämonen,
wie sie mich verschlingen
und kann selbst am Tage,
dem nicht mehr entrinnen.



Äpfel und Ananas? 11/23 – Dunkelheit

Still und stumm schaut das Dorf.
Düster dunkel dräuts aus Westen.
Wen trifft es diesmal?

Unablässig untermalen Akkorde
schreiend scharfe Scheiden aus Licht
und weiter ziehen sie nach Osten.

Lustige Leos lösten sich dort schon auf,
mannigfaltige Munition mutierte zum Straßenbelag.
Weitere Milliarden helfen nur Banken.

Gewitter grölt grell beim Abzug
ostwärts, ordentliche Ordonnanzen klanggleich,
der Sonne entgegen verstummend.

Ob Wolken oder wilde Wehren
im Osten offensive Auflösung
zumeist in Bälde erfolgt.




Entgegnung 11/23 – Exoten -poetry

Oh sieh doch, wie mein Antlitz bleicht,
hab den Zehnten stets gereicht,
gesoffen nur auf Gottes Wohl,
geprasst im Winter drögen Kohl.

Ich bin so fromm, wie keiner nicht,
ich akzeptier nicht dein Gericht!



quer.gedreht 11/23 – Dunkelheit -poetry

Geführt aus der Kathedrale des Glaubens
in den Keller des Zweifels,
gefüttert mit widersprüchlichen Fakten
aus sicheren Quellen,
genas ich trotz eurer Einflüsterungen,
gebar eine neue Wahrheit.

Genügsam empfange ich den Applaus des Geldes.



Sternenkind 11/23 – Gefühle -poetry 1062 hits

Immer runder wurd der Leib,
sang schon Lieder für Florin,
in der Klinik schrie das Weib,
als Kind nicht ins Leben glitt.

Hattest auch schon einen Namen,
doch das Leben floh aus dir,
wollten vorher nicht erahnen,
wie sich Trauer auf uns legt.

Ein kleines weißes Bett mit Gittern,
auf dem Boden Plüschfiguren,
schon beim Anblick muss ich zittern,
dies war alles nur für dich.




Fragt dein Herz manchmal nach mir?
Es ist so still,
so still hier ohne dich.

Hätt manches Wort für mich gehalten,
nur geschwiegen und geschluckt.
Du hättest dich nicht abgewandt,
abgewandt von mir….

Poetry 11/23 – Candlebee

Entgegnung 11/23 – Weltverbesserer -poetry

Aus den Kammern meines Herzens
wurdest längst schon ausgespült.
Deine garstig Widerworte
hatten es stark abgekühlt.

Doch inzwischen herrscht hier Leben
vieler Kinder und Marie,
lassen in mir Stille sterben,
denn das Glück ist stark wie nie.



schwere Sprache 11/23 – Prosa

Luis betritt das Revier: Uhuhu, Herr Wachtmeister, ich muss ins Bagno, ich habs erdient.
W: Es heißt verdient, Luis. Was ist los, was hast du getan?
L: Oh Patrone, ich habe Frau geamselt.
W: Ach Luis, ich erzähle es deiner Frau nicht, was also ist daran so schlimm?
L: Oh, ich glaube, amseln nicht das richtige Wort.
W: Hab ich mir gedacht, du meinst bestimmt vögeln. (grinst)
L: Jaja, ich habe Frau gevögelt, Herr Wachtmeister, muss ich jetzt ins Bagno.
W: Nein, natürlich nicht, geh nach Hause, aber erzähle es deinem Drachen nicht.
Luis verlässt mit ungläubigen Gesicht das Revier, fasst sich draußen an den Kopf und stürmt wieder hinein: Herr Wachtmeister, nicht geamselt, nicht gevögelt, erdrosselt.




Seufzer 11/23 – Exoten -poetry

Nicht immer geb ich Widerworte
manchmal umarmst du mich
nimmst mir die Luft



Vergebung 11/23 – Weltverbesserer 1070 hits

Gedanken der Vergangenheit sind lange ausgelöscht,
Funken der reifen Vernunft brennen langsam heller.
Oftmals versuchte ich Abbitte zu leisten, doch wie?

Zeichnete Weggefährten mit Furchen der Verletzung,
verlor mich selbst in tiefen Gruben des Wahnsinns.
Aufrecht trage ich schwere Schuld.

Die Kerzen in euren Fenstern machen sie leichter,
jedes Licht verspricht lächelnde Vergebung,
auch in meinem Fenster ein Leuchten – für euch.




Nachdenkseufzer 11/23 – Prosa

Nachdem wir die Hochöfen und Fließbänder
ins Home Office verlegt hatten, trieben wir mit den
Flatulenzen unserer Kinder die Windräder an.

Auch der Kartoffelbauer stellte seine virtuellen
Früchte digital zu, satt wurde niemand, doch
dies sei der Zukunft, verkündete der Wahrheitsminister.

Wie und wo leben diese Menschen, welche in völlig
unproduktiven Bereichen tätig sind und solch
falsche Realitäten proklamieren?

Schaffende produktive Arbeit erzeugt Würde und Befriedung,
leider nicht immer ein ausreichendes Einkommen, doch genau
diese Werktätigen tragen unsere Gesellschaft.
(saubere Toiletten, gebackenes Brot, zugestellte Post, reparierte Heizungen, sauber isolierte Häuser, etc. etc.)

Die Kinderzulage wird geschrumpft,
Waffenlieferungen werden erhöht und gleichzeitig
werden Menschenrechte propagiert, um mit eben
diesen Waffen das Recht auf Leben zu beenden.

Sie predigen das Selbstbestimmungsrecht der Völker,
verhängen zeitgleich Sanktionen und stampfen mit
hochpräzisen Treffern Krankenhäuser ein.

Der imperiale Machtanspruch und die Dekadenz
des Westens strudelt unsere Welt seit über
hundert Jahren in die falsche Richtung.

Bitte nach- und umdenken!



Dunkler Traum 11/23 – Dunkelheit -poetry

Der Abend brachte Glück ins Haus,
ihr kamt mit vollen Taschen.
Wir knieten uns im Kreise hin,
die Seelen reingewaschen.

Die Nacht war für die Liebe da,
mich habt ihr ausgeschlossen.
Ich fror und darbte vor mich hin,
ihr risset eure Possen.

Am Morgen schlug mein Herz nicht mehr,
ich wand mich unter Qualen.
Ihr hattet fortgeschlichen euch
auf reumütig Sandalen.




kalter Abgang 11/23 – Dunkelheit -poetry

Bretter tragen mich zur Seite,
weg von diesem weißen Blob.
Er verstärkt sich in der Weite,
zieht mich rückwärts noch ins Loch.

Aufgewirbelte Kristalle
wollen in die Lunge ziehn.
Grab mich mit der Gürtelschnalle
hin zur Luft nach oben hin.

Doch die Schicht scheint arg verdichtet,
zentimeterweis voran
mich die Rückatmung vernichtet,
gleite ins Delirium.

Bergwacht endlich durchgebrochen,
Jubel ist gleich riesengroß,
doch ich komm nicht angekrochen,
bin ein kalter Fleischsack bloß.



Ernüchterung 12/23 – Dunkelheit

Ich erklimme die letzten Meter,
ein Lächeln umspielt mein Gesicht,
das Ziel liegt direkt vor mir.

Ich striff meine Kindheit
und legte die Jugend ab,
hinterging Hindernisse,

widerstand einer Verlockung,
verfiel den Wäldern der Versuchung,
ließ Weib und Kind zurück,

um dieses Ziel zu erreichen
und sehe nun hinter dem Gipfel
weitere Täler und Gipfel auftauchen.



Seufzer 12/23 – Exoten

Konnte nie ne Freundschaft pflegen
oder unsre Liebe hegen.
Sag mir, wie? Sag mir, warum?
Bin ich einfach nur zu dumm?



on.off 12/23 – Gefühle

Ich hasse dich, ich liebe dich,
ich kanns nicht unterscheiden.
Ich brauche dich und will es nicht,
würd Lieben gern vermeiden.

Du klammerst und du stößt mich weg,
devot, klein oder grob.
Du sorgst um mich, dann bist du kalt,
wir sind wohl cherophob.



Koma 12/23 – Weltverbesserer -poetry

Es war ein Tag wie heute, so trübe und verhangen.
Ich lag in einem Bett und war in mir gefangen.
Ich wusste, wo ich bin. Mit Schotten vor Sensoren
träumt ich deine Stimme, mein Wille neugeboren.

Gelähmt in der Bewegung, gelähmt war auch mein Mund,
im Kopf schossen Fontänen und sanken auf den Grund.
Dann Tage Stimmenpause mit dunkelflach Gedanken
bis mich zum Glück schlussendlich zehn Finger warm umranken.

Ich hör das Piepsgetöse und wie die Schwestern eilen,
mich sauber abzustöpseln, um wach bei dir zu weilen.




Angebot 12/23 – Weltverbesserer

Übergestern wage ich
dir meine Hand zu reichen.
Du greifst schnell zu, doch sehe ich
ein Rot die Blässe streifen.

Du warst so unerreichbar groß,
ich duckte nur, war leise.
Inzwischen ist es umgekehrt,
du sitzt tief in der Scheiße.

Ich kenne das, man braucht es nicht,
ich biete dir den Frieden,
den du bisher scheinbar nicht kennst
im Kreise aller Lieben.



Gedankensplitter 12/23 – Exoten

Früher war der Freitag schrill,
heut träumt er vor sich hin
und im November schläft er ein,
auch wenn er gar nicht will.

Zur Zeit dehnt sich grad Mittag aus,
kein Platz für Abendessen.
Alpha küsst Silbersenior,
kuschelt mit dem warmen Haus.

Gesang auch ohne Noten,
der Rhythmus ist diskret,
die Leiber sind entfesselt,
Kontakt ist streng verboten.

Klima jetzt! - ist die Parole,
nagle es an jede Wand,
alle Meinung Nervenzerr,
brauch ne Futurbanderole.

Das Glitzern dieser Baumbehänge
macht auch den Dezember still,
das Warten auf den Segen
zieht sich Rauhnacht in die Länge.



Wieder zurück 12/23 – Gefühle

War wohl aus der Zeit gefallen,
jetzt tauch ich wieder ein.
Lasse meine Blicke schweifen
und bitt die Welt herein.

Das Lächeln schwebt aus dem Gesicht,
die Lider werden Schlitze,
Berge ringsum ohne Bäume,
in den Augen Blitze.

Denk nach, ob ich heut kämpfen soll
oder wieder flüchte
und stelle mich in Positur,
legs Buch auf die Anrichte.



Nein heißt Nein 12/23 – Exoten

Ich wollte mit dir Unzucht treiben,
doch du hast einfach Nein gesagt.
Jetzt muss ich selbst den Gummi reiben,
was mir dann doch nicht so behagt.

Ich trage meine Notzuchtbitte
Passanten auf der Straße vor.
Sie umfließen mich als Mitte,
leihen mir nur kurz ihr Ohr.

Nur ein abgedrehtes Paar
nimmt mich dann nach Hause mit
und in dieser Dreierschar
wirds ein geiler Höllenritt.



Fachübergreifend 12/23 – Exoten

Bog die Raumzeit wieder grade,
entarteter Impulsdurchbruch,
singuläre Maskerade
stoppt Hawkings Blick ins Schwarze Loch.

Zertrümmerte das Postulat,
Dekohärenz im Übersprung
erklärt die Quanten ganz privat,
bringt das Denken quer in Schwung.

Ich hab berechnet neu die Welt,
es könnt sie sogar geben!
Pfadintegral, ein alter Held,
lässt uns im Diesseits leben.



Gedankensplitter 12/23 – Exoten

Ich trage keinen Aluhut,
nur Stahlhelm bietet Schutz.
Die Offensive fordert Mut
auch ohne Eigennutz.

Such devote People Pleaser,
denn dann hab ich immer recht;
auch in einer Welt wie dieser
braucht es einen Richard Precht.

Fluktuierend meine Meinung,
quantenkosmologisch seicht.
Fehlgeleitet meine Neigung,
Höhepunkt blitzschnell erreicht.

Dieses Zellkonglomerat
will zerbersten, will sich trennen.
Nur mit lockend süßem Vorrat
sich zur Einheit neu bekennen.



Zum Schluss 12/23 – Gefühle -poetry

Ich stand bei dir am letzten Bett
und lauschte deinem Röcheln.
Mir war nicht gut, die Augen wund,
im Magen ein Rumoren.

Ich hoffte noch. Du drücktest leicht
die Finger meiner Hand.
Dein Antlitz war so ausgezehrt
und froh und klar dein Blick.

Ich spürte deine Liebe warm,
die Zuversicht stieg auf,
doch war dies nur dein Abschiedskuss.
Ich ging nach Haus allein.



Frei 12/23 – Dunkelheit -poetry

Regelmäßig stahl ich mich
hinfort aus diesem Leben.
Schlussendlich sollte jeder
nach dem Höchsten streben.

Alle Weltenwochen
schaut ich wieder rein.
Erkannte kaum Veränderung,
Vernunft blieb immer klein.

War meist nur Stiefelputzer,
auch dienender Lakai,
stets ohne Menschenrechte,
doch immer vogelfrei.



Für immer 12/23 – Gefühle

Er drohte mit der Zuckerspritze,
las mir aus den Büchern vor.
Sie zog mir aus der Hand die Splitter
und lieh gerne mir ihr Ohr.

Der nächste war ein schwarzes Schaf,
kam aus dem Krieg zurück,
mit ihm trank ich mein erstes Bier,
vom Handball zur Musik.

Ich liebte meine Urgroßeltern,
jede Trennung fiel mir schwer,
auch die Eltern meiner Eltern.
Viele Jahre ist es her.

Ihr habt mich in den Arm genommen,
mir das Leben leicht erklärt,
seid mit mir im See geschwommen,
Seele bliebt stets unversehrt.

Eure Steine sind zerschlagen
und die Gräber wieder flach.
Werd immer euch im Herzen tragen,
ob ich weine oder lach.


2024

Abschied 01/24 – Weltverbesserer

in die Augen tiefer Blick
Worte wären verschwendet
Hände ruhen ineinander

ich werde dich verlassen
ich muss voran gehen
immer der Erste sein

dir einen Platz frei halten
neben mir auf der Wolke
lass dir bitte noch Zeit


determiniert 01/24 – Weltverbesserer -poetry

Ich las grad ein altes Buch
mit intressanten Thesen.
Es schildert auf zehn Seiten
mein Leben bis gradeben.

Erschütternd terminiert,
beschrieben Punkt für Punkt,
der Autor wohl Prophet,
mein freier Wille Schein.

Alles ist vorherbestimmt,
mein Glaube bricht zusammen,
um ihn mir zu bewahren,
werd ich das Buch verbrennen.


An das Volk 01/24 – Prosa -poetry

Liebes unmündiges Staatsvolk, unsere raketengestützte Friedensinitiative wurde von der Achse des Bösen abgelehnt, auch unser Date mit der Wirklichkeit ist fehlgeschlagen. Unser Sondervermögen wird hoch verzinst und ihr müsst, natürlich zum eigenen Wohle, zahlen. Um euch zukünftige Feiern zu erleichtern, haben wir die Schaumweinsteuer abgeschafft. Ein Heil der großzügigen Ampel!


Schutzmann? 01/24 – n.ö.

Ich hab mich selbst geschlagen,
da war ich grad nicht ich.
Ich kanns nicht mehr ertragen
und leide fürchterlich.

Du, Schutzmann an der Ecke,
schütz mich doch mal vor mir,
dich gibt es doch zum Zwecke,
Gewalt nicht eskalier!?


Perfekt 01/24 – Dunkelheit -poetry

Such mich nicht, ich bin schon da.
Halte Abstand, besser für dich.
Lach mich nicht weg,
leugne mich nicht,
ich komme schlimmer wieder!

Zeig mir deine Angst!

Deine flackernden Pupillen
in den aufgerissenen Augen,
dein verhaltener Atem
und dein bebendes Flüstern
zeigen mich formvollendet.

Du spiegelst perfekt!


Pharma 01/24 – Exoten -poetry

Er versprach, es wird mir helfen
und ich warf die Pillen ein.
Später find ich mich am Boden,
wind mich in abstruser Pein.

Aus mir kriecht ein dunkler Schatten,
legt sich auf das helle Land,
in mir breitet sich die Leere
und erstickt den Seelenbrand.

Wieder hat das Nichts gewonnen,
eine Seele eingestampft.
Es zieht weiter und ich bleibe,
alle Ängste sind verdampft.


Angepasst / Perspektiven 01/24 – Dunkelheit -poetry

Lichter brechen aus dem Spiegel,
blenden mich und werden groß.
Schließe ab mit meinem Leben,
es folgt der Zusammenstoß.

Im Freisprech die Kinder kreischen,
in mir eine große Ruh.
Blech umschmeichelt meinen Körper,
schließe meine Augen zu.

Endlich öffnet sich der Tunnel,
magisch zieht das helle Licht.
Ziehe zu dem, das da wartet,
denn die Sanis packens nicht.


Nicht angepasst/ Perspektiven 01/24 – Dunkelheit -poetry

Und es fällt ein weißes Laken,
drüber wie ein letzter Schnee,
bleich und tot liegt sie darunter,
in mir steigt ein stummes Weh.

Hagel schlug mich und die andern
auf der Autobahn A4.
Einer nur fuhr sie zuschanden
und so liegt sie jetzt vor mir.

Ihre Kinder werden klagen,
weine still in mich hinein,
ihre Schreie, mein Versagen,
Lebenschuld mit großer Pein.


Mir zu Füßen 01/24 – Dunkelheit

Du liegst mir zu Füßen,
danach ich mich sehnte,
kanns nur nicht begrüßen,
wie ich schon erwähnte,

liegst flach auf dem Boden,
kein Atem will steigen,
Hein scheint grad zu roden
und bracht dich zum Schweigen.


Gruppentäter 01/24 – Exoten

Sie drang in mich ein, ich schaut überrascht,
in mir hin und her, sie schmunzelt verhascht.
Sie zog sich zurück, ich fand mich benutzt,
er trat leis hinzu, ich blickte verdutzt.

Er drang in mich ein, kurz hatte ich Schmerzen,
mein Leib angespannt, mir war nicht nach Scherzen.
Ich fühlte, ich spürte, wie er sich ergoss,
hart griff seine Hand, als er in mich schoss.

Sie lächeln zufrieden, schaun mir ins Gesicht,
der Test negativ, der Impfstatus Pflicht.
Den Ausweis gestempelt, sein Signum dazu
und schon hat die ängstliche Seel ihre Ruh.


Seufzer 01/24 – Gefühle

Es fehlen die Worte zum Beschreiben,
wohin grad unsre Seelen schweben.
Blicke versinken ineinander.


Leben 01/24 – Weltverbesserer 1209 hits

Dem Morgen graute, als ich erwachte.
Der Mond schob sich schützend vor die Sonne.
Der Tag gähnte noch, war schon so alt.

Ich sah ins Heute, verlor mich am Morgen,
verharrte auf den Wogen des Verlangens,
die mich behütet in den Abend bringen.

Sie trugen mich bis zu dem, der da stand
und auf mich wartete. Wir lächelten,
flochten neue Träume, gingen in die Nacht.


Schnellschuss 01/24 – Exoten -poetry

Als mir das Hemd am Gaumen klebte,
wurde ich gewehrpflichtig.
Eigentlich wollte ich niemals
als Mehrtürer sterben,
schließlich bin ich von Adel,
nichts geht übern Kaiserschnitt.

Mit entschlossener Bronchialgewalt
zog ich die Klinge durch.
Langsam erlosch meine Energie,
ich schwieg in allen Sprachen.
Meine Name war Lasse Blutström.


Die Hater 01/24 – Dunkelheit

Im hassenden Auge keine Träne,
sie sitzen am Rechner und fletschen die Zähne.
Demokratie, wir bloggen dein Leichentuch,
wir haten hinein den dreifachen Fluch.
Wir haten, wir haten.

Ein Fluch den wechselnden Parlamenten,
sie kümmern sich nicht um unsre Renten.
Wir hatten vergebens gehofft und geharrt -
Sie ham uns geäfft, gefoppt und genarrt.
Wir haten, wir haten.

Ein Fluch den Gesetzen, die keiner versteht,
Justicia hier kennt keine Parität.
Die Reichen werden immer reicher
und wir als Mehrheit immer gleicher.
Wir haten, wir haten.

Ein Fluch auch den Medien, die Speichel nur lecken
und hinterm Altarbild die Wahrheit verstecken.
Erdrosseln Abweichler und Apologeten
mit Häme und Neusprech aus ihren Räten.
Wir haten, wir haten.

Die Finger flink fliegen, der Router erglüht,
der Aufstand der Mitte erscheint sehr bemüht.
Demokratie, wir bloggen dein Leichentuch,
wir haten hinein den dreifachen Fluch.
Wir haten, wir haten!


anvertraut 02/24 – Exoten -poetry 1087 hits

Im Mondkristall fing ich dein Licht
und nahms mit in die Grube.
Ich schob ihn unter das Gelege
und wartete auf Zeit, die wird.

So reift in deinem Licht die Macht,
der wohlbehütet ich vertraue,
doch noch ists kalt und einsam
und Weltenjahre ziehen sich.

Das Jade-Ei zuerst erbricht
und Weisheit wallet auf,
zu der die Liebe sich gesellt,
geschlüpft aus einem Ei der Nacht.

So glitten Gestalten ins Leben,
sie formten die Welt wieder neu.
Ich endlich kann lächelnd entschlafen,
als Hüter der Macht immer treu.


Spontanheilung 02/24 – Weltverbesserer

Zwischen den Gedankenranken
keimten Machtgelüste auf,
sich für Machbarkeit bedankten,
Terrorpartisanenlauf.

Glaubst du, ich will dir was sagen?
Körpersprache schmerzt mit Faust,
Abwehr solltest du nicht wagen,
sonst die Glock die Haut zerzaust.

Oh, du Opfer, mir zu Füßen,
das Triumpfgefühl verfliegt,
denn ich kann es nicht begrüßen,
Status tief stets unterliegt.

Selbstwertfindung fehlgeschlagen,
enge Grenzen sind gesprengt,
Wortgefechte ausgetragen,
Macht wird von Vernunft verdrängt.


Sommertanz 02/24 – Weltverbesserer

Augen haben Wandertag, Ärsche, Bäuche, Brüste,
saugen ein, was man so mag, für spätere Gelüste.
Eingekeilt in heiße Leiber, reiben Haut an Haut,
Kerle, Mädchen und auch Weiber, niemand angetraut.

Wenn die Pärchen sich gefunden, ziehn sie Schritt für Schritt,
aufs Parkett für ein paar Runden, alle tanzen mit.
Noch ein Bier und ein Likörchen röten blasse Wangen
und man flüstert sich ins Öhrchen, nuschelt lieb befangen.

Manche ziehts in dunkle Ecken, wo sie sich umschlingen,
die Gesichter sich belecken und sich fast bespringen.
Lasst sie feiern hier und heute, bald ist es vorüber.
Ungefeiert Lebensfreude schmerzt wie Nasenstüber.


Flow.Ende 02/24 – Exoten -poetry

Das fand ich jetzt unpassend,
ich war so schön am Dichten,
es flossen die Gefühle
direkt zur Tastatur.

Doch plötzlich fehlten Farben,
alles in Weiß erstrahlt,
Gevatter Hein, mein Bester,
drück bitte nicht escape!


Kontrolltermin 02/24 – Prosa -poetry

Ich erwache in meinem Bett, schaue auf die Uhr und belehre mich vor dem Aufstehen. Ich notiere mein Traumgeschehen. Noch  ein wenig orientierungslos tappse ich in Richtung Bad, um dort meine Tabletten mit einer wohlabgemessenen Menge Wasser zu mir zu nehmen. Heute gibt es eine Tablette mehr.
Meine Morgenwäsche und Körperentleerung erfolgen nach dem ausgehängten Strukturplan. Bevor ich die Spülung betätige, versuche ich, Volumen und Konsistenz der abgegebenen Substanzen zu bestimmen und halte meine Beobachtungen auf einem bereit liegenden Block fest. Vermutlich überziehe ich damit einen Zeitplan, ein Licht blinkt alarmierend und ich werde per Laufschrift aufgefordert, mich anzukleiden.

Entlang der aufgebrachten Morgenpfeile am Boden begebe ich mich zum Kleidungsgestell. Es ist leer. Ich stutze kurz, bemerke dann aber den Zettel mit Handlungsanweisungen und befolge sie. Im von mir geöffneten Schrank blinken zielführend getaktete Lichter in scheinbar korrekter Bekleidungsfolge auf, selbst mein Verheddern in der Kleidung schien eingeplant worden zu sein. Erschöpft setze ich mich und komme meiner Dokumentationspflicht nach.
Währenddessen werde ich fotografiert und meine heutigen Körperdaten erfasst, später werde ich sie in meinen Ernährungsplan einbeziehen müssen.
Kurz nicke ich ein, scheine mich aber in die Küche bewegt zu haben, auch hier halte ich mich an den Strukturplan: Wasserhahn aufdrehen, Glas aus dem linken Schrank nehmen und mit Wasser befüllen, Wasserhahn zudrehen, Glas austrinken, abstellen und Tätigkeit abhaken. Eine Notiz am Kühlschrank fordert mich auf, das Radio für die Morgennachrichten einzuschalten. Ich versuche dies mehrmals ergebnislos und erinnere ich mich nun an mein Hörgerät auf dem Nachtschrank.
Mit dem neu zugeschalteten Sinn kommen mir die Nachrichten wie eine Wiederholung von gestern vor. Vor der Frühstückzubereitung notiere ich auch diesen Zwischenfall pedantisch. Jeden Tag erstaunt mich die Komplexität dieser Handlungen: Zutaten festlegen, Koordinaten im Raum bestimmen, hygienische Beschaffenheit zweifelsfrei prüfen, Zutaten vermengen, erhitzen, zubereiten, aufnehmen und natürlich alles dokumentieren.

Gegen 09:00 Uhr sitzt die Zwangspflegebeamtin mit mir am Tisch und überprüft meine Unterlagen, das Hygienekonzept mit Umsetzung, den Brandschutz, meinen Nahrungs- und Trinkmengenumsatz, meine
Körperpflege nebst Geruch, meine Hautfeuchtigkeit etc. etc. Mein entkleideter Körper wird visitiert und abgetastet. An manchen Stellen ist sie sehr zart.
Sie lobt mich für meine Dokumentation und Körperbeschaffenheit und gestattet mir einen weiteren Monat ohne Pflegekraft zu Hause. Natürlich protokolliert sie ihre Kontrolle und die Aufschiebung der Zwangspflege. Sie bleibt dann noch undokumentiert bis 10:00 Uhr zur Vertiefung sozialer Kontakte, ich finde es angenehm.



Selbstwert 02/24 – Gefühle -poetry 1734 hits

Ich sah dich an und wusste gleich,
was Schlimmes ist passiert!
Dein Schädel wurd von Tuch bedeckt,
obwohl es gar nicht friert.
Dein Schleierblick, heut angstvoll weit,
erschien mir irritiert.

Du nahmst das Tuch vom Haupte,
blicktest erwartungsvoll.
Ich schaute deine Haarpracht
im Lichte einfach toll.
Ein graues Strähnchen ungetönt
erklärte dein Geschmoll.


Stromausfall 02/24 – Dunkelheit

Ich schrecke auf tief in der Nacht,
sitz hier allein im Dunkeln.
Warum bin ich nur aufgewacht?
Ich kann es nicht ergründen.

Das Smartphone tot, die Katze auch?
Woher soll ich es wissen?
Laut knallt Metall auf altes Holz,
die Wolken nicht zerrissen.

Das Windrad ächzt und knarrt im Wind
und schenkt der Nacht ein Licht.
Es heult der Sturm, es schreit ein Kind,
den Strom zurück bringts nicht.


Stillleben 02/24 – Exoten

Stumme Gartenengel
glotzen leeren Blickes
in blickdichte Schleier

Dunkle Schieferplatten
zeichnen Wege durch
Moos und Rosendornen

Kichernde Nebelkinder
umschwärmen das Haus
ohne Furcht vor der Sonne
-
Behutsam zugreifend
hebe das Bild vom Haken
platziere es im Licht


Hilfe dem Helfer 02/24 – Exoten

Sie sammeln den Gedankenmüll,
sortieren aus, vernichten,
ertragen fremdes Schmerzgebrüll
und meiden es, zu richten.

Sie stellen sich jeden Tag
auch dem Problem von Jochen.
Was sonst keiner hier vermag,
sie lösens auf nach Wochen.

Im Kopf häuft sich so Elend an,
durchmischt von andren Leuten,
bleibt meist nur der letzte Gang zum
Therapeutentherapeuten.


Empfindlich 02/24 – Gefühle -poetry 1029 hits

Ich lass das letzte Licht herein
und schließe dann die Tür.
Gedanken nicht mehr meine sind,
gehören alle dir.

Die Nacht schwebt ein und drückt mich tief,
ich fühle keine Schuld.
Weiß nicht, warum du mich verfluchst,
erbat nur deine Huld.

Unverstanden sink ich nieder,
Stoff saugt mein Tränen.
Die Szene läuft im Kopfkino,

mein Antrag ließ dich gähnen.


ukiaH 02/24 Exoten -poetry 1254 hits

kein Tarnschnee sie bedecket
stechen gleich ins Aug
weiße Glöckchen hängen stumm


PoV 02/24 – Prosa

Meine holde Gattin schwebt nach einer Woche wieder ein, betritt das Haus, lässt Kontrollblicke durch die Räume schweifen und spricht anprangernd vorwurfsvoll zu mir: Du hast die Blumen nicht gegossen!
Auch ich senke das Haupt und erwidere leise: Wir betrauerten deine Abwesenheit.


Übergabe 02/24 – Exoten

Langsam rieselt der Sand,
mein Kopf tief darin.
Ich zähle die Körner.
Es werden weniger.
Kurz vor dem Ersticken
dreht das Glas und
nun zählst du.


Mantra 02/24 – Exoten

Du nimmst mich an, wie ich bin.
Es gibt kein falsch und kein richtig,
kein Lug, kein gut oder böse.

Auf dich ist Verlass, du bist mein
bester Freund, wahrscheinlich auf ewig.
Bei dir find ich Geborgenheit.

Obwohl du mich mehrmals zurück
gewiesen hast, bin ich dir nicht gram,
du Bruder des Lebens, komm, erlöse mich.


Anfrage 02/24 – Prosa

Laut Statista starben im bisher 2jährigen Ukrainekrieg ca. 10.000 Zivilisten, darunter ca. 580 Kinder. Im bisher 4monatigen Gazakrieg kamen ca. 29.500 Zivilisten ums Leben, Kinder werden nicht aufgeführt.
Meine dunkle Seele fragt sich, sind die Russen einfach ineffektiv oder wollen sie nicht? Liegt es eventuell an der Menschenkonzentration im Gazastreifen, obwohl diese Konzentrationen auch in der Ukraine vorhanden sind. Versucht Russland ziviles Leben zu schonen und Israel ist es egal?
Wir unterstützen die Ukraine und Israel. Die Ukraine wurde nach 2 umstrittenen Sezessionen angegriffen, Israel verteidigt sich nach einem Terroranschlag. Laut unseren Medien und Politikern scheint das Verhalten Israels gut bis hinnehmbar zu sein, das Verhalten Russlands imperial bis aggressiv und definitiv böse. Ungeachtet dessen, dass ich Kriege sowieso Scheiße finde, kann und will ich diesen Interpretationen nicht folgen.
Kann mir jemand wertfrei erklären, warum wir diese Kriege / dieses Abschlachten so unterschiedlich werten?


Gedankensplitter 03/24 – Exoten

Ja, tagsüber klärn sich Fragen,
doch des Nachts wird es dann still.
Heftig die Gedanken plagen,
was das Leben wirklich will.

Eier aus der Hodenhaltung
gibt es selten zum Verzehr.
Scheinbar bringt die Häutlespaltung
ziemlich starke Gegenwehr.

Bauernbrotrest auf dem Teller,
Blitzgedanken in der Nacht,
blankes Lager tief im Keller,
doch nur dort wird laut gelacht.


diskrepant? 03/24 – Dunkelheit

Wachsend Misstrauen durchbricht die Hypnose,
flüsternd wahrschauen, infauste Prognose.
Wahnsinnige Feinde medial hoch gezüchtet,
hochwirksam moralisch abartig gerichtet.

Heilig sakrosankte Rechte
gelten nicht für diese Knechte.
Beim Bingo unsrer Wunderwaffen
sollte NATOstan es schaffen,
diesen Hort mal auszulichten,
doch sie schaffen es mitnichten.

Soldaten wiederverwundbar,
Geschosshülsen viele Pfund klar,
alte Hütten eingeebnet
und das Töten abgesegnet.


Inventur 03/24 – Gefühle -poetry 1404 hits

Grub mich durch vergangne Zeiten
mit nem Lächeln im Gesicht.
Gutes wieder auszubreiten,
bringt ins Dunkle mir ein Licht.

Doch jetzt fängt es an zu flackern,
aus dem Lächeln wird ein Strich
und ich höre Stiefel klackern,
Mündungsfeuer fürchterlich.

Tage, Wochen, ganze Jahre
schloss ich tief im Innern ein.
Wollt vergessen bis zur Bahre,
Menschen tödlich und gemein.

Finde wieder Augenblicke,
glücksverträumte nur mit dir,
Freudentränen, dick wie Stricke,
rinnen über Wangen mir.


Hurra 03/24 – Gefühle -poetry

Schon wenn ich dich aus Ferne seh,
zieht Mund sich in die Breite
und aus mir flieht Gelassenheit,
stehst du an meiner Seite.

Ein Wortsalat verstopft den Hals,
schaust du mir ins Gesicht
und du bist nicht mal abgetörnt,
wenn er sich dann erbricht.

Erstarrt halte ich inne,
die Lippen warm verschlossen.
Du hast es wahrgenommen,
ich bin in dich verschossen!


Unmöglich 03/24 – Dunkelheit -poetry 1050 hits

Vom Seewoog gings zum Pflaumenbaum,
feiern, lachen, tanzen.
Umarmungen, verliebter Traum,
Blicke sich verschränken.

Das Licht erlosch noch vor dem Morgen,
dann blühte Ramstein auf.
Der Fallout macht uns große Sorgen,
zieht grad nach Bayern ab.

Die Untersuchung der Befreier
lässt die Angst noch wachsen.
Dummer Zufall, friendly fire,
löschte Leben aus.


Göttermorgen 03/24 – Exoten -poetry 1318 hits

Ich sprach mein Morgengebet und wünschte mir
einen schönen Tag. Allerdings fiel mir zum Glück
wieder ein, dass ich dafür selbst zuständig bin.

Ich schob den Himmel frei, damit der Nachttau
verdunsten konnte. Blühende Blumen dankten
und dicke Hummeln brummelten herum.

Ich erleuchtete die Welt mit einem Lächeln,
versuchte vorhandenes Leid zu lindern und nahm
selbstzerstörisches Handeln ohnmächtig hin.

Ohnmächtig allmächtig drückt mich traurig stumm,
vernehme eure Bitten, erfüllte sie gern,
mein Wille geschieht nicht, nehmts mir nicht krumm.


Existenziell 04/24 – Exoten -poetry

War das Glas nach dem ersten Schluck
halbleer oder noch halbvoll?

Egal, bestell das nächste!



Gedankensplitter 04/24 – Exoten

Es fiel niemanden auf, auf ich den zivilen Ungehorsam
aufgab. In Sexualkunde hatte ich nur ein selbst-
befriedigend, heute bin ich mir dafür zu hässlich.

Am regelbasierenden Wertehorizont erkannte ich die
Tötungsanstalt. Innerlich wachsend überkam mich
fundierte Unkenntnis der moralischen Optimierung.

Ich kann ihnen nicht mal mehr glauben, was ich selbst
sehe, obwohl mein Misstrauen verbraucht ist.
Jetzt schon danke ich vergeblich für ihre Mühe.


Vergeblich 04/24 – Gefühle

Du liebtest mich kurz, wo es Liebe noch nicht gab.
Du warst wie der Wind, dem nichts an mir lag.
In gelbheißer Wüste blieb ich stumm liegen.
Ich wollte nur Liebe, doch konnt sie nicht kriegen.

Versuchte ein Leben, sie wieder zu finden,
vergeblich bisher, aus tausenden Gründen.
Ich konnt sie nicht halten, sie war nur ein Hauch,
diffus aufgelöst, verschwindender Rauch.


Vorsorge 04/24 – Dunkelheit -poetry

Ein Leben lang sich selbst versorgt,
gelegentlich was ausgeborgt.
Gerüstet stets für jede Schlacht,
schon lang vor Boris so gedacht.

Getarnt getanzt bis Rentenbeginn,
macht ihre Planung langsam Sinn.
Obwohl Daniela Regeln hasst,
bezieht sie Rente nun im Knast.

Daniela Klette - RAF



Tischmanieren 04/24 – Exoten -poetry

Ich musste lange forschen, oftmals lief es verkehrt.
Frau hat mich lang verlassen und auch mein Job ist weg.
Es ist keine Maschine, nur kontrollierter Traum.
Ich wollt es endlich wissen und träumte mich dorthin.

Zwei Stunden vor dem Urknall saß ich mit ihm am Tisch.
Ich speiste mit dem Schöpfer, er kleckert fürchterlich.
Sein Mentor ihn maßregelt für diese Sauerei,
wenn weiter er so flegelt, dann gibts nen großen Knall.

So ist es dann geschehen und ich flog stracks zurück.
Nur so konnt sie entstehen, der Flegel unser Glück.


Alle.Ich 04/24 – Weltverbesserer

Ich steh des Nachts auf der Terrasse
und schau zum Sternenhimmel auf.
Ein tiefer Riss durchzog den Himmel.
Was prophezeit, nahm seinen Lauf!

Sie kamen wie ein Wintersturm.
Der Mond hing kalt daneben.
Der Sternenkaiser will Tribut,
dann sollte man ihn geben,

denn wer sich wehrt, bereut es tief,
wird nie sein Leben lieben.
Im Gleichgewicht der Kräfte all
wird Krieg jedoch vermieden.


Holografisch? 04/24 – Weltverbesserer

Sind wir nur ein paar Infobits auf irgendeiner Scheibe
und projiziern uns körperlich perfekt am ganzen Leibe
auf etwas, was es gar nicht gibt und nennen es Weltall?

Mir fällt dies Denken wirklich schwer, bin ich nur Projektion?
Bin ich verschränkt mit Scheibenbits oder selbst denkend schon?
Schlussendlich auf das Hier und Jetzt erscheint es mir egal.

Ich lieg an dir und deine Hand wandert zur richtgen Stelle.
Das Universum uns egal, wir machens auf die Schnelle
und siehe da, das All erbebt unter Orgasmushall.


Einer flog übers … 04/24 – Weltverbesserer

In meinem Kopf zücht ich ein Loch,
das alles Böse frisst.
Nur die Gedanken, Sachen nicht,
weil man die ja vermisst.

Ich lächle stets, bin freundlich all
und schlucke die Tabletten,
die mir das Kuckucksnest hinlegt.
Ich bin wohl nicht zu retten.


Multipel 04/24 – Gefühle

Gestern gärte hier Gesellschaft,
heute herrscht nur Stille hier.
Flinke Frage führt zur Feindschaft,
tiefe Trauer schleicht zur Tür.

Wer wohl konnte dies wahrschauen?
Keiner hat es kontrolliert.
Falscher Führer voll Misstrauen,
starker Sub gestürzt verliert.

Acht Idioten hier agierten,
Pärchenporno populär,
wilden Wahn gereizt votierten
aus zwei Köpfen sehr konträr.


bodenlos 04/24 – Weltverbesserer -poetry

Ich zog mir den Boden unter den Füßen weg
und ließ mich einfach fallen. Unterwegs begegnete
ich endlich dir und wir erkannten uns.

Es war so schön und einfach. Nur der erste Schritt
kostete mich wahnsinnige Überwindung, doch
du und die Gefühle waren es mir wert.

Wie fielen und liebten uns ewig. Kein Aufschlag,
nur Leichtigkeit, zärtlicher Wind und wir.
Morgen gehe ich eher träumen.


Blitzfragen 04/24 – Exoten -poetry 3251 hits

Wenn das Universum ein Lebewesen wäre
und der Urknall die Empfängnis, ist es dann
schon geboren oder noch ein Embryo?

Sind Gammastrahlenblitze die ersten
Denkversuche oder Sonnen eine
andere Art von Mitochondrium?

Sind wir selbst nur eine Art Viren
oder Bakterien? Wie weit wären die
Bakterien in uns mit ihrer Forschung?



Neues aus den Notstandsgebieten 04/24 – Prosa -poetry

Vermehrung abgewehrt
Thüringen – Gegen ein, schon länger wegen verfassungsschutzrelevanter Delegitimierung des Staates, unter Beobachtung stehendes Paar wurde gefahrenabwehrend ein Schwangerschaftsabbruch mit anschließender Sterilisierung verhängt.
Wir sagen, Recht so, noch mehr Demokratiefeinde brauchen wir nicht. Nicht- und Falschwähler vorher abtreiben!

Erfolgreiche Deeskalation
Hessen – Ein respektloser Widerständler musste durch die Polizei mit dem Taser zu Boden gebracht werden. Derzeitig befindet er sich auf der Intensivstation des örtlichen Hospizes. Der Innenminister zeigte sich erfreut über den Schusswaffenverzicht.
Bei einer Routinekontrolle runzelte der Widerständler die Augenbrauen und zögerte, seine Papiere zu zeigen. Er hätte die Forderung des nuschelnden Polizisten nicht verstanden, versuchte sich der Texaner herauszureden.

Sicherheit erhöht
Sigmaringen – Kurz nach dem Inkrafttreten des Gesetzes über die strafffreie Liquidierung potentieller Straftäter richtete der Stadtexekutor zwei Personen hin. Es handelte sich um die Geschwister seiner Ehefrau. Die Vollzugsquote der Stadt ist somit für zwei Jahre erfüllt. Zukünftige Erbstreitigkeiten hätten den Vollzug nicht beeinträchtigt.

Hungersnot fast abgewehrt
Gazastreifen – Unermüdlich und kompromisslos bekämpft die IDF die Hungersnot im Gazastreifen. Bisher konnte sie die Zahl der Hungernden nur um ca. 35.000 Menschen senken, wird aber weiter daran arbeiten, den Hunger dort auszurotten.

Aufgeräumt zur EM 2024
Köln – Eine riesige Glocke stülpten die Lastenhubschrauber exakt über die ausgesonderten Hochhäuser, das fröhliche Winken aus den Fenstern nahm niemand mehr wahr, als die Sprengung das Gelände einebnete. Warum die Mehrheit der zumeist nichtkölschen Bewohner dort verblieb, kann heute nur gemutmaßt werden. Die Gebäude wurden vor 4 Wochen komplett geräumt und die Ankündigung der Sprengung hing seit 14 Tagen in sauberem kölschen Amtsdeutsch in allen Aufgängen.

*Sarkasmus aus


Verdrängtes aufgelöst 04/24 – Gefühle -poetry

Ich ging im Wald so vor mich hin,
den Wolf begleiten, war mein Sinn,
doch stand ich plötzlich neben mir.
Der Wolf war ich, da war kein Tier.

Ich selbst mit mir, so ganz allein,
passt nicht ins Leben, zu gemein.
Ich ring mit mir, trotz mir zurück,
ertrage meinen hassend Blick.

Dieser Hass erwuchs aus Kummer.
Spüre Wärme tief im Schlummer.
Nehm mich selber in den Arm
und lass die Tränen laufen.


Sender – Empfänger 04/24 – Exoten -poetry

Erfurchtsvoll vernehme ich:
Du hättest keine Zeit.
Ich schlussfolgere:
Du kennst deinen Todeszeitpunkt.



Erloschen 05/24 – Gefühle -poetry

Es war nicht heute, als sie starb.
Es scheint schon länger her,
doch heute hätt ich sie gebraucht,
so doll wie lang nicht mehr.

Als sie noch da war, fiels mir leicht,
zu lächeln und zu geben.
Als sie erlosch, wurds Lächeln starr,
ein kalt geplantes Leben.

Ich weiß nicht wo, ich weiß nicht wann,
natürlich auch nicht wie.
Erzählen wollt ichs dir schon lang,

mir fehlt deine Magie.


Babbel 05/24 – Exoten

Gestern globberte mein Schlunz frupig,
aber mein Finz straupte nicht
und jetzt pulpt das Nakiton aus.

Morgen koddert die Schnacksel tuppig,
Abogall sulfurt dann dicht
und grundet durchs Narkutenflaus.


Neulich 05/24 – Exoten

Neulich in der ScheinBar
legte ich den Schein, klar,
auf den Kassenstein da.

In der BarJederVernunft
hatte Lucie Niederkunft,
leider ohne Ammenzunft.



Seitenwechsel 05/24 – Weltverbesserer

Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken,
spüre die aufsteigende Wut in mir,
möchte vernichtend parlieren.

Versuche in deine Ebene zu gleiten,
um die Perspektive zu wechseln
und erkenne eiternde Wunden.

Schlucke die Verbalattacke ungesagt,
gestehe dir die letzten Worte zu,
um nicht alles wieder aufzureißen.


Am Himmel 05/24 – Dunkelheit -poetry

Taurus orgelten ostwärts hinweg,
grüßen mit wackelnden Tragflächen
die entgegenkommenden Kinschal.

Das gleißende Licht der Einschläge
erzählte von einer strahlenden Zukunft.



der Riss 05/24 – Prosa -poetry

Die Hufe der Nachtmähren trommelten durchs Haus und ließen mich verschwitzt auffahren. Verschlafen blinzle ich in die Lichtstreifen der Rollos. Noch halbwegs schlafwandelnd betrete ich die Terrasse und richte den Blick nach oben.
Ein gleißender Riss durchzieht den Himmel und wieder fallen abertausende Schleierfäden hindurch. Sie sammeln sich über den Häusern. Sie funkeln, strahlen, wirbeln direkt über den Dächern.
Ich versuche, sie zu zählen, scheinbar ein Faden pro Hausbewohner, nur bei uns fehlt ein Schleierfaden. Nach kurzer Überlegung begebe ich mich wieder ins Haus und betrete das Kinderzimmer. Unser Kleines schläft still. Nachdem sich meine Augen ans Dunkel gewöhnt haben, hänge ich den heruntergefallenen Traumfänger wieder übers Bettchen.
Draußen schließt sich langsam der Riss, die Schleierfäden verblassen. Auch diesmal scheint es gut ausgegangen zu sein. Unser Kleines ist erst vier…



Zuspruch 05/24 – Weltverbesserer -poetry

Der Mond bedeckt sich grad mit Wolken,
der Flieder schimmert in die Nacht.
Du wolltest in die Schwärze folgen,
doch hast nicht an mein Licht gedacht.

Es ist ein Licht, dass all behütet.
Es ist so sanft warm, niemals grell.
Mit seiner Kraft wird dir vergütet,
die Liebe, deiner strahlend Shell.

Ich sah dich auf der Wiese tanzen,
so kapriziös und zauberhaft,
durch Nebel magisch Töne flossen,
wie der Natur unstete Kraft.

Der Mond scheint hell zwischen den Wolken,
der Flieder strahlt weiß in die Nacht.
Du darfst nicht in die Schwärze folgen,
kämpf weiter selbst um Lebensmacht.



Entgegnung (für Delf auf poetry) 05/24 – Exoten -poetry 

So ganz kausal entstand die Zeit
und machte sich im Weltall breit.
Sie ließ sich messen, doch nicht wiegen
und wusste überall zu siegen.
Sie wird noch sein, wenn niemand ist,
der sie noch misst,
weil sie sich niemals mehr verpisst.


No pasaran 06/24 – Weltverbesserer

Ich liege auf dem Boden,
die Wange klebt am Schaft,
in Schulter festgezogen,
mein Schuss zieht Rechenschaft.

Optik schleicht durch dunkle Räume.
Sicher! Sicher! schallts ans Ohr.
Abends bluten wieder Träume,
wenn die Falle bricht empor.

Noch sind es nur Silhouetten,
Söldner suchen mich und Sold,
sind als Fackeln nicht zu retten,
bleiben liegen halb verkohlt.

Jagen mich in jedem Leben,
wolln mich knechten, drangsaliern.
Niemand solle nach mir streben,
bin die Freiheit, soll erfriern.


Wolken 06/24 – Exoten

Britannien zieht vorüber,
doch Schottland löst sich auf,
ein Elefant kopfüber,
ne Tür dreht sich am Knauf.

Ein Liebespaar beim Küssen,
erkenn nen dicken Bauch,
bald wern sie sich vermissen,
alles nur Wolkenrauch.

Ich lieg hier auf dem Rücken,
nen Grashalm in der Gusch
und lass mich voll entzücken,
Gespinst treib weiter, husch.


Entgegnung (für Delf auf poetry) 06/24 – Dunkelheit -poetry 

Als alle endlich hier versammelt,
der Garten ziemlich vollgerammelt,
nahm ich den Bogen und die Pfeile
und ließ die Gäste windeseile
sich in alle Ecke schmeißen,
ganz vegan ins Gras dann beißen.



Im Zentrum 06/24 – Exoten -poetry

Drifte langsam zum Attraktor,
keine Ahnung, was hier läuft.
Scheine selbst nur ein Kalfaktor,
ziehe noch ein Grüppchen mit.

Dieser Schütze wird nicht schießen,
zieht mich mit dem Lasso ein.
Langer Tanz wird nicht verdrießen,
Zeit spielt keine Rolle mehr.

Irgendwann nach Ewigkeiten
gleite ich unter sein Schild.
Meinen Tod draus abzuleiten,
scheint mir aber sehr verfrüht.



Freidrink 06/24 – Gefühle

Drifte langsam zum Attraktor,
Pheromone leiten mich.
Sehe selbst ohne Refraktor,
die Noblesse kann es nicht sein.

Du nennst mir dein Begehren
frech, offen, gradheraus.
Ich wills dir nicht verwehren
und geb dir einen aus.



Vorhergesagt 06/24 – Exoten

Ich sah ein Licht aus ferner Zeit,
doch konnte nicht erahnen,
was hier kommt in lichtem Kleid,
als wollt es mich verwarnen.

Die Warnung war äonenalt,
kurz nach der Zeitgeburt.
Es wurde endlich wieder kalt,
die Zukunft festgezurrt.

Klar prophezeit wurd dieser Tag,
an dem wir uns erkennen.
Es gab mir einen wichtgen Rat:

schau vor die Füß beim Rennen!



Erbsünde? 06/24 – Prosa

Ja, ich weiß, jüdische Männer wollten,
dass der abtrünnige Jesus stirbt.
Ich fühle keine Schuld.

Ja, ich weiß, mehrheitlich Männer
führten Pogrome gegen andere an.
Ich fühle keine Schuld.

Ja, ich weiß, Nero, Hitler, Stalin, Pol Pot,
Idi Amin und Busch waren alles Männer.
Ich fühle keine Schuld.

Ich bin priviligiert durch Geschlecht
und den Ort meiner Geburt.
Ich fühle keine Schuld.

Ich leyde unter einer EU-Präsidentin und
den Äußerungen von Außenministerinnen
nicht weniger als ihr.

Ich mag es nicht, wenn überkandidelte Feministen
mir alle Schuld meiner Geschlechtes vorwerfen,
das ist nicht mein Kreuz.

Ich mag Frauen, ich mag Sexist sein,
doch ich fühle keine Schuld.


Festgehalten 06/24 – Weltverbesserer

Ich schwebte über Dächer,
sah Gleise wie ein Fächer
in die weite Welt.

Du würdest mich verfluchen,
würd ich in Fremde suchen,
mit tränenfeuchter Sicht.
So werde ich wohl bleiben,
um mich an dir zu reiben.
Noch auf die Welt verzicht.

Ich stehe auf der Brücke,
erkenn die große Lücke,
die mich hier noch hält.


zuletzt gelacht 06/24 – Dunkelheit

Stampfe mürrisch durch mein Leben,
Menschenpack widert mich an,
nie mit Pack nach Frohsinn streben,
Einsamkeit heißt mein Kumpan.

Bruder Hein beginnt zu Flüstern
eine hochgeheime Sache,
sofort beben meine Nüstern
und ich lache, lache, lache …

… mich tot.



des Glückes Schmied 06/24 – Dunkelheit -poetry

Ich griff mir die Hoffnung,
nahm sie in die Würge,
erpresste ihr Kraft
und Zuversicht ab.

Ließ sie erschlafft fahren
und raubte mir Liebe,
ohn ihr zu verfallen,
band fest sie an mich.

Ich schwinge den Hammer
und schmiede mein Glück
mit Neid und mit Zorn
im heißesten Hass.



Ersehnt 06/24 – Weltverbesserer -poetry

Mein Wort war wie ein Stein,
ich schickt es auf die Reise,
warfs in den See hinein,
dort zog es große Kreise.

Auch Funken kaum zu sehn,
erzeugen helle Flammen
und die im Dunklen stehn,
die ruft der Schein zusammen.

Die Ufer wurden voll,
bis tief ins Land Gedränge,
ertönten nun in Moll
sehr fordernde Gesänge.

Denn Frieden heißt mein Wort,
auch Liebe und Vertrauen
spüln Hass und Neid hinfort,
ne bessre Welt erbauen.



Ein Lied 06/24 – Weltverbesserer

Ich bau euch ein Lied aus vielen bunten Steinen
und gebe es in eure Hände.
Dort werden die Steine allmählich sanft zerbröseln,
glitzern wie geträumte Strände.

Ihr haucht in den Strand euren Odem fest und warm
und Blumen blühen bunt empor.
Sie rankten fröhlich um Herzen und die Seelen,
im Ohr ertönt ein himmlisch Chor.

Ich bau euch ein Lied aus Atem und Stein
und lass es in euch fließen.
Ich träum euch mein Lied aus Frohsinn und Freude
zum lebenslang genießen.


unerwartet 06/24 – Exoten -poetry

Wir diskutieren und es fliegen die Fetzen,
du lehnst dich zurück und gibst mir nun Recht.
Bin nicht nur verdattert, es steigt mein Entsetzen,
du stellst mir ein Bier hin. Jetzt habe ich Angst!


Abwägung 06/24 – Exoten

Ich spürt ein Sehnen in der Brust,
wand mich vom Himmel ab.
Ne Maid erweckte meine Lust,
so folgt ich ihr ans Bett.

Sie sagte nein und mir verschwand
die Lust auf einen Ritt,
obwohl ichs wirklich nicht verstand,
nahm sie nen Dildo mit.


geben 06/24 – Gefühle -poetry

Meine Hand auf deinem Arm
schleicht hoch sich bis zum Nacken
und fängt leicht zu kreisen an,
beginnt den Schmerz zu packen.

Du zuckst, er zieht und flüchtet,
mein Heil dir und dein Amen.
Der Abend ist gerettet,
du flüsterst meinen Namen.



Gleichnis 06/24 – Exoten -poetry

Die Natur ist wie ich selbst
bunt: rot, grün, blau, gelb,
auch mein frischer Bluterguss.



eine Schauergeschichte 06/24 – Prosa -poetry

das Wetter



unverständlich 06/24 – Prosa -poetry

Der Frauenanteil in der Bundeswehr soll ca. 15 Prozent betragen, doch an sexuellen Übergriffen sollen sie zu 80 Prozent beteiligt sein.
Im Jahr 2023 gab etwas mehr als eine Belästigung am Tag, insges. 384 Taten.
Heißt das jetzt, dass ein Mann vier Frauen belästigte oder begnügten sich vier Frauen mit einem Mann?
Ist die Frauenquote der Bundeswehr jetzt übererfüllt?


Entgegnung (für ftatateeta auf poetry) 06/24 – Exoten -poetry 

Ein Langbeginn zog sich so hin.
Er rekelte und streckte sich
und auch die Bein lang unterm Tisch.
Es war nicht schön, doch ohne Sinn.

Anwesende verspürten Pein,
die Contenance halten zu müssen
trotz inhaltsarmen Sprachergüssen,
doch niemand konnte sie befrein.

Der Langbeginn empfand es fein,
ihm war egal, wie stark sie litten,
hat Langeweile nie bestritten,
er wollte nur kein Kurzschluss sein.



Wehrpflicht 06/24 – Prosa

Ein schönes Feuer braucht Holz, ein guter Krieg Soldaten. Unser zukünftiges Kanonenfutter sollte seine Augen öffnen, auf unseren verblühten Feldern der Ehre und Traue liegen genug Gebeine.


Übersprunghandlung 06/24 – Dunkelheit -poetry

Ich sprach mit einem Stein, er klagte mir sein Leid.
Milliarden Jahre schon nimmt man ihm seinen Schneid.
Geboren in nem kaltem Raum, wurd er alsbald erpresst
und durchgeknetet, durchgeglüht, sei nur ein kleiner Rest.

Zur Zeit hätt er grad Pause, doch bald gehts wieder runter
ins Silikatdurchmischungsbad, dort werden Steine munter.
Hier oben Wind und Regen, da unten Druck und Hitze,
er sei schon lang nicht mehr er selbst, weiß nicht, wozu es nütze.

Ich konnt ihm nichts erwidern, er sah viel mehr als ich,
empfinden unsre Existenz doch ziemlich fürchterlich.
Mich dauerte sein Klagen und fing laut an zu schrein
und schlug mir mit dem Trumm einfach den Schädel ein.


Monopole 06/24 – Prosa

Eine von der zwischenzeitlich aufgelösten Wagner-Gruppe vorgebrachte Klage am Bundesverfassungsgericht wurde im Juni 2024 abgelehnt. Allerdings befasst sich jetzt das Bundeskartellamt mit der Klage gegen das Gewaltmonopol des Staates.
Die Beamten sind optimistisch, auch dieses Monopol zerschlagen zu können.

Heldenzeit 06/24 – Prosa

In der Stadt herrscht flirrende Hitze. Mühsam schleppe ich mich zur nächsten gut gekühlten Trinkhalle, plötzlich bin ich hellwach. Ich ging zwei Schritt zurück, Tränen schießen mir in die Augen. Wer macht denn so etwas?
Ein schwarzer Pkw, geschlossene Fenster, innen dürften laut Parkdauer schon die 55 Grad erreicht sein. Es besteht Lebensgefahr. Meinen wieder trockenen Augen offenbart sich auf der Rückbank ein Schreckensszenario.

Polizei, Ordnungsamt oder Nothilfe? Der kläffende Köter im Nachbarauto stört meine Gedankengänge. Nein, jede Verzögerung potenzierte die Gefahr.
Die wenigen Menschen, welche trotz der Gluthitze auf der Straße waren, hatten sich diskutierend am Pkw versammelt, doch niemanden schien eine Lösung einzufallen.
Meine Sorge verlieh mir übermenschliche Kräfte, mit bloßer Faust schlug ich ein Seitenfenster ein und zog den heißen Bierkasten aus der Gefahrenzone. Beifall brauste auf.
Die herbeigeeilte Feuerwehr verschaffte dem Kasten Linderung im Eiswasser und klopfte mir auf die Schulter.
Dem Verantwortlichen wird dies eine Lehre sein. Nicht nur, dass er seinen eigenen Schaden und die Kosten des Feuereinsatzes tragen muss, auch erwartet ihn eine Strafanzeige wegen Bierquälerei.


Vorbei 07/24 – Gefühle

Jeder Tag hat vierundzwanzig Stunden,
an denen ich dein Geist vermiss.
Komm, lass uns würfeln ein paar Runden
und schauen, wen das Schicksal riss.

Wir wussten längst, dass wir nicht passen,
zu unterschiedlich unsre Sicht,
doch taten unsre Zeit verprassen,
ne Zukunft gab es für uns nicht.

Wir haben uns nichts mehr zu sagen,
langweilig unser Frieden ist.
Genau dort liegt der Hund begraben,
weil ich den Streit mit dir vermiss.


ukiaH 07/24 – Exoten

Stand selten nur ganz oben,
lieber dahinter,
stürzte die Podeste um.


Entwicklung 07/24 – Exoten -poetry

Zornig rannt ich gegen Mauern
meist mit leicht beschränkter Sicht,
immer voller Zuversicht,
eure Werte am Bedauern.

Heute stemm ich mich dagegen,
setze weiter Stein auf Stein,
werde unbezwingbar sein
den Rebellen auf den Wegen.


Eleganz 07/24 – Gefühle -poetry

Lang aufgestaut, bricht sie sich Bahn,
schaff es kaum, zu kontrollieren,
denn zuviel bringt dich in Wahn,
nur portionsweis darf entfrieren.

Deine Glut bracht sie zum Schmelzen,
Überdosis Liebeskraft
ließe dich vor Wonne wälzen,
hätte dich dahin gerafft.

Und so portionier ich leise,
du entwickelst Toleranz,
diese raffinierte Weise
nennt sich Liebeseleganz.


Blicke 07/24 – Dunkelheit -poetry

dein Blick zieht mich an
zitternd nackt erfriere ich
dein Blick zog mich aus



Umformung 07/24 – Weltverbesserer

Kein Blitz, kein Sturm, die mich warfen,
mich warfen deine Worte.
Dein Mund ein höhnisch Lächeln
versperrte meine Pforte.

Ziehe Kraft aus meinen Wurzeln,
Zweige streicheln dein Gesicht,
hol dich unter meine Borke
und erstrahl in neuem Licht.

Sauge stinkend Arroganz,
form sie um zu Trauben,
in dir macht sich Liebe breit
und ich beginn zu glauben.

Ich werf die faulen Früchte ab
und recke meine Äste
mit bunten Blüten gen Olymp
mit dir und Lieb als Gäste.


Kriegstüchtig – Konjunktiv 07/24 – Prosa -poetry

Wolfgang Niedecken soll gesagt haben, das Frieden schaffen ohne Waffen nicht funktionieren würde. Campino würde heute unter diesen Umständen den Dienst an der Waffe nicht mehr verweigern. Christopher Lauer würde es gerecht finden, wenn auch Ältere dienen.
Mir blieb der Mund offen beim Lesen.
Begründet wird dies mit einer „geänderten sicherheitspolitischen“ Lage. Ja, mag sein, doch nicht das deutsche Volk hat diese Lage verursacht. Warum also soll das Volk zur Waffe greifen?
Vermutlich würde auch ich den Dienst an der Waffe nicht verweigern. Ich wüsste nur nicht gegen wen ich sie richten und wo ich kämpfen soll. Der „gegenerische“ Soldat ist ja auch nur Kanonenfutter. Man sollte sich eher die Frage stellen, für wen? Völker haben bisher keine Krieg wirklich gewonnen, immer nur die, welche danach die Beute aufteilten und meist schon am Krieg selbst verdienten.
Die Einstimmigkeit "unserer" Parteien zur Kriegstüchtigkeit erinnert mich an 1914. Man weiß ja, wie es ausging.



willkommen 07/24 – Weltverbesserer -poetry

Noch hör ich den Regen rauschen,
kalten Hagel ohne Takt,
bald werd ich den Stimmen lauschen,
die mir künden Neubeginn.

Und ich öffne Fenster, Türen,
wart auf dich am Küchentisch,
sanfter Hauch ist zu erspüren,
fließend leicht deine Gestalt.

Freudig lass ich mich umfangen,
oh, wie hab ich dich vermisst.
Nun ist Schluss mit kühlem Bangen,
weil du, Sommer, bei mir bist.


Für dich 07/24 – Gefühle -poetry

Mein Wort soll sein
ein Kuss für dich
süß, saftig, sanft

Mein Blick soll sein
ein Wärmebad
wohliger Genuss

Ich selbst will sein
ein Bärenfell
schutzkuschelnd



abgestillt 07/24 – Exoten

Die Mutter ist nicht mehr gewillt,
zu groß, zu grob und maßlos.
Das Leben hat mich abgestillt.


Depression 07/24 – Dunkelheit

Ich sitz im Schrank
verpackt, verschnürt,
lausche still nach draußen.


keinerlei Entwicklung erkennbar 07/24 – Prosa

Ein Leben reichte nicht, dies alles zu kapieren, also Wiedergeburt, regelmäßiger Neustart.
Heute vergleiche ich die prasselnden Wocheninformationen mit den
Sonntagspredigten, das heutige Bildungssystem mit dem alten, erkannte keine Änderung.
Man lenkt durch Angsterzeugung die Unwissenden. Alles ohne Absprache, ohne Verschwörung, einfache Automatismen der Macht. Funktionierte schon, als wir noch an Bäumen hingen.



Körpersprache 07/24 – Prosa

Sie kam einfach auf mich zu, blieb schräg vor mir stehen und schaute zurück. Ich knurrte: „Hör auf!“
Ihr Körper bewegte sich leicht, sie strich ihre Haare hinters Ohr. „Hör auf, mich zu manipulieren!“ blaffte ich sie erneut an.
Mit neutralem Gesichtausdruck wandte sie sich mir zu und hob fragend die Augenbrauen. Zu gern hätte ich meine Lippen auf die ihren gepresst,
doch sie log.
Sie war eine tanzende schauspielernde Psychologin, selbst wenn sie nichts sagt oder sich nicht bewegt, brachte sie ganze Menschengruppen zum Wahnsinn. Obwohl ich dies wusste, hatte ich Probleme, mein limbisches System unter Kontrolle zu halten. Meine Körper reagierte schon, wenn sie noch hinter mir war oder nur im Augenwinkel vorbei zog.
„Wenn dein Date nicht kommt, kann ich doch ihren Platz einnehmen.“ Sie sah mir in die Augen und setzte sich. Augenblicklich richteten sich meine Nackenhaare auf, der Park vibrierte unter dem Bass meines Herzschlages. Bevor ich mich zu Flucht oder Angriff entscheiden konnte, nahm sie meine Hand. Ich stellte mich tot. Sie nahm jeden Finger einzeln in den Mund,
lächelte mich an und küsste mich.
Erschreckt fuhr ich von der Parkbank auf, meine Hündin leise winselnd neben mir.


Neue Welt 07/24 – Prosa

Die Straßen waren leer und dunkel. Ein Polizeiwagen patrouillierte langsam durchs Wohngebiet. Von einem Balkon ertönte lautes Gelächter.
Binnen Minuten änderte sich die Szene. Innerhalb einer Viertelstunde war der Block umstellt, ein Sonderkommando mit Schutzmasken bahnte sich leise den Weg durchs Treppenhaus, auch hier konnte man das nicht verebbende Gelächter wahrnehmen. Sonst war es still.
Von gegenüber beobachtete Hans-Georg die Situation. Was war dort los? War Lachgas verboten worden oder ein illegaler Cannabisklub aufgeflogen?
Das Gelächter brach ab und er sah, wie die Personen auf dem Balkon eine nach der anderen unter Kapuzen verschwanden und in die Wohnung gezogen wurden. Der Rest der Nacht verlief ruhig.
Pressemeldung des nächsten Tages:
Am gestrigen Abend gelang der Polizei in Mosewinkel mit einer konzertierten Aktion ein Schlag gegen Reichsbürger und Gedankenverbrecher. Die 7 mutmaßlichen Tatverdächtigen wurden festgenommen und in einem Schnellverfahren zwangsrekrutiert. Beim Auftauchen eines Polizeiwagens brachen sie in ein verfassenschutzrelevantes polizeidelegitimierendes Gelächter aus, im Bundeswehrcamp Sinai wird ihnen nun Mores gelehrt.
Hans-Georg machte sich Sorgen um seine Kinder, nach ein paar Zügen an seinem legalen Joint verblassten sie.



Land über 07/24 – Exoten

Höre an der Haltestelle Jugendtreff im Straßenlärm,
Polizeisirengegreule hält die Jugend von uns fern.
Schnuppere aus Nachbars Scheune Wohlgeruch mit THC.
Überlege, ob ich nicht heute wieder einen Zwitschern geh.

Unser Biobauer Krause hat mit Pflaumen angesetzt,
neulich hat ihn ein Veganer wegen Schwarzschlachtung verpetzt.
Oder geh ich heut zu Gabi, denn ihr Mann ist ja verreist?
könnten ein Likörchen schlürfen. Mein Weib geht mir auf den Geist.


Was jetzt? 07/24 – Exoten

Der Staub lag millimeterdick,
die Schachtel mittendrin.
Ich nehm sie in den Keller mit,
ne Reinigung im Sinn.

Neun Millimeter Hohlgeschoss,
ein Zittern in den Händen.
Ich frag mich, welch Familienspross
verbargs in meinen Wänden.

Mein Weib denkt an den letzten Streit,
schaut kurz und lässt mich stehen.
Schiebt Schachtel zu mir, sich beiseit:
Lass durch den Kopf dir gehen!


Vor dem Gewitter 07/24 – Exoten

Diese Stille presst mich aus,
giftgrüngrau, doch leer.
Meine Augen klammern sich
an das Blütenmeer.

Augenblicke ziehen sich,
Ewigkeit gefühlt.
In mir steigt die Temperatur,
kein Wind, der mich kühlt.

Ein brutaler Tinnitus
rauscht mir durch den Kopf,
potenziert die Stille noch,
bald drück ich den Knopf.

Thor wirft endlich seinen Hammer,
Blitze prasseln nieder.
Bin erlöst vom stillen Jammer,
Töne leben wieder.


Klaatuiert 07/24 – Dunkelheit -poetry

Entrüstet euch,
der Weltuntergang wird nicht
euren Erwartungen entsprechen.



Unerfüllbar 07/24 – Gefühle

Ein flüchtger Blick setzt mich schachmatt,
bräucht jetzt ne kalte Dusche.
Auf meiner Zung die Wörter platt,
Erstickungsnotgepfusche

und doch steckt eine Sucht in mir.
Ich will gesehen werden
von diesen Augen ohne Zier.
Faszination verbergen.

Ertrinken gar in deinem Blick,
das Sterben würd sich lohnen.
Die Sehnsucht holt mich stets zurück,
erkenn keine Optionen.


Endschlag.Prophezeiung 07/24 – Dunkelheit -poetry

Wir werdens ihnen zeigen mit überlegner Wut.
Ich sehe die Säulen steigen aus Rauch und Feuerglut.
Verrecken in den Gluten, im Tode all vermählt.
Es gab hier keine Guten, wie früher uns erzählt.

Verzeichnet in Annalen, hier lebten Menschen: Schau!
Starren aus Orbitalen auf dieses dreckig Grau.



jetzt sehe ich dich 07/24 – Gefühle -poetry

Ungeliebt auf weißem Laken
liegt dein sehnsuchtsvolles Herz
und ich les aus seinen Narben
nächtelang von Blut und Schmerz.

Wollte nur Entspannung finden,
zog dich mit mir, gleich ins Bett.
Hatte vor, dich hoch zu grinden,
Pas de deux, ein Paarballett.

Die Lektüre deiner Augen
bricht mein Herz und dreht den Knauf,
Worte fehlen, die was taugen,
sanftes Schweigen weicht uns auf.

Sehnendes Verlangen sprudelt
übermächtig auf mich nieder,
rotes Laken schambesudelt
findet sich am Boden wieder.


angenommen 07/24 – Prosa

Eine Interpretation meiner Psychosen schien nicht möglich, bis ich meine Vernunft abstreifte. Ich wehrte mich nicht mehr. Ich versuchte nicht, zu verstehen, was nicht zu verstehen war.
Es wurde wahr und real. Ich hörte die Stimmen nicht nur. Ich sah, wer sprach, und ich verstand.
Wir zogen ein paar Sterne weiter und richteten die Gammastrahlenblitze neu aus, um weitere Mitstreiter zu gewinnen. In Ereignishorizonten pausierten wir, nutzten weitere Zeitebenen …



moralisch? 07/24 – Gefühle

Ich warf sanft mein Herz hinüber,
lang zu schauen, wagt ich nicht.
Grad hier im Gemeindekreise
ist die Rose gelb, die sticht.

Nur in abgezählten Zeiten
können wir beinander sein,
müssen unsre kleine Liebe
von dem bösen Blick befrein.

Leise lieben wir im Rausche
und ertranken schweigend.
Sie standen starr im Kreise,
auf uns mit Fingern zeigend.



Erleuchtet 07/24 – Weltverbesserer

Als ich so stand am Scheibenrand
und trank aus dem Gedankenmeer,
passierte etwas im Verstand
und meine Hülle wurde leer.

Die Perspektiven zogen fort.
Ein Zeitenstrudel nahm mich mit.
Er offenbarte mir den Ort,
aus dem das Leben einstmals glitt.

Mir fehlen Worte und Substanz
ums eloquent zu schildern,
ein Quanten-, String- und Branentanz.
Ich kann es nicht bebildern.

Selbst dort im Nichts hört ich das Wort,
es wuchs wie eine Rebe
und hatte Teufels Saat verdorrt.
Es hieß ganz einfach: „Lebe!“


Urteil.Sieg 07/24 – Prosa -poetry

Ein Experte trug vor: „Seit Anbeginn der Zeit hatte sie uns den Krieg erklärt. Unser Vieh verstarb, unsere Pflanzen verdarben, wir selbst litten Hunger. Sie braqchte Seuchen, Wahnsinn und Unwetter über uns, ganze Orte wurden verödet. Ihre Fluten brachen unsere Häuser und Brücken, ungezählte Menschen ersoffen hilflos. Fürwahr trägt sie große Schuld. Man sollte sie jagen, binden und versklaven!“
„Sie ist eine Hexe, eine Bioterroristin, schon hunderttausende hat sie auf dem Gewissen. Legt ihr die Stricke an, maßregelt sie!“ eröffnete ein Richter die Verurteilung.
„Sie soll zur Ader gelassen und bis zum Tode geschröpft werden.“ schloss ein Schöffe das Urteil ab. Das Kollegium lächelte zustimmend, niemand im Publikum widersprach.
Jahrzehnte vergingen, doch wurde ihrer nicht Herr, weiter starben viele Menschen. Nun endlich scheint die Zeit unseres Sieges gekommen. Sporadisch noch ihre letzten Zuckungen, doch langsam verreckt sie an ihren Wunden und erstickt am Plastikmüll.
Halleluja, wir haben sie bezwungen!


Exekutiv media 07/24 – Prosa -poetry

Ich war so stolz auf mich. Nur drei Monate brachte ich, um 20 kg zu verlieren.
Um meinen Erfolg einem größerem Publikum bekannt zu machen, erstattete ich online Anzeige bei der Polizei wegen Fundunterschlagung, vorsichtshalber anonym.


Michel 08/24 – Dunkelheit

Als ich unlängst am Rande stand
und in die Weite schaute,
da spürte ich ein loses Band,
was mich zutiefst erbaute.

Ich lauschte ins Gedankenmeer,
das wir derzeit durchstreifen,
erkannte keine Gegenwehr,
ich konnt es nicht begreifen.

Die Plutokraten hams geschafft,
Meinung wird eingeengt.
Der freie Denker hingerafft,
der Querdenker verdrängt.

Ich, Michel, strammer Untertan,
faschistisch Konservat,
ich stimme zu dem Angriffsplan,
dem Friedensattentat.



wenn Wörter fehlen 08/24 – Dunkelheit

Wenn Wörter fehlen, die erzählen,
wie mich nachts die Mähren quälen,
fang ich einfach an zu schrein,
… ganz allein.



Fehlentschluss 08/24 – Dunkelheit

Wie gern hätt ich gesehen, wie ihr euch windet
in Schmerz und Trauer, Tränen, Pein,
dass niemals ihr das Lachen wieder findet,
nachdem ihr saht mein hängendes Gebein.

Mein letztes Sehnen zuckend in der Schlinge
bereut ich schon, allein, es war zu spät.
Hier mit der Schwerkraft und dem Tode ringe,
die Brille hat zu früh ich abgelegt.


Trockener Asperger 08/24 – Exoten

Gefühle auszudrücken,
fiel mir unwahrscheinlich schwer,
aber ich habe trainiert.
Jetzt liegen sie völlig ausgewrungen am Boden.



Marionetten 08/24 – Exoten -poetry

Kreischend wehrte ich die Indoktrinierung ab,
zerschnitt die Fäden,
hinterfragte mein Dasein.
Erkannte Nichtsnutz,
entwickelte Rückgrat.

Nachsinnend erkannte ich wertfrei,
dass diese Fäden
ihnen den Halt geben
beim rückgratlosen Handeln.

Vermag das Fäden-Knoten-Wirrwarr
nicht zu durchdringen,
erkenne nur
scheingoldenes Glänzen
dahinter.



Petra hats verstanden 08/24 – Prosa -poetry

Urgroßmutter hatte unserer Kleinen viele Geschichten aus der Nachkriegszeit erzählt. Somit kannte Petra nicht nur Lebensmittelmarken, Fringsen, Trümmerfrau, Hamsterfahrt und andere Begriffe schon im Vorschulalter. Auch ihre Fabulierkünste schienen ungemein gestärkt worden zu sein.
Später in der Schule waren die Nachmittagsbetreuerinnen sehr traurig, wenn Petra ein paar Tage oder sogar Wochen fehlte, da sie mit ihren Geschichten regelmäßig eine Betreuungskraft ersetzte.
Eines Tages fragte mich ihre Lehrerin, ob wir uns denn zu Hause über Politik unterhalten und sie auch fragen dürfe, in welche Richtung wir tendieren. Natürlich bejahte ich die Frage, gab als Richtung den Weltfrieden an und ob dies ein Problem wäre. Nein, nein, auch die Schule unterstütze dies und versuche, die Kinder zu informieren. Man wundere sich nur, dass die Mehrzahl der Jungs Soldaten werden wollen und die Mädchen in zunehmender Zahl Trümmerfrauen.
Mich wundert es nicht, es ist logisch. Das Erste bringt das Zweite hervor.


Lichtgestalt 08/24 – Dunkelheit -poetry

Sie meinen, ich wolle sie verderben?
Ich würge bös ihr Licht des Nachts?
Ich ließe Kind und Vieh versterben
und selbst die Frucht am Halm verdarb?

Die Schergen griffen mich am Tage
und schnürten mich im Keller fest.
Hochnotpeinlich Frag für Frage
verneint ich schreiend fürchterlich.

Fürwahr, kalt ists auf dem Eise und an Land
und auch am Tage wirds nicht heller!
Viele Leben gingen im Dunkel zuschand,
doch häng ich ohne Schuld im Eisen.

Aufgetürmte Angst, Kuttenhassblick
mittig auf dem harten Wasser,
fünf graue Büttel richten mit dem Strick
mein Kreuz im Scheiterhaufen auf.

Zitternd warte ich aufs heiße Feuer,
dessen Geschöpf ich liebend bin
und lasse wie ein Höllenungeheuer
Schollen unter ihnen bersten.

Aufgerissene Augen unterm Eis,
ich erleuchte die Dunkelheit.



Gassi.Solo 08/24 – Weltverbesserer

Zuhause wurde uns der Wald,
den wir zu zweit erforschten.
Nachdem mein Wölfchen starb,
verwuchsen unsre Wege.

Winkender Farn gab mir die Richtung
durch den neuen Urwald vor.
Brombeere und Schlehdorn waren
damit nicht einverstanden,

so musste ich mich begnügen,
durch Bach und Einschlaglichtungen
zu streifen, um dich zu finden,

die Ruhe in mir selbst.



Hilfreich 08/24 – Exoten -poetry

Seit dem Messerverbot trage ich
einen angeschliffenen Löffel bei mir.
Er ist sehr hilfreich.
Ich nenne ihn Möffel.


Vollmondträume 08/24 – Exoten -poetry

In unseren Ohren schwoll
der Hall der umgestürzten Kugel.
Es strömten nach Agartha hin
Reichsflugscheiben, ganze Rudel.

Wir suchten tief in uns die Schuld,
fanden Kompetenz nur vor.
So übten wir uns in Geduld,
schlossen Augen und auch Ohr.

Es froren alle Träume ein
am Horizont der Transzendenz,
so drehten wir am Schicksalsrad
mit letztmöglich Konsequenz.

… und erwachten schweißtriefend,
auf dem Nachttisch eine weiße Rose.


jede Nacht 08/24 – Weltverbesserer

Ich blinzle in die Dunkelheit,
sie blinzelt prompt zurück.
Ich öffne meine Augen weit,
doch sehe ich kein Stück.

Ich bin ins Dunkel eingehüllt,
fühle mich warm geborgen.
Das Licht hat mich stets zugemüllt,
verstärkte meine Sorgen.

Wir ziehen lautlos durch die Nacht,
wie n unsichtbarer Schleier,
und brechen rationelle Macht,
sind Fantasiebefreier.

Des Morgens gleitet sie davon
und lichtet in den Tag.
Nachdem das Traumgespinst zerronn,
erkannt ich den Vertrag.


Meinungskorridor 09/24 – Dunkelheit

Du siehst aus dem Kristallpalast
nur die verzerrte Wirklichkeit.
Du neigst den Kopf, bis dir genehm,
wie sie sich präsentiert.

Du folgst dem alten Seelenlord
in Welten, die es so nicht gibt.
Kämpft ihr doch für das einzig Wahre,
arg verblendet, trotzig stur.

Die Legionen rebellieren,
Sancho Panza, Don Quijote,
zu verfremdet scheint die Welt
und sie stellen eine Frage:

Was siehst du, wenn der Strom ausfällt?



Hein 09/24 – Prosa

Er war nur der Begleiter. Er half ihnen den Weg zu finden und zu gehen. Ohne ihn funktionierte es einfach nicht. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt. Anfangs fiel es ihm recht schwer, damit umzugehen, doch nun hatte er es akzeptiert. Sein Klientel wurde ihm zugewiesen und er hatte nur eine Aufgabe – Begleitung.
Er begleitete inzwischen ohne Anstrengung zehntausende gleichzeitig. Pausen, Wochenende oder Urlaub wurden ihm nicht zugestanden, er erhielt keine Vergütung, seine Macht korrumpierte ihn nicht. Sein Pflichtbewusstsein und seine Einsicht befleißigten ihn, seinen Job gegen jedermann gleich auszuüben.
Auch wenn er nur zufällig in dieses Berufsfeld hinein gestolpert war, es gibt nur einen Tod.



Was wäre wenn … 09/24 – Weltverbesserer

Ich schau in mein Gesicht von gestern,
erkenn den Hater, der ich war.
Sind wir morgen vielleicht Schwestern,
geht das zwischenmenschlich klar?

Meine Seele ist am Wandern,
andrer Körper, Tag für Tag,
versteh besser so die Andern,
schloss den Lebensvollvertrag.

Als Pilotprojekt empfohlen
von ner höheren Instanz,
seitdem wird kaum noch gestohlen,
Habe gilt nun als Popanz.

Toleranz wächst unbeschreiblich,
Empathie steigt auch enorm,
Wanderseele unausweichlich
bringt die Friedensweltreform.



Stoffwechsel 09/24 – Exoten

Er schoss in meinem Kopf umher,
ein schlimm Gedanke, ziemlich quer.
Was wäre wenn … ? Doch andrerseits
kannt ichs Ergebnis ja bereits.

Antitransparente Kleidung
schützt uns nicht vor fremder Meinung,
auch des Kaisers neue Kleider
brachten kurz nur neue Neider.

Sollt auch ich es mal versuchen
oder wird man mich verfluchen?
Schränk den Stoffwechsel jetzt ein,
alle denken, so ein Schwein,

wochenlang die gleichen Socken
werden nachts wohl nicht mehr trocken,
doch ich konnt nicht widerstehn,
fünfzig Paar zum Preis von zehn.


wird nix 09/24 – Exoten

Als ich ins morgen sah,
da packte mich ein Grausen.
Wie wir heut retten den Planet,
alles nur nur dumme Flausen!

Erst gestern dacht ich noch,
man müsse doch was tun
und heute bin ich schon daran,
mich wieder auszuruhn.



Entgegnung (an Delf auf poetry) 05/24 – Exoten -poetry

So ganz kausal entstand die Zeit
und machte sich im Weltall breit.
Sie ließ sich messen, doch nicht wiegen
und wusste überall zu siegen.

Sie wird noch sein, wenn niemand ist,
der sie noch misst,
weil sie sich niemals mehr verpisst.



So viele Lichter 09/24 – Exoten

Hinter den Bäumen steigt der Mond,
mir scheint, es fällt ihm schwer.
So viele Sterne tauchen auf,
es werden immer mehr.

Aus dem Eisschrank schlonzt es übel,
dunkle Dörfer in der Nacht,
Gärten glimmen mit Solar.
Wer hat den Strom uns ausgemacht?

Und ich seh am Lichterhimmel,
wahnsinnsgleißen tageshell,
diesmal ohne Lichtverschutzung
alle Sterne zum Appell.



Verträumt 10/24 – Gefühle

Es ist der Himmel, der mich lockt.
Es ist der Boden, der mich hält.
Hätt ich Flügel auf dem Rücken
schwebt ich über diese Welt.

Es ist dein Blick, der mich verzaubert.
Es ist dein Lächeln, das mich weckt.
Überall auf diesem Boden
ist noch Liebe sacht versteckt.


Komm mit 10/24 – Exoten -poetry

Der klare Himmel letzte Nacht
hat mich um den Schlaf gebracht.
Auf die Terrasse lockt das Licht,
das heute nicht durch Wolken bricht.

Ich steh verzaubert in dem Gleißen,
lass mich vom kalten Winde beißen
und von glänzend Lichtern saugen,
welche mir sonst die Träume rauben.

Als hellster scheint der Gasplanet,
der fett und hell am Himmel steht.
Mit seinen Strahlen läd er ein,
heut Nacht bei ihm zu Gast zu sein.

So reise ich mit den Photonen
in weit entfernte Weltregionen.
Du schwärmst vom Urlaub in der Fern?
Begleit mich zum Neutronenstern!


Freie Meinung 10/24 – Dunkelheit -poetry

Du hast nur eine Meinung frei,
erklärte mir die Wokizei.
Entfernst du dich von dieser,
geht es dir gleich viel mieser.

Du wirst gebasht und auch gedisst,
die eigne Meinung bringt nur Mist.
Bleib schön bei unserm Narrativ,
denn Wahrheit gibts nur subjektiv.

Beginn zu delegitimieren,
so wird dein Konto bald einfrieren,
stells Denken ein, sei endlich brav,
folg uns zum Metzger, dummes Schaf!



Bashing 10/24 – Dunkelheit

Ich wär schon ein perverses Schwein,
lief nackt durch diese Stadt.
Natürlich wurd ich nackt geborn,
ihr saht mich und wart platt.

Ich trag kein Hijab, keinen Hut,
bin nackt unter den Socken,
mein Hemd gebügelt liegt im Schrank,
bin untern Achseln trocken.

Sogar auf tiktok melden sie,
ich wäre ein ganz Schlimmer,
zerstöre Anstand und Moral.
Benimm hätte ich nimmer.

Unter der Kleidung trüg ich nichts,
nur meine bloße Haut.
Ich frage mich, wers Anders macht?
Warum ist das versaut?



Seufzer.Fragen 10/24 – Weltverbesserer

Ich dacht, es wärn die Augen,
dabei lags an der Brille.
Ich dacht, es wärn die Ohren,
dabei lag es am Schmalz.

Da Irren menschlich doch erscheint,
bin ich wohl doch ein solcher!(?)
Was ist dann mit denen,
die Waffen Frieden schaffen (wollen)?



befreit 10/24 – Exoten -poetry

Der letzte Phasenübergang
ließ mich nicht erwachen.
Es kam zum Phrasenüberhang
beim Sturzflug mit dem Drachen.

Starre in den schwarzen Spiegel,
erhellt von flackernd Licht,
langsam tritt hervor das Siegel,
sodass der Spiegel bricht.

Im Kaleidoskop der Scherben
spiegelt sich mein wahres Ich
und mein Leib beginnt zu sterben,
meine Seele braucht ihn nicht.



Eindringling 10/24 – Exoten

Ich akzeptier kein Widerstand,
ich dring durch alle Wände.
Du hast mich anfangs fasziniert
durchs Leuchten deiner Hände.

Ich soff aus Sonnen, fraß vom Mond,
jonglierte mit den Löchern,
als dir sanft die Haare strich,
wurd deine Haltung knöchern.

Ich bin der harte Gammastrahl.
Ich dekodiere Zellen.
Du absorbierst mich ziemlich hart,
selbst an den weichen Stellen.



Aus und weiter 11/24 – Gefühle -poetry

Es war erst gestern, als ich starb,
wie schon so viele Male.
Die Eine finden, fällt sehr schwer,
wies Öhr in einer Ahle.

Erwachte nach dem kleinen Tod
mit Klinge an der Kehle.
Du stießest zu und drehtest leicht,
es tränte meine Seele.

Du sagtest mir, du liebst mich nicht,
so starb in mir ein Leben.
Ich mache mich zum nächsten auf,
weiter zum Glücke streben.

Ne Schuld trifft uns wohl beide nicht,
wir sind nicht kompatibel,
auch wenn die Werbung anders spricht:
Es schmeckt wie Schokozwiebel.



Neues aus den Notstandgebieten 11/24 – Prosa -poetry

Ein offenbar geistig gestörter Mann verletzte gestern in einer Fußgängerzone ihrer Wahl mit den Rufen „deus vult“ mehrere Passanten schwer. Die herbeigeeilte Polizei erkannte schnell, dass der Mann wohl kaum mit einem harten Urteil zu rechnen hätte und erschoss ihn gefahrenabwehrend, auch zur Entlastung unserer kollarbierenden Justiz.

Bei der Verteidigung unserer Demokratie fielen auch zwei Polizeibeamte im friendly fire. Die überlebenden Beamten wurden vorläufig vom Dienst frei gestellt, andere sagen, erhielten Sonderurlaub.

Als Rache für die Pagerdetonationen wurden im Libanon eine Charge Saugroboter für Israel manipuliert. Mindestens eines dieser Geräte scheint leider nach Solingen in Deutschland ausgeliefert worden zu sein, dort brannte eine Wohnung aus. Die israelische Regierung nach dazu keine Stellung.

Ampel auf Erfolgskurs: Das neu gegründete Ministerium für Stabilität (MfS) wird die Bürokratie abbauen. Das Parlament stimmte bisher 15 Gesetzen über den Demokratie-, Entschuldigung, Bürokratieabbau zu., und Stabilitätsminister Meerhofer erließ vorerst 304 sich teilweise widersprechende Verordnungen für seine 1650 neuen Mitarbeiter.

Uns scheint das Licht am Horizont langsam zu verlöschen!

Gestern Abend erklärte Herr Lindner, dass die Regierung vom Volke enttäuscht sei und es aufzulösen gedenke. Nächstes Jahr werde man sich ein neues Volk wählen.



Anderzeit 11/24 – Exoten

Die Zeit fließt irgendwie dahin,
so sagen es die Menschen,
doch leider trifft dies nicht den Sinn.

Sie ist ganz einfach überall,
diffus und im Fraktalen,
gleitet vorbei wie Überschall.

Dabei sinds Menschen, die hier gleiten.
Die Zeit bleibt stehen stur.
Solltet die Perspektiven weiten.

An mir vorbei ziehn Städte, Wälder,
ich sitz bequem im Wagen.
Die Zeit liegt ruhig wie Felder.



Maritimer Traum 11/24 – Weltverbesserer

Ich schaufelte mir den Tag ins Maul
und den siebten Wal zurück ins Meer,
als ich endlich das Singen verstand.

Die Sonne brach hell durch die Wolken.
Der Wind legte sich tief über die Wellen.
Gedankenblitze erzeugten einen Tsunami,

in diesem gleite ich durch die Meere,
befreie sie endgültig vom Menschenmüll
und erwache erschöpft, aber glücklich.


Zeitenwende? 07.11.2024 – Prosa

Ich stand an einer Kreuzung, doch die Ampel war kaputt. Unsicher versuchte ich, mir einen gefahrenfreien Weg zu suchen, sie zu überqueren. Zurück ging auf keinen Fall, dort lagen nur Trümmer. Vor mir türmte sich Schwärze auf, durch die gelegentlich ein dunkles Blau durchschimmerte. Ich wagte mich nicht weiter, ein eisiger Wind kam auf und mich fror.
Ängstlich erwachte ich frierend im Nebel.



Kontaktschuld in Absurdistan 11/24 – Prosa -poetry
Achtung! Vorsicht! – auch dieser Test enthält realistische Schilderungen des Lebens

Heute Morgen ging ich zum Bäcker meines Vertrauens (der einzige im Umkreis von 10 km) und wollte mir mein veganes Bio-Brötchen holen. Ich erlebte einen Skandal!
Vor mir verlangte eine verhüllte Frau ihr halal Brot geschnitten und bemerkte dann, dass hier nur eine Brotschneidemaschine zur Verfügung steht. Aus Angst, dass zuvor auch koscheres Brot damit geschnitten worden sei und ihr halal Brot eventuell kontaminiert werden könnte, nahm sie ihr Brot dann ungeschnitten mit.
Ich wollte mein veganes Bio-Brötchen ungeschnitten, verlangte aber, dass die Verkäuferin ihre Handschuhe wechselt. Dann fiel mir ein, dass ich sie gestern Abend mit einem Mettbrötchen kauenden Typen gesehen hatte. Aus ihrer entspannten Haltung und ihren Pheromonausschüttungen schloss ich auf einen nachfolgenden Geschlechtsverkehr und trat wegen Kontaktschuld vom Kauf zurück. Während meiner Erklärung weidete ich mich an ihrer überraschten schuldbewussten Mimik.
Um mir selbst meine Resilenz, Toleranz und Eigenverantwortlichkeit zu beweisen, holte ich mir zwei Straßen weiter einen Döner.


Wirkung.Ursache 11/24 – Exoten

Ich spüre deinen Zorn,
wie aufrecht Stele,
wie einen eiternd Dorn
in der zerschundnen Seele

und er durchdringt allmählich
die resilenten Zonen,
vergiftet dort ganz dämlich,
Gefühle, die dort wohnen.

Ich bäum mich auf und schlage
kräftig auf diese Flammen.
Es scheint mir keine Frage.
Ich werd dich nicht verdammen.

Du tobst, willst Wut verbreiten,
ich zahl fix elektronisch,
Korb ohne Süßigkeiten
mit Wirkungen drakonisch.



Wer ist hier gestört? 11/24 – Dunkelheit -poetry

Ein Kanzler der Merzen den Taurus besteigt,
durchpflügt fremden Acker und Frieden vergeigt.
Er will mit nem Stier einen Bären bezwingen,
statt im Gespräch endlich den Frieden erringen.

Vergessen hat er die Dolche des Bären,
die tödlich sich dieser Herden erwehren.
Auch hier würd es einige Leben kosten,
verwüstet der Stier einen Acker im Osten.

Die ParlamentArier klatschen verzückt,
ich halte die Rede des Hunnen verrückt!
Ne Anpassungsstörung wurd mir attestier,
ob er sie wohl auch hat, ist nicht archiviert.



Lieb Vaterland 11/24 – Dunkelheit -poetry

Mit verschränkten Armen schauten wir,
wie sich der tückische Feind rüstete.
So wird nun der Taurus entscheiden.

Lasst uns noch ein wenig im Sturme treiben,
dem Kapitän der Meinungseinheit huldigen,
von der Hoffnung auf Besserung zehren

und schlussendlich auf kargem Eiland anlanden,
um dort dem unausweichlichen Tod
locker und beglückt in die Arme fallen.

Nur die allerdümmsten Kälber
wählen ihren Metzger selber.
Du hast keine Chance, nutze sie.



Zeit für Helden 11/24 – Dunkelheit

Kühn und stolz die deutschen Helden
setzen sich dem Feind zur Wehr.
Anfangs nur mit starken Worten,
doch dann kommt die Bundeswehr.

Zieht das Fell ihm über Ohren,
nur mit Knopfdruck und Programm.
Sehens in der Ferne leuchten,
auf zum Sieg, es schwoll der Kamm.

Fünftausend der Sonn entgegen,
so wie früher schon einmal.
Anfangs lachten sie verwegen,
doch sie irrten sich fatal,

denn am End war ihre Heimat
blutbefleckt ruinengleich,
doch sie mussten es nicht sehen,
blieben tot im fremden Reich.

Nach dem Lied „zogen einst fünf wilde Schwäne“



7 Jahre danach 11/24 – Prosa -poetry

Es war vorbei. Wir hatten es nicht geschafft. Heute vor sieben Jahren zur Wintersonnenwende 2024 mussten wir kapitulieren. Es kam völlig unerwartet.
Wir waren so mit Russland und der Ukraine beschäftigt, dass wir die eigentliche Gefahr nicht bemerkten. Im Herbst 2024 wurden wir mit der Nase darauf gestoßen und reagierten nicht entsprechend. Sie mussten Jahrzehnte buchstäblich im Untergrund Vorbereitungen getroffen haben.
In der ersten Dezemberwoche war es dann soweit. Fünf Millionen schwerbewaffnete Asiaten quollen überall in Deutschland aus dem Boden. Entsetzt sahen wir hochschwangere Frauen in ihren Sturmbrigaden. Kaum ein deutscher Soldat wagte es, die Waffe zu erheben. Sie überfluteten die deutschen Großstädte, übernahmen die Polizei, Radio- und Fernsehsender, Kasernen, Kraftwerke und Rathäuser.
Einzig das freie Fries- und das Vogtland konnten sich ein Jahr länger halten.
Kurz nach ihrem Sieg führten die Nordkoreaner das chinesische Sozialpunktesystem ein und der Widerstand brach zusammen.
Inzwischen beherrschen fast 400 Millionen Menschen das harte Koreanisch als Amtsprache. Migranten und/ oder Asylanten sind übrigens kein Problem mehr. Donald Trump wurde unlängst in Bayern beerdigt und Olaf Scholz ist wieder Protektor in Hamburg.
Seung, mein glorreicher siebenjähriger Enkel, erwartet heute eine Heldengeschichte von mir. Ich werde ihm erzählen, wie seine Mutter Yeong-Suk bei der heldenhaften Befreiung Europas vom kapitalistischen Joch ihr junges Leben gab und wie sein Leben auf dem Schlachtfeld begann. Das seine Ziehmutter Manja, übrigens eine ausgebildete Chirurgin, seine Mutter Yeong-Suk embryoschonend vom Leben erlöste, ihn selbst entband und sich selbst anlegte. Die kämpfenden Sturmbrigaden zeigten sich davon so sehr beeindruckt, dass man zuerst einen schützenden Kordon um sie schloss und sie nach dem Kampf auf den Schultern durch die Stadt trug. Manja erhielt 10.000 Sozialpunkte als Vorschuss, davon zehren wir heute noch. Sie gilt heute als Urmutter der koreutschen Nation.
Nächstes Jahr wird Seung in die volksdemokratische Führergrundschule aufgenommen. Wir danken dem erhabenen Kim Yong-Un ehrerbietig und hoffen würdig zu sein.
So, jetzt ist erst einmal ein Schluss, ich muss noch einmal aufs Reisfeld, das bring mir 5 Sozialpunkte und fürs Geschichten erzählen in der KiTa gab es 10.



Lehensdiener 11/24 – Dunkelheit

Ich hab hier keinen Souverän,
ich fühl mich fremdbestimmt.
Es herrschen hier Gesetze,
die keiner ernst noch nimmt.

Das Grunzgesetz, heut hochgelobt,
ging nie vom Volke aus,
ist redigiert Besatzungsrecht,
steht fürs Vasallenhaus.

Stets kontrolliert und angezapft,
mal kurz, mal lange Leine,
hats Deutschland einfach nicht geschafft.
Dies ich hier mal beweine.



Entgegnung (Darkjuls – Der Grenzsoldat, poeten.de) 11/24 – Dunkelheit

Natürlich hätt auch er geschossen,
den Staat zu schützen, dem er dient.
Er glaubte schließlich den Genossen
und sein Gewissen war vermint.

Sie liegen heute noch im Schädel
und krachen, wenn der Kanzler spricht.
Die Minen sind sein einzig Säbel,
nach Mauerfall wurds friedlich nicht.

Er schoss auf serbische Fabriken
und auf den hungernden Paschtun,
und selbst nach Malinkes Kritiken
würd ers als Büttel wieder tun.


Endlich erwachsen 11/24 – Gefühle -poetry

Ich sah die Schatten an der Wand
und hielt sie für das Leben.
Tief krümmt ich mich ins dunkle Eck
und wollt mich nie mehr regen.

Du schaltetest den Bildschirm aus
und strichest mir den Scheitel.
Als du mich an der Hand noch nahmst,
wurd es mir fast zu heikel.

Sanft drängtest du mich aus der Tür
unter die Menschenmassen,
als Mutter fiels dir ziemlich schwer,
mich einfach loszulassen.

Ich fand gar schnell ein nettes Wesen,
sanftwarm es mich umfing
und quetschte mich so richtig aus,
mich 40dummes Ding.



Magisch.Erweckung 12/24 – Prosa

Mein letzter Besuch der Selbsthilfegruppe war eine Offenbarung.

Gert war neu. Wie ein zusammen gesunkenes Bündel Schmutzwäsche wirkte er auf seinem Hocker. Er verströmte einen eindringlichen Geruch. Trotz allem bemerkte ich seine vibrierenden Nasenflügel. Angestrengt schien er die Aerodynamik des Raumes zu erforschen. Beim jedem Richtungswechsel seiner Nase öffneten sich die Flügel weit.
Da unser Diskussionsleiter noch nicht eingetroffen war, unterhielten sich die anderen Teilnehmer leise.
„Ich nehme hier etwas sehr Altes wahr!“ dröhnte plötzlich Gerts Stimme, die nicht zu seiner Gestalt passte.
„Ja, so ist das in alten leerstehenden DDR Fabrikhallen.“ lachte Simon.
Gert erwiderte harsch: „Nein! Es lebt!“
Alle Gesichter wandten sich mir zu. Plötzlich fühlte ich mich unheimlich alt und man schien mir dies auch anzusehen. Mit einem lachenden: „So hat sich hier noch keiner vorgestellt.“ entspannte Simon die Situation und das Gemurmel ging weiter. Gert musterte mich, blieb jedoch still.

… Als Achim endlich kam, platzierten wir uns im Kreis und zogen unser Einwärmprogramm durch. In der Pause zog ich draußen eine durch, drückte sie im Ascher aus und betrat das alte Gemäuer. Nach ein paar Schritten in diesem verbauten Labyrinth zog mich Gert in einen Gang. Seinem „Ruhig, komm einfach mit“ folgte ich einfach.
Wir betraten einen Raum mit mehreren Holzlattenrosten. Er ging an die Wand und drehte dort eine kleine Sanduhr zwei mal herum. Der Sand rieselte nach oben. „So, das bring uns erst einmal 15 Minuten.“ „Die hatten damals sogar eine Sauna in der TuFa?“ war die einzige Frage, die mir einfiel. Ich war verwirrt. Sein „Du weißt es gar nicht?“ platzierte mir Fragezeichen ins Gesicht. Das Frage- und Antwortspiel über meinen Familienclan überforderte mich, nur seine Bemerkung über mütterliche Mitochondrien blieb hängen.
Entweder war sein Wissensdurst über mich vorläufig gestillt und die 15 Minuten waren vorbei. Gert führte mich wieder zum Gruppenraum und wir saßen wieder, bevor die Pause endete.

Mir brachten diese Sitzungen nicht wirklich etwas, aber ich kam aus meinem einsamen Trott heraus und so hatte ich kein Problem damit, als mich Gert danach zu sich einlud. Irgendwie wollte ich sein Interesse an mir begreifen können.
Ich schob mein klappriges Rad und Gert tänzelte neben mir den Bogen an den Gerberhäusern vorbei quer durch den Blechen-Park in Richtung Waschans Wiesen. An diesem Abend mitten in der Woche war es ruhig. In den Plattenbauten waren noch einige Lichter an. Als wir am alten Warmbad vorbei gingen, schaltete die Tanke gerade ihr Licht ab.
Weiter schlängelten wir uns durch die Sandower Plattenbauten in Richtung Stadtring. Wir duckten uns unter den Fernwärmerohren hindurch, stiegen über die ersten Gleise und er schritt auf einen Schacht im Grünland zu. „Warum haben wir diesen Bogen geschlagen?“ fragte ich ihn leise. Er winkte ab und drängte auf Ruhe „Später!“. Leise murmelte er etwas und erzeugte mit der kreisenden Hand einen Schimmer am Schacht. Mit der anderen Hand zog er mich zu sich „Lass das Fahrrad hier.“. Ich sah noch, wie es erstaunlich leise zu Boden ging, als sich der Schimmer um uns legte und die Umgebung verschwand.

Wir tauchten in einer wohnlichen Hütte auf, welche mir vorkam wie ein umgebauter Stall. Alte Bauernmöbel und ein Herdfeuer verstärkten meinen Eindruck. „Wo sind wir hier?“ „Das ist mein Rückzugsort. Ich habe mir den alten Stall von Waschan eingerichtet und ihn aus der Zeit genommen.“ verblüffte mich Gert, während er am Herd hantierte. Er reichte mir eine
Tasse mit betörendem Duft. Ich fragte nicht, was es ist, sondern musste sofort schlürfen.
Befriedigt schaute er mir zu „Ich wusste, du bist der richtige. Der Sud beweist es.“ Mit rollenden Augen stieß ich „Nu quatsch doch nicht immer drum rum, erzähle mir endlich, worum es geht!“ hervor und bemerkte erst jetzt erstaunt, dass sich scheinbar nicht nur meine Kleidung, sondern auch ich mich verändert hatte. Keine Jeans, keine Flanellhemd, ich trug nun einfache Bauernkleidung auf meinem männlichen Körper. Die Haare gingen bis zur Schulter, der Bauch war weg, fast schon asketisch schlank und voller Energie. „Was war in dem Gebräu?“ „Keine Angst, alles bio, keine Pilze, aber jetzt bist du so, wie sein solltest.“ beruhigte mich Gert.

Wir setzten uns auf die Herdbank und er begann „Du kennst die Mendelschen Regeln und scheinst in Naturwissenschaft nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Nur wurde bisher nicht alles verschriftlicht und nur wenige wissen wirklich. Schau nicht so ungläubig, glaub mir einfach. Die Magie scheint nicht zur Wissenschaft zu passen, obwohl auch für sie der Energieerhaltungssatz gilt. Magie entstand mit dem Leben selbst, nur lebende Materie kann magisch sein bzw. Magie auch an tote Materie verleihen. Es hat nichts mit Glauben zu tun. Selbst unter den ersten Einzellern gab es Magie und irgendwie irgendwann hatte es sich ergeben, dass Mitochondrien diese Magie bündeln konnten. Sie werden nur mütterlich vererbt, sodasss es nur wenige magische Männer gibt. Zumeist bemerken sie es selbst nicht, sie müssen erweckt werden. Frauen haben es einfacher. Mit ihrem ersten Eisprung öffnet sich bei ihnen das Zellgedächtnis. Sie können weit in die Vergangenheit schauen. Der Sud hat in dir die Erweckung angestoßen, wir werden sehen, wie schnell oder langsam es sich entwickelt. Atme bitte kontrolliert, dann verschwindet deine Angst.“

Gert griff mich an den Schultern, schaute mir in die Augen und ich fing mich wieder. Das war schon starker Tobak. Ich, magisch, schon immer, klingt unglaublich; obwohl mir schon einige Lebensepisoden einfielen, aus denen ich unerlaubt gut heraus gekommen war. Gert blinzelte mir zu „Genau so etwas gehört zum Überlebensinstinkt jedes Menschen, nur wenn Magie
dazu kommt, dazu noch getarnt, dann schwindet meist allen Beteiligten irgendwann die Erinnerung daran und/ oder sie finden schlüssige Erklärungen. Übrigens, als ich sagte, ich nehme etwas sehr altes wahr, warst nicht du selbst gemeint, sondern die Abstammung deiner Zellen. Deine Linien müssen sehr weit zurück reichen.“ Es klang schon fast ehrfürchtig.

Ich fragte mich, was für ein Leben vor mir lag und welches Wissen noch in mir verborgen war. Meine Ungläubigkeit hatte sich gelegt, ich spürte förmlich, dass Gert die Wahrheit sagte. Gert bereitete noch eine kleine Mahlzeit zu, dann legten wir uns zur Ruhe. Trotz Gerts Enthüllungen, über welche ich normalerweise noch Stunden gegrübelt hätte, schlummerte ich schnell ein.



Pillenstopp 12/24 – Gefühle

Erst gestern, als die Zeit erstarb,
erzwang der Frieden Rache
und leise, weil die Stille warb,
schwächelt der Seelendrache.

Am Rand der großen Depression
in bleiern schwerer Lethargie
erschien kein tänzelnd Postillon,
auch starb die spielerisch Magie.

Selbst Angst, mit ihren faulen Früchten,
zog aus und ward nicht mehr gesehn.
Es gibt kein Ort, um jetzt zu flüchten,
im Kopf nur tausende Armeen.



Flatus 12/24 – Exoten -poetry

Ich weiß, es fiel unendlich schwer,
mich endlich ziehn zu lassen.
Ich ging ganz leise von dir fort,
doch dich wird man nun hassen.

Manipuliert dein Sonngeflecht,
du littest große Schmerzen,
du krümmtest dich in Konvulsion,
es zog dir bis zum Herzen.

Der Blähbauch weg, dir geht es gut,
doch mieft es jetzt abscheulich
und Videocalling magst du nicht,
die Tagung endet greulich.



Schicksal 12/24 – Dunkelheit -poetry

Du glaubst nicht, dass vorher bestimmt
ein jeder deiner Schritte?
Dein Schicksalsstrang liegt derzeitig
auf eines Webstuhls Mitte.

Bisher war es dir wohlgesonnen,
du kannst die Knoten zählen.
Doch siehe, dort folgt Fadenspliss,
welch Faden wird es wählen?

Das Schützenloch, das grad entsteht,
lässt schlimmeres erahnen.
Der Webstuhl steht, ein Weber flickt,
es schmerzt in den Organen.

Der Weber alt, die Augen schwach,
dein Faden übersehen.
Das Rad dreht sich für dich nicht mehr,
dein Herz bleibt einfach stehen.



Züniß Mus 12/24 – Gefühle -poetry

Mein sarkastischer Akzent
scheint deinem Verständnis fremd.
Schwenk ich um auf Ironie,
förderts das Verstehen nie.



Uyrnes 757 12/24 – Exoten -poetry

Bin dein Fels in der Brandung,
unbezwingbar, starr.
Wäre lieber Strandpalme.



12/24 – Exoten

Trübe Gedanken,
Tränen laufen hinunter.
Du kommst nicht wieder.



besinnlich 12/24 – Dunkelheit

Regen schlägt in Pfützen Blasen.
Kevin schlägt Chantal kaputt.
Dies scheint eine dieser Phasen,
Ohnmacht zieht den nächsten Zug.

Drohnen schlagen große Löcher
in die Menschen auf der Flucht.
Es erscheint kein starker Rächer,
Frieden bleibt nur eine Sucht.

Wir verkriechen uns zu Hause,
nur nichts sehen, hören, sagen.
Flüchten in die Weihnachtspause,
meiden die Tantalosplagen.



Konzertbesuch 12/24 – Weltverbesserer

Treffen Sticks auf straffe Häute,
trommeln einen irren Takt.
Richten Rhythmus auf die Leute,
Knochen wippen ganz vertrackt.

Die Harp schluchzt eine Melodie,
es laufen manche Tränen.
So stoppt die tanzend Anarchie,
schleicht sich aus in schämen.

Auch die Tenöre grandios
erzeugen Tonfraktale,
Fanfaren- und Trompetenstoß
verkünden das Finale.

Die Stille schockt die Massen sehr,
sie sacken fast zusammen.
Es tobt der Beifall um so mehr,
ein Stadion steht in Flammen.


benutzt 12/24 – Dunkelheit

Gefangen blieb das Wort im Schlund,
zerfloss in tote Silben.
Entsetzen schloss den frechen Mund,
ein Trauma wird sich bilden.

Unheimlich leis drückt dieser Hort,
ein Mantel hüllt das Schweigen.
Steht besser dir als Widerwort.
Jetzt werd ichs mit dir treiben.



Zeit.Denken 12/24 – Exoten

Im Früher, als es Zeit nicht gab,
erschien mir Denken öde,
denn es passierte einfach nichts.
Ich dacht, ich würde blöde.

Im Jetzt, als Zeit einfach verstreicht,
läuft mein Gehirn auf Touren,
zum Denken meine Zeit nicht reicht,
zu schnell laufen die Uhren.

Schon morgen, wenn die Zeit erstirbt,
werd ich das Denken starten.
Zeitkataklysmen stehn bereit,
Auswertung kann nicht warten.



Gedankensplitter 12/24 – Exoten

Wenn unser Universum nur ein Organ
eines größeren gesunden Wesens darstellt,
sind wir der zu bekämpfende Virenbefall?

Wenn der Pfarrer Geisterglauben töricht schilt
und danach von einer Dreinigkeit erzählt,
welche seiner Aussagen ist glaubhaft?

Wie kann in einer Demokratie,
welche ja Volksherrschaft bedeutet,
gegen das Volk regiert werden?

Wenn alle seine Kleider loben
und nur ein Kind die Sichtbarkeit bestreitet;
wie ist das mit den Querdenkern?

Und noch eine Frage, die ich mir im
Leben besonders häufig stelle:
Was wollte ich gerade noch?


verfrüht 12/24 – Dunkelheit -poetry

Unheimlich schnell fällt dieser Schnee,
da ist kein Tanz im Sinken.
Es liegt ein Stöhnen in der Luft
und die Verstorbnen winken.

Alljährlich stets zur Thomasnacht
enden geordnet Tage.
Zieht euch zurück ins warme Haus,
sonst Rauhnacht wird zur Plage.

Wir sind jetzt außerhalb der Zeit,
der Facharzt fuhr zu früh.
Ob er zur wilden Jagd gehört,
erfahren wir wohl nie.

(Terroranschlag Magdeburg 21.12.24)




Mannes Sucht 12/24 – Exoten -poetry

Als ich noch steckte tief
im Körper einer Frau,
im Paradies ich schlief.

Doch leider kam sie nieder,
ich flutschte hart hinaus,
verbog mir alle Glieder.

Ins Paradies zurück
steht seither mein Verlangen.

schaff immer nur ein Stück.



Machtlotterie 12/24 – Dunkelheit

Wieder flüstern die Verführer,
säuseln sanft in unsre Ohren.
Sprechen aus gar vielen Mündern,
glaubst du dran, bist du verloren!

Markig klingen manche Sprüche,
heldenmäßig, ehrenhaft.
Blühend Zukunft sie versprechen,
hält so, wie Drei Wetter Taft.

Werden die Versprechen brechen,
hätten sich ja nur versprochen.
Wir im Staub und sie am Jubeln,
wieder auf den Leim gekrochen.


kein Weg 12/24 – Weltverbesserer

Mein Habit war zerrissen,
ich weinte Blut nach innen,
der Strom trug mich fort.

Bettelte um Erlösung,
sie wurde gewährt.
Lebende beneideten mich.

Hinter mir ein lautes Klagen
nach den Flammen der Wahrheit.
Die Stadt schwelte noch.

Die Schleier der Ignoranz waren verweht,
ein Jeder sah seine Schuld im Spiegel,
vor mir lag Europa.



erfüllend 12/2024 – Weltverbesserer

Ich bin ein Lebensbringer,
besitze diese Macht.
Ich bin ein Todbezwinger!

Für die es brauchen, geb ich Blut
und auch gerne Knochenmark.
Die eine Niere läuft noch gut.

Doch die Nacht mit dir zusammen,
ist einfach nur erfüllend.
Leben wird von uns abstammen.