Drachenrose

Gefühle

Drachenrose


Lest die Reime bitte richtig,
nichts davon ist wirklich nichtig.
Klingt es auch, als wär ich Richter,
bin ich nur ein kleiner Dichter
mit Gedanken um die Welt,
die uns allen doch gefällt.




        Kummer, Leid und Schmerz
        lassen das Herz aus den Augen fließen!



Tränen (12/97)

Das Schicksal schlägt gern grausam zu,
man kann es kaum verkraften.
Den ersten Hieb noch weggesteckt,
musst du im nächsten saften.
Wenn Wasser fließt gar bitterlich,
auch wenn du weggerannt,
den nächsten Schlag spürst du nicht mehr,
Tränen sind weggebrannt.
Und wenn du endlich leer dich fühlst,
dann trifft es dich noch härter,
auch wenn du denkst, es ist vorbei,
das Schicksal drischt noch stärker.
Entzieht sich dann die starke Hand, die breite Schulter,
die du dringend brauchst,
dann schlägt’s dir voll die Beine weg
und liegst allein am Boden.

Es ist so kalt hier unten.



trau dich  (01/98)

Wir würden uns gern kennenlernen,
doch die Situation
läßt es nicht zu.
Angst vor Verletzung
ist groß
und so
spielen wir uns etwas vor
und gehen
aneinander vorbei.

 


Wie? (01/98)

Ich weiß nicht,
wie ich`s sagen soll: Ich liebe Dich.
Ich zeige dir Musik,
denn sie
sagt alles,
was ich nicht sagen kann,
obwohl,
wir sprechen eine Sprache.

 





Distanz (01/98)

Ein Blick in deine Augen
zeigt mir die Verletzlichkeit
deiner Seele.
Im Gespräch erfolgt
ein vorsichtiges Abtasten.
Nähe
ist vorhanden,
Distanz
wird gesucht.

TU MIR NICHT WEH!

Wie
wollen wir
uns so kennenlernen?


 

Seufzer    (05/98)

Sitze hier und trinke,
trinke, bis ich stinke.
Ich baumle mit die Beine,
sitz hier ganz alleine.
Der Kopf wird schwer und schwerer,
das Hirn wird immer leerer.
Auf einmal wird mir dann ganz leicht,
auf Alk bin ich nicht mehr geeicht.
Vergessen ist nun auch der Grund,
geh ins Bett, schlaf mich gesund.
... und morgen?

 


Letzte Nacht   (06/98)

Meine Hände gleiten
über deinen Körper,
mein Kopf ruht
an deiner Schulter,
in deinen Augen
seh ich
Vorwurf, Fragen, Seeligkeit.

Warum
trafen wir uns
nicht eher?

 
Vorbei (06/98)

Mein Herz schreit
vor Seelenpein,
die Seele ächzt,
ich bin allein.
In Worte
kann ich es nicht fassen,
ich kann
nur Tränen laufen lassen.

 

            Offenbarung  (06/98)

            Ich liebe dich,
            weiß nicht, warum,
            wer kann es schon versteh'n.
            Doch uns're Wege trennen sich.
            Das Schicksal meint es bös.
            Vielleicht
            einmal im nächsten Leben,
            ich würd' mich freuen,
            versteh 's.

            Ich würd dich auch
            gern leiden seh'n,
            voll Sehnsucht, voller Pein,
            weil es mir
            schließlich auch so geht,
            dann leid ich nicht allein.

             
             

    keine Vergebung  (06/98)

    Warum
    sollt ich denn dir verzeih'n,
    was du mir angetan.
    Von Schmutz und Eis
    hast mich befreit
    und Kälte ausgetrieben.
    Gefühle wurden wieder wach;
    Zärtlichkeit,
    gestaut in vielen Jahren,
    brach wieder aus
    und hätte dich zerstört,
    wenn du nicht
    so gegangen wärst.

     

untreu (07/98)

Treue zu dir aufgegeben,
zurückgestoßen jetzt.
Liebe dich noch immer!
Steh am Fenster,
schau hinab,
liebenswerte Tiefe.
    Schließ die Augen,
    sieh den Wind,
    hör den Puls der Welt!
    Ist nicht mehr meine!

Gelöst hast du dich nun von mir
für immer und für ewig.
Liebe dich noch immer!
Der Wagen prescht mit Mörderspeed
dem nächsten Baum entgegen,
der Aufprall ist Erlösung.
    Schließ auch die Ohren,
    hör den Sturm,
    fühl den Puls der Welt!
    Ist nicht mehr meine!

Die Schlinge
liebkost meine Haut,
ein Sprung bringt nun das Ende.
Vertrauen gebrochen,
Verzeihung vorhanden.
Liebe dich nicht mehr.
    Öffne die Lunge,
    schrei in den Sturm,
    bin selbst der Puls der Welt!
    Ist nämlich meine!


in einer lauen Sommernacht 04/01


In einer lauen Sommernacht
der Mond
in voller Pracht am Himmel stand.
Ich saß hier unten
und weinte bitterlich,
große feuchte Augen,
schluchzend tief betrübt.
In einer lauen Sommernacht
der Mond
in voller Pracht am Himmel stand. 

Umarmten zwei sich innig
mit Liebe ohne Ende,
schmeckten sich ganz süß,
kuschelten glücklich.
In einer lauen Sommernacht
der Mond
in voller Pracht am Himmel stand.

Erschlugen zwei den Dritten
mit hartem gelben Neid,
befriedigt schlichen sie davon
mit Beute voller Hass.
In einer lauen Sommernacht
der Mond
in voller Pracht am Himmel stand.

Ich saß hier unten
und weinte bitterlich,
große feuchte Augen,
schluchzend tief betrübt,
weil ich nur sah
den Hass und Neid
und für die Liebe blind.
In einer lauen Sommernacht
der Mond
in voller Pracht am Himmel stand.



Urteil (07/13)


Ich bin auf meiner Wiese.
Ich lieg auf meiner Bank.
Mein Blick kann frei hier schweifen.
Im Kopf bin ich noch krank.

Erinnere mich an Zeiten,
die’s lange vor mir gab.
Ich kann’s zwar nicht begreifen,
doch vor mir liegt ein Grab.

Darin hatt ich verscharrt
den ganzen Hass, den bösen.
Ich hoffte mal ganz stark,
das könnte mich erlösen.

Ich hab gesammelt Liebe pur
in all den ganzen Jahren,
doch davon gibt es nicht genug,
so musste ich erfahren.

Ich hatt gehofft im Lauf der Zeit
den Hass mit Liebe aufzuwiegen,
doch war es ziemlich aussichtslos,
Liebe war kaum zu kriegen.

Die Zeit ist um, der Richter kommt
und packt aus seine Waage.
Voll Demut und voll Traurigkeit
sein Urteil ich erfrage.

Er nimmt die Liebe und den Hass,
die Waage steht bereit.
Ich schließ die Augen, neig das Haupt,
der Richter lässt sich Zeit.

Der Hass wird ausgewogen,
die Liebe nebendrauf.
Der Hass, er steigt nach oben,
die Augen werden groß.
Der Hass war aussichtslos und leer,
die Liebe voll … und schwer.

am Abend (03/2014)

Am Abend
ist das Tagwerk vorbei,
nichts bleibt,
um dich draußen zu halten.

Du tanzt
in meinem Kopf.
Du knabberst
an meinen Lippen.
Du schaust
in meine Augen
und bist
doch gar nicht hier.

Jeden Abend
ist das Tagwerk vorbei.

Danke 12/14


Ich steh' hier gerad' im Regen,
mein Blick, er geht zurück,
seh mich am Boden liegen,
verkrümmt, verkrampft, verrückt!

Der Himmel ist nicht heller,
im Kopf tut's manchmal weh,
doch geht es mir viel besser,
wenn ich Euch um mich seh.

Ihr habt mich festgehalten,
als ich fiel ins Loch.
Ich schrie, lasst los! Es hält nicht!
gehalten habt ihr doch.

Es hielten mich die Lieben,
die ich nun sehen kann.
Es rankt mit zarten Trieben
um meinen Seelenstamm.

Er wird umhüllt,
er wird bewahrt,
kann wieder wachsen
und wird stark!


Prioritäten 11/2015


Spüre keine Angst,
fühle keine Trauer,
wenn mein Leben mir entflieht.
Wusste doch, ist nicht von Dauer.

Anders ist´s,
wenn´s dich betrifft,
weil ohne dich, nichts schön hier ist.
Ich glaub, dann nehm ich Gift.

Doch sollte Hein
die Kinder krallen,
dann dreh ich ewig durch
und werd mir den Kopf weg knallen.

Davor hab ich Angst
und unbestimmte Trauer,
mein Leben wär umsonst
egal von welcher Dauer!



Heimat II 09/2016


Barfuß durch die Wiese gehen,
bis zum Knie im Flusse stehen,
macht mich glücklich wie ein Kind,
weil wir in der Heimat sind.

Geh ich an der Spree entlang,
hab ich nen beschwingten Gang.
Hier fiel ich einmal vom Baume,
ja, ich glaub, es war ne Pflaume.

Rodeln auf dem Sanzeberg,
ach, da war ich noch ein Zwerg.
Fahrradsturz und fast ertrunken,
hab die Kindheit durchgewunken.

Erinnerung an junge Frauen
und Kerle, welche mich verhauen.
Bin auf Wiesen aufgewacht,
manchmal war es dunkle Nacht.

Lausitz, oh du flaches Land,
hast mir die Kindheit eingebrannt.
Stehe ich hier an der Spree,
ich dann alles wiederseh.


Perspektive II 02/2017


Ein Schatten
fällt den Berg hinunter
und dunkelt
tief die Erde.
Ein zartes Pflänzchen
krümmt sich dort,
damit es größer werde.

Ein Schatten
fällt ins Tal hinein,
ich kann
nach oben sehen.
Bin nicht
geblendet von der Sonne,
ich sehe dich dort stehen.

Der Schatten
ist nun wieder fort.
Das Pflänzlein
kann sich strecken.
Doch ohne dich,
komm, sag es mir,
wer sollte
mich erwecken?



Rettende 03/2017


Immer wenn das Leben quält,
erscheinst du sternengleiches Wesen.
Hast mich vor Allen auserwählt,
immer lässt du mich genesen.

Deine Augen, engelsgleich,
baden meine Seelen weich.
Dein sanfter Blick ist so gesund,
verschließt kosend meinen Mund.

Deine Lippen, diese milden,
seh ich die drei Worte bilden.
Deine Stimme, rau und zart,
schwingt in meinem Knochenmark.

Liebe Finger mich berühren
und mich raffiniert verführen.
Deine Brust beginnt zu beben,
bringt uns beide jetzt zum Schweben.

Dein Leib ist voller süßer Wärme,
von welcher ich in Träumen schwärme.
Dein Duft ist einfach ohnegleichen,
kann auch stets mein Herz erweichen.

Wohlig schön will ich es fühlen,
lässt du deine Zunge spielen.
Dein Haar strahlt voll Sonnenschein,
liebend dring ich in dich ein.

Deine Schenkel mich umklammern,
leise tönt dein gurrend Jammern.
Jauchzend kommen wir zum Schluss,
Ende schön des Koitus.


Abends, nachts 05/2017


Lieg im Bett, es ist sehr still,
auch kein Nachbarschaftsgebrüll.
Neben mir nur weißes Laken,
es kommen die Gedankenkraken.

Dreh mich, wälz mich, her und hin,
alles kommt mir in den Sinn.
Schafe laufen wunderlich,
lässt der Hirte sie im Stich.

Mein Gewissen ist so rein,
müsste eigentlich schlafen fein,
doch in meinem Kopf, dem trüben,
scheinen Panzer gerad zu üben.

Lege ich mich auf den Rücken,
will das Zimmer mich erdrücken.
Atem halten und dann lassen,
nur der Schlaf kann mich nicht fassen.

Augen auf, Augen geschlossen,
in meinem Kopf wird jetzt geschossen.
Würd gern die Gedanken lenken,
einfach nur an gar nichts denken.

Erschlagend unkausale Ideen
fleißig durch den Schädel wehen,
von Sex auf Mond und dann auf Beine,
in diesem Hirn ist nichts alleine.

Wollte gerad die Decke heben,
kommt ein depressives Beben.
Kann nicht wollen, fühlen, wissen,
niemals mehr den Schlaf vermissen.

Ausgelaugt, total erschöpft,
Gedanke sich alleine köpft.
Denk schon nicht mehr an den Schlaf,
nick endlich weg, so ist es brav.


Befreiung 09/17



Du schlägst mir auf den Kopf,
du schlägst mir auf den Magen,
du schlägst mich nur mit Worten,
ich kann es nicht ertragen.

Du sagst, du willst mir helfen,
du tätest mich doch lieben.
Mein Weinen ist erloschen
unter deinen Hieben.

Ich fühle mich so schuldig,
obwohl ich es nicht bin.
Der Vorwurf deiner Worte
ergibt nicht wirklich Sinn.

Ich weiß nicht ein, ich weiß nicht aus,
muss mich doch entschließen.
Ich fasse endlich den Entschluss
und tue dich erschießen.

Ein Richter mich arg tadelt,
man tut nicht solche Sachen.
Ich sitz jetzt hinter Gittern,
kann endlich wieder lachen.


Zeitrelation 07/2018


Nachts, als ich dein Leuchten sah,
konnt ich es erahnen.
Himmel, waren wir uns nah,
Liebesveteranen.

Tags, als ich die Tränen sah,
sollte ich es wissen.
Liebe war schon nicht mehr da,
es hat uns zerrissen.

Später, als der Schmerz uns brach,
wollt ich so nicht leben.
Niemand, der dem widersprach,
nur ein kalter Regen.

Abends, als der Schmerz noch quoll,
hab ich mich erschlagen.
Mit uns war es mal so toll,
konnt ich nicht ertragen.

Nachts, als ich alleine lag,
hab ich dich vergessen.
Spürte stark, dass ich mich mag,
war nicht mehr besessen.

bunte Seele 04/2019


Oktophren ist schnell geheilt,
wird es nur durch vier geteilt.
Bei bipolar gibt es Tabletten,
welche deine Stimmung retten,
mit Arznei bei schizophren
kannst du unter Leute gehen.

Wenn sich deine Seele teilt,
wirst du niemals ganz geheilt.
Pillen können nur blockieren
das Benehmen wie von Tieren.
Multipel dissoziativ,
einer von uns immer schlief.

Manche dieser Lutschpastillen
brechen doch nur meinen Willen,
mannigfaltig meine Seelen,
leuchten ohne wie Juwelen.
Ängste meiner Subpersonen
überschreiben Liebeszonen.

Brauchen starken Sub zum Führen,
müssen einen Helden küren.
Werden leer, folgen dem Licht,
fürchten auch das Neue nicht.
Regenbogen, den ihr seht,
nur aus weißem Licht besteht.


Perspektive IV 07/2019


Bist die Schönste doch von Allen,
welche sich mit mir abgibt.
Kenne dich zwar erst seit Stunden,
doch fühl dich ruhig geliebt.

So ruhig liegst du neben mir,
so hübsch, so still, so dumm.
Wie habe ich es nur verdient,
dass ich gleich in dir kumm?

Wie hatten wir uns kennen gelernt,
wie kams zu diesem Fick?
Nur du hattest nen offnen Drink,
warst halt das dümmste Stück.

Was mach ich hier, wo bin ich nur,
oh Gott, ist das der Eugen?
Steckt der gerade in mir drin?
Ich wollt das nicht, brauch Zeugen.

Die fette Sau, ich schäm mich so,
und mir schmerzt der Schädel.
Beide Löcher jucken wild,
bin so ein dummes Mädel.

Dies ist alles nie geschehen,
die Cam ich nicht seh,
Wochen später manche fragen,
geiler Pornodreh?


Zwiespalt 07/2019


Bist für mich
ein schwarzer Stein,
kann nicht mit dir fühlen.

Wenn ich dich
dann tanzen seh,
Emotionen wühlen.


erlebt 07/2019


Farben immer blasser,
das Weiß will hell erstrahlen,
schweben himmlisch göttlich.
Die Angst zu Staub zermahlen.

Gevatter Hein, geliebter,
du sollst nicht mit mir scherzen!
Die Reanimation
bereitet mir stets Schmerzen!



farbenblind 05/2020

Später Frost den Boden lobte,
Blutmond diesen nicht bedrohte.
Eine Eiche, laubumkränzt,
diesen Frost mal wieder schwänzt.
Tod und Tödin gehen spazieren,
helfen allen, die schon frieren.

Kamen auch bei mir vorbei,
sie wollten mein Couleur.
Mir war alles einerlei,
ich mich an Grau nicht stör.

Völlig farblos ich nun lebe,
unsichtbar ich nicht anstrebe.
Seht mich nur, wenn Funken spritzen,
durch die Masken mit Sehschlitzen.
Ich steh vor euch, völlig offen.
Siehst du mich? Kann ich hoffen?


gefunden 03/2021


Als Letzte immer ausgewählt, 
nur mit der Einsamkeit vermählt.
Du warst nicht schön, wie jede hier.

Die Nase war‘s, sie war schön schief, 
sie zog dich in den Schönheitsmief.
Du wirst so schön, wie jede hier.

Du redest gleich, du lächelst mit, 
so gingest du den ersten Schritt.
Du bist so schön, wie jede hier.

Ich sah dich nicht, ihr wart so gleich, 
wie Fische in dem großen Teich.
Du bist so schön, wie jede hier.

In deinen Augen schau ich Schmerz, 
flackernd schlagend blutend Herz.
Endlich bist du anders schön.

Ich kann dich nun unterscheiden, 
musst die andern nicht beneiden, 
für mich bist du die Schönste hier.


wir streiten 07/21


Ich erschein mir unvollkommen,
doch dir ist es unbenommen,
mich zu dissen und zu höhnen,
meine Reaktion ist stöhnen.

Wege zeigt das Metakind,
sind nur nicht für mich bestimmt.
Schattenkind erhebt den Speer,
trifft dich ohne Gegenwehr.

Angstkind blitzeschnelle kroch
in das nächste tiefe Loch.
Alle Kinder sich gefunden,
sich zum Drachenkind verbunden
und sie speien fleißig Feuer
auf dich böses Ungeheuer.

Lichtkind übernimmt das Steuer,
Wiedergutmachung wird teuer,
triggert im verrückten Kopp
jede Reaktion auf Stopp.
Panzer hoch jetzt oder runter,
wir verlassen unsern Bunker.

Erkenn in deinem Irisgarten,
deine Kinder sich beraten.
Hoffe auf das Sonnenkind,
lächle freundlich ganz geschwind.

endlich 12/21


Nur wir ahnten, was geschah,
als ich in deine Augen sah.
Dein kompaktes Kampfkaliber,
deine filigranen Glieder
sind ein Widerspruch in sich,
wunderschön bist du für mich.

Du erhellst die trüben Tage,
findest Antwort auf die Frage,
läuft das Leben gerad’ verkehrt,
ohne dich nichts lebenswert!
Schicksal hat dich hergeweht
und mein Leben schön gedreht.

Aus dem tropfenden Geplätscher
wird das Kalben meiner Gletscher,
die Lawine depressiv
ging mir ab, als ich g’rad schlief.
Unser Leuchten macht uns schön,
aufrecht durch das Leben geh’n.

kurzer Ausflug 01/22


Schwer ins Denksystem gepresst,
beginnt auf’s neu ein Weltentag.
Aus dem Ei bricht nun der Rest,
zaghaft zauberhaft bedächtig.
Augen strahlen friedvoll Glanz,
vertropfen fröhlich in den Tag.

Fehlt Fantasie? Fehlt Akzeptanz?
Schwingen werden amputiert!
Halseisen stoppt Drachenfeuer,
ihre Eltern flogen frei.
Wer ist hier das Ungeheuer?
Worte trafen ungewollt.

So kehrt Sie heim,
vernarbt, verwundet, verbittert
und verwundert,

weil ihr so vor Ihr zittert!

verschmelzen 05/22


Als ich deine Seele schlürfte,
drang die Helligkeit in mich
und sie gluckste und sie seufzte,
fühlte sich gleich heimelig.

Als ich dich damit durchstrahlte,
schlugest du die Augen auf
und sie lächeln glücksverträumte
Gegenwart im Vorverkauf.

Als die Wärme uns umhüllte,
potenzierte sich die Zeit.
Um uns kreisen eure Stäube,
uns’re Wellen strahlen weit.


einschlafen 07/22


Der Mond ist heut nicht ganz so voll,
er glänzt zum Fenster rein.
Daneben steht gerad’ Saturn.
Warum schlaf ich nicht ein?

Visiere einfach Deneb an
und gleite über Wellen.
Die Nacht-Fee schmunzelt warm und leis.
Nachtfalter schütteln Schellen.

Der Sandmann zeigt mir deinen Traum
und schubst mich sacht hinein.
Rasch trägt ein Rappe mich zu dir,
wartest bei Fackelschein.

Umarmst mich stürmisch warm und fest,
wieder beisammen sind.
Wir schweben durch die sanfte Nacht.
Der Mond grinst wie ein Kind.

völlig real 08/22


Kämpfe mich durch’s Dornengestrüpp,
winde mich durch die Schlangengrube,
tanze über glühende Kohlen,
um dir mein diamantenes Herz überreichen zu können
und endlich zu erkennen, dass du es nicht wert bist.
Rufe mein Einhorn und ziehe weiter.


auf frischer Tat 01/23


Pech für dich, erwischt,
am Tatort beim Einbruch ertappt.
Dafür wirst du büßen,
das Wertvollste mir zu stehlen.

Sie helfen dir nicht,
deine strahlenden Augen.
Es hilft dir auch nicht
dein betretenes Schweigen.

Ich verhafte dich,
vorläufige Festnahme
auf frischer Tat,
zehn Jahre sind Dir sicher!

Oder lebenslang?
Ich küsse deine weichen Lippen.

vergiss nicht 03/23


Ich bin der grelle Trompetenstoß
und der Roman in deinem Schoß.
Deine Liebe, deine Trauer
werd ich sein, doch keine Mauer.

Hörst du ein Akkordeon wimmern,
wirst du freudig dich erinnern.
In der Kälte spend ich Wärme,
sende Licht dir aus der Ferne.

Bebt der Boden unterm Bass,
werden dir die Wangen nass.
Bin der Regen, bin der Wind,
bin die Liebe, du mein Kind.

Traurigsanft wie eine Harp
schwang der Ton, als ich verstarb.
Wirst mich immer spüren, sehen,
werde immer mit dir gehen.

Adieu 05/23


Ich lass den Tränen freien Lauf
und lächle noch dabei,
denn doppelt danken sollt ich dir,
dass dieser Schmerz mich trifft.

Du zogest mich aus meinem Loch
und führtest mich ins Leben.
Mein Wolf ist tot, ich schrei es raus
und kann es doch nicht ändern!

Kohärenz verloren 08/23


Heute ging ich wieder einmal in mich und
entdeckte Platzmangel. Ich war überrascht,
wie viel Platz du schon in mir einnimmst.

Auf die Schnelle sortierte ich ein paar
belanglose Erinnerungen aus und entsorgte
sie im Ultrakurzzeitgedächtnis.

Später am Abend frage ich mich, was
mich an dir so faszinierte. Warum es
diese innigen Bilder von uns gibt?


grübeln 09/23


Aus der Festung der Gedanken
brach ich aus ins Labyrinth.
Kognitive Dissonanzen
schmerzten wie ein frischer Grind.

Denke nach über mein Denken
und der Strudel zieht mich tief.
Alles dreht sich nur im Kreise,
alles falsch, missraten schief.

Bin ich mir wirklich selbst bewusst,
frag ich mich an andrer Stelle
oder bin bewusst ich selbst,
doch wo wird das Dunkel helle?

Im Labyrinth der Gedanken
schein ich nun gefangen
und wollte doch nur
aus der Festung gelangen.

Begegnung 11/23


Auf einem Mondfels trafst du mich, du wolltest nur lustwandeln.
Dein Blick war leicht empor gereckt, versuchte anzubandeln.
Du hattest Schatten im Gesicht und Lichtschein in den Haaren,
Bewegungen in Grazie fein, auch Anmut wollt nicht sparen.

Doch meine Stimme hörst du nicht, es fehlte dort die Luft
und so geschah, wies öfter kommt, im Erstversuch verpufft.
Dann spürtest du die Vibration, im Mondstaub leichtes Beben,
ganz tief im Bass hallt mein Gesang, der Staub fing an zu schweben

und als er sank, stand dort ein Text, er fuhr dir tief in Herz.
Du hattest mich vergessen lang, mein Lied war purer Schmerz.
Ich suchte dich, seitdem ich denk, stets Staub nur auf den Stühlen,
ich brauche dich, drum bleib bei mir, du, Venus, lässt mich fühlen.


Sternenkind 11/23


Immer runder wurd der Leib,
sang schon Lieder für Florin,
in der Klinik schrie das Weib,
als Kind nicht ins Leben glitt.

Hattest auch schon einen Namen,
doch das Leben floh aus dir,
wollten vorher nicht erahnen,
wie sich Trauer auf uns legt.

Ein kleines weißes Bett mit Gittern,
auf dem Boden Plüschfiguren,
schon beim Anblick muss ich zittern,
dies war alles nur für dich.


zum Schluss 12/23


Ich stand bei dir am letzten Bett
und lauschte deinem Röcheln.
Mir war nicht gut, die Augen wund,
im Magen ein Rumoren.

Ich hoffte noch. Du drücktest leicht
die Finger meiner Hand.
Dein Antlitz war so ausgezehrt
und froh und klar dein Blick.

Ich spürte deine Liebe warm,
die Zuversicht stieg auf,
doch war dies nur dein Abschiedskuss.
Ich ging nach Haus allein.


Seufzer 01/24


Es fehlen die Worte zum Beschreiben,
wohin grad unsre Seelen schweben.
Blicke versinken ineinander.

Selbstwert 02/24


Ich sah dich an und wusste gleich,
was Schlimmes ist passiert!
Dein Schädel wurd von Tuch bedeckt,
obwohl es gar nicht friert.
Dein Schleierblick, heut angstvoll weit,
erschien mir irritiert.

Du nahmst das Tuch vom Haupte,
blicktest erwartungsvoll.
Ich schaute deine Haarpracht
im Lichte einfach toll.
Ein graues Strähnchen ungetönt
erklärte dein Geschmoll.

empfindlich 02/24


Ich lass das letzte Licht herein
und schließe dann die Tür.
Gedanken nicht mehr meine sind,
gehören alle dir.

Die Nacht schwebt ein und drückt mich tief,
ich fühle keine Schuld.
Weiß nicht, warum du mich verfluchst,
erbat nur deine Huld.

Unverstanden sink ich nieder,
Stoff saugt mein Tränen.
Die Szene läuft im Kopfkino,

mein Antrag ließ dich gähnen.


Inventur 03/24


Grub mich durch vergangne Zeiten
mit nem Lächeln im Gesicht.
Gutes wieder auszubreiten,
bringt ins Dunkle mir ein Licht.

Doch jetzt fängt es an zu flackern,
aus dem Lächeln wird ein Strich
und ich höre Stiefel klackern,
Mündungsfeuer fürchterlich.

Tage, Wochen, ganze Jahre
schloss ich tief im Innern ein.
Wollt vergessen bis zur Bahre,
Menschen tödlich und gemein.

Finde wieder Augenblicke,
glücksverträumte nur mit dir,
Freudentränen, dick wie Stricke,
rinnen über Wangen mir.

Hurra 03/24


Schon wenn ich dich aus Ferne seh,
zieht Mund sich in die Breite
und aus mir flieht Gelassenheit,
stehst du an meiner Seite.

Ein Wortsalat verstopft den Hals,
schaust du mir ins Gesicht
und du bist nicht mal abgetörnt,
wenn er sich dann erbricht.

Erstarrt halte ich inne,
die Lippen warm verschlossen.
Du hast es wahrgenommen,
ich bin in dich verschossen!

vergeblich 04/24


Du liebtest mich kurz, wo es Liebe noch nicht gab.
Du warst wie der Wind, dem nichts an mir lag.
In gelbheißer Wüste blieb ich stumm liegen.
Ich wollte nur Liebe, doch konnt sie nicht kriegen.

Versuchte ein Leben, sie wieder zu finden,
vergeblich bisher, aus tausenden Gründen.
Ich konnt sie nicht halten, sie war nur ein Hauch,
diffus aufgelöst, verschwindender Rauch.

multipel 04/24


Gestern gärte hier Gesellschaft,
heute herrscht nur Stille hier.
Flinke Frage führt zur Feindschaft,
tiefe Trauer schleicht zur Tür.

Wer wohl konnte dies wahrschauen?
Keiner hat es kontrolliert.
Falscher Führer voll Misstrauen,
starker Sub gestürzt verliert.

Acht Idioten hier agierten,
Pärchenporno populär,
wilden Wahn gereizt votierten
aus zwei Köpfen sehr konträr.

verdrängtes aufgelöst 04/24

Ich ging im Wald so vor mich hin,
den Wolf begleiten, war mein Sinn,
doch stand ich plötzlich neben mir.
Der Wolf war ich, da war kein Tier.

Ich selbst mit mir, so ganz allein,
passt nicht ins Leben, zu gemein.
Ich ring mit mir, trotz mir zurück,
ertrage meinen hassend Blick.

Dieser Hass erwuchs aus Kummer.
Spüre Wärme tief im Schlummer.
Nehm mich selber in den Arm
und lass die Tränen laufen.

erloschen 05/24


Es war nicht heute, als sie starb.
Es scheint schon länger her,
doch heute hätt ich sie gebraucht,
so doll wie lang nicht mehr.

Als sie noch da war, fiels mir leicht,
zu lächeln und zu geben.
Als sie erlosch, wurds Lächeln starr,
ein kalt geplantes Leben.

Ich weiß nicht wo, ich weiß nicht wann,
natürlich auch nicht wie.
Erzählen wollt ichs dir schon lang,

mir fehlt deine Magie.

Freidrink 06/24


Drifte langsam zum Attraktor,
Pheromone leiten mich.
Sehe selbst ohne Refraktor,
die Noblesse kann es nicht sein.

Du nennst mir dein Begehren
frech, offen, gradheraus.
Ich wills dir nicht verwehren
und geb dir einen aus.


geben 06/24


Meine Hand auf deinem Arm
schleicht hoch sich bis zum Nacken
und fängt leicht zu kreisen an,
beginnt den Schmerz zu packen.

Du zuckst, er zieht und flüchtet,
mein Heil dir und dein Amen.
Der Abend ist gerettet,
du flüsterst meinen Namen.

vorbei 07/24


Jeder Tag hat vierundzwanzig Stunden,
an denen ich dein Geist vermiss.
Komm, lass uns würfeln ein paar Runden
und schauen, wen das Schicksal riss.

Wir wussten längst, dass wir nicht passen,
zu unterschiedlich unsre Sicht,
doch taten unsre Zeit verprassen,
ne Zukunft gab es für uns nicht.

Wir haben uns nichts mehr zu sagen,
langweilig unser Frieden ist.
Genau dort liegt der Hund begraben,
weil ich den Streit mit dir vermiss.

Eleganz 07/24


Lang aufgestaut, bricht sie sich Bahn,
schaff es kaum, zu kontrollieren,
denn zuviel bringt dich in Wahn,
nur portionsweis darf entfrieren.

Deine Glut bracht sie zum Schmelzen,
Überdosis Liebeskraft
ließe dich vor Wonne wälzen,
hätte dich dahin gerafft.

Und so portionier ich leise,
du entwickelst Toleranz,
diese raffinierte Weise
nennt sich Liebeseleganz.

für dich 07/24


Mein Wort soll sein
ein Kuss für dich
süß, saftig, sanft

Mein Blick soll sein
ein Wärmebad
wohliger Genuss

Ich selbst will sein
ein Bärenfell
schutzkuschelnd


unerfüllbar 07/24


Ein flüchtger Blick setzt mich schachmatt,
bräucht jetzt ne kalte Dusche.
Auf meiner Zung die Wörter platt,
Erstickungsnotgepfusche

und doch steckt eine Sucht in mir.
Ich will gesehen werden
von diesen Augen ohne Zier.
Faszination verbergen.

Ertrinken gar in deinem Blick,
das Sterben würd sich lohnen.
Die Sehnsucht holt mich stets zurück,
erkenn keine Optionen.

jetzt sehe ich dich 07/24


Ungeliebt auf weißem Laken
liegt dein sehnsuchtsvolles Herz
und ich les aus seinen Narben
nächtelang von Blut und Schmerz.

Wollte nur Entspannung finden,
zog dich mit mir, gleich ins Bett.
Hatte vor, dich hoch zu grinden,
Pas de deux, ein Paarballett.

Die Lektüre deiner Augen
bricht mein Herz und dreht den Knauf,
Worte fehlen, die was taugen,
sanftes Schweigen weicht uns auf.

Sehnendes Verlangen sprudelt
übermächtig auf mich nieder,
rotes Laken schambesudelt
findet sich am Boden wieder.

moralisch? 07/24


Ich warf sanft mein Herz hinüber,
lang zu schauen, wagt ich nicht.
Grad hier im Gemeindekreise
ist die Rose gelb, die sticht.

Nur in abgezählten Zeiten
können wir beinander sein,
müssen unsre kleine Liebe
von dem bösen Blick befrein.

Leise lieben wir im Rausche
und ertranken schweigend.
Sie stehen starr im Kreise,
auf uns mit Fingern zeigend.

verträumt 10/24


Es ist der Himmel, der mich lockt.
Es ist der Boden, der mich hält.
Hätt ich Flügel auf dem Rücken
schwebt ich über diese Welt.

Es ist dein Blick, der mich verzaubert.
Es ist dein Lächeln, das mich weckt.
Überall auf diesem Boden
ist noch Liebe sacht versteckt.

aus und weiter 11/24


Es war erst gestern, als ich starb,
wie schon so viele Male.
Die Eine finden, fällt sehr schwer,
wies Öhr in einer Ahle.

Erwachte nach dem kleinen Tod
mit Klinge an der Kehle.
Du stießest zu und drehtest leicht,
es tränte meine Seele.

Du sagtest mir, du liebst mich nicht,
so starb in mir ein Leben.
Ich mache mich zum nächsten auf,
weiter zum Glücke streben.

Ne Schulde trifft uns wohl beide nicht,
wir sind nicht kompatibel,
auch wenn die Werbung anders spricht:
Es schmeckt wie Schokozwiebel.