Exoten und Fantasie
Offenbar mich
hier euch allen,
doch es muss euch nicht gefallen.
Trifft mich wieder
Schicksalsgicht,
schreibe ich gleich
ein Gedicht.
Aber auch an schönen Tagen
will die Feder nicht verzagen.
Langeweilegedanken (11/93)
Wer bin ich? Doch warum auch nicht?
Hier und heute stellt sich doch die Frage,
und wer wollte das bestreiten?
Getunte Augioten sagen nichts.
Ich bin, also muss ich koten!
Mutter und Vater zeugten mich,
hoffentlich hat wenigstens das Spaß gemacht.
Die Buche schlägt zurück,
wieder ein Autofahrer weniger.
Unvermeidlich - die Ökostrophe ohnegleichen.
Doch das ist es, was mich ausmacht.
Schneller denken, als sprechen,
biologisch abbaubar zu 99 Prozent - ScheissAmalgan!
Wo ist die nächste Politiker-Recycling-Anlage?
Ich fühl mich wohl...
K.Putt
Aktionsgruppe Volxsport
OB is O.K. (02/94)
Schwarzrotbraun dröhnt die Vision,
küsst mich hier und dort.
Lockend grinst der Steuerfraß. Autofahrermord?
Denkst du, ich will dir was sagen?
Körpersprache schmerzt mit Faust.
Glibberigrot rinnt es heraus,
strotzend lebend Saft;
ob mit Stöcken oder Steinen
irgendwann platzt jeder Kopf!
Aber wann platzt euch der Kragen?
Voll Hass ist diese Welt gepumpt,
der Deibel hat sich nicht gelumpt.
Effektive Menschizide machen wir doch selbst!
Gustav Geier
Institut: Pandora lebt!
das Gespräch (??/88)
das Gespräch (vor mehrerereren Jahren) (00/88)
G: Solch einen Scheiß wollen Sie mir zurückgeben, der Wiederverkaufswert ist ja schon unter Null gesunken! So etwas verdrecktes habe ich schon lange nicht mehr gesehen, das
stinkt. Wie haben Sie in der kurzen Zeit das Ding so runterwirtschaften können? Hatten Sie einen Unfall?
M: Nur ein paar kleine Bagatellschäden,schon lange wieder repariert. Wir hätten es ja noch ein Weilchen behalten, aber das Verdeck ist kaputt, die Klimaanlage spinnt total und
bekommen den Dreck nicht mehr weg.
Im Leasingvertrag stand doch drin, das wir ohne Aufpreis tauschen können, wenn uns das Modell nicht mehr zusagt.
G: Ja leider, ein Eröffnungsangebot, ich meinte damit aber nicht, das Sie das Modell selbst zur Sau machen.
Na gut, Sie können sich ein neues Modell ohne Aufpreis aus-suchen. Was hätten Sie denn diesmal für Vorstellungen?
M: Also, das Raumangebot war gut, aber ein stabileres Verdeck müßte es sein, wir hatten andauernd Sonnenbrand. Die Klimaanlage müßte mehr aushalten, haben Sie auch
selbstreinigende Modelle?
G: Sie hatten doch eins, aber was zuviel ist, ist zuviel! Aber OK, also UV versiegelt, Klimaanlage, selbstreinigend können Sie haben, dort schweben ein paar Modelle.
Sie könne sich eins aussuchen, aber beim nächsten Mal können Sie sich mit Ihrem Drecksmodell begraben lassen.
M: Jaja, ist schon klar. Oh, das sieht ja Spitze aus, ein Superblau, UV versiegelt, Klimaanlage auf jedem Platz vierfach verstellbar und selbstreinigend, Super, das nehmen
wir!
Wie heißt es denn?
G: Modell “Erde”!
Parabelfabel (12/95)
Einst traf das BöseSelbst das GuteIch und trat es in den Putt. Da schwoll der Putt an und wurde so groß wie das GuteIch. Nun trennten sich beide und weil der Putt ein K aufaß,
entstand daraus das Kaputt. Das GuteIch aber sprang vor Wut dem BösenSelbst auf den Rücken und kämpfte so lange mit ihm, bis sich das Böse vom Selbst trennte. Das GutIch nahm das
Selbst auf und wurde zum GutenIchSelbst.
Doch das Böse begegnete dem Kaputt und nachdem sich beide zum BösenKaputt addierten, kam eine Potenz des Weges und transformierte sie zum Chaos.
Seitdem: Jedesmal, wenn das GuteIchSelbst sich Selbst vergisst, dann wird es gleich ein Chaos.
der Ring der Gegenzeit (04/98)
So schnell verströmt die Zeit
und niemand hält sie auf.
Wo war mein
point of no return?
Wie ändre ich den Lauf?
Wie oft kamen die Weichen,
ich folgte unbeirrt.
Doch ging ich immer richtig?
Ich bin total verwirrt.
Out of the dark, into the light,
dies singt sich ziemlich leicht,
doch the darkness hüllt mich ein,
my brain ist aufgeweicht.
Die Kondition sinkt ab auf Null,
den Ausweg such ich jetzt.
Ich springe in die Gegenzeit
und sehe
deine Wesenheit.
Glücklich (06/98)
Kerzen leuchten warm
schau mir in die Seele
nehmen uns in den Arm
auf das uns nichts mehr quäle
Wangen werden salzig
Lippen brennen heiß
Gestammel
erreicht das Ohr
Herzen pumpen
roten Saft durch uns're Leiber
dein Keuchen
macht mich rasend
nun endlich
ist der Punkt erreicht
geben uns die Nadel.
Stillleben 02/2002
Der Mondschein schien
am Mittagstisch.
Das Essen
ist nicht mehr so frisch.
Ein Schädel
ruht schon auf dem Boden,
er thronte mal
am Tische droben.
Zerbröselt sind auch
Speis und Teller,
die Zeit vergeht nun
wieder schneller,
weil keiner ist,
der sie noch misst.
Der Mondschein schien
am Mittagstisch.
der 6. Prim 04/15
Um Dreizehn steht an einem Hügel,
davon wird ihm furchtbar übel,
denn der Hügel ist nicht klein
und Dreizehn kann nicht größer sein.
Er blickt sich um, ganz fragend.
Er hielt sich stets für überragend.
Dies war schließlich sehr erlabend.
Traurig ging er in den Abend.
Jetzt schlägt's dreizehn, ruft der Prim,
doch wir lassen ihn
jetzt zieh'n.
lieber Hören?
Zeit gestohlen? 05/2016
Zeit erschien mir ohne Sinn,
denn sie verstreicht so vor sich hin.
Ja, ich weiß, man kann sie messen,
doch nur im Jetzt und dann vergessen.
Ich hab dann mal die Zeit zerfetzt,
alles war auf einmal jetzt.
Orgasmen, Schläge, Zärtlichkeiten
ohne Zeit sich auszubreiten.
Ich hab gestöhnt, geschrien, gelacht,
alles auf einmal jetzt gemacht.
Es tat so weh!
Es war so schön!
Ich bin tot und gerad geboren,
völlig abstrus und sehr verloren.
Die Erinnerung in Flammen
nicht mehr in der Zeit verhangen,
knallte mir den Schädel weg.
Zeit hat also einen Zweck!
Ich begann schnell neu zu weben,
Zeitkonstrukte schön zum schweben
und begann damit zu retten
alle die kausalen Ketten.
Moos 12/2016
Das Moos ist grün,
das Blut ist rot,
der Himmel blau
und du bist tot.
Du liegst hier auf dem grünen Moos,
die Augen groß und weit
und neben dir liegt eine Ros.
Das tut mir herzlich leid.
Geschehen ist es heute Morgen,
die Sonne war schon hell,
die Eltern waren was besorgen
und dann ging es sehr schnell.
Du warst so jung und unerfahren,
so frisch in diesem Leben,
doch dieses birgt so viel Gefahren,
so ist es nun mal eben.
Keine Zeitung wird berichten,
wie dieser Mord geschah,
nur ich tu ihn bedichten.
Es ging mir ziemlich nah.
Bist nur aus dem Nest gefallen,
recht sanft ins grüne Moos,
doch die langen Katzenkrallen
gaben den Todesstoß.
Das Moos ist grün,
das Blut ist rot,
der Himmel blau
und du bist tot.
flatline 09/17
Ich war so schlapp, ich war so müde,
ganz ohne Energien,
nur noch Kohlendioxide,
mein Herz blieb einfach steh’n.
Ich dachte noch, das kann nicht sein
und war doch einfach tot.
Nicht Energieverlust allein,
auch Masse die verflog.
Ich weiß auch nicht, wie es geschah,
war nun ein Tachyon,
war plötzlich überall ganz nah.
Ich wurde Zeitspion.
Mal iso- und mal polymorph
sah ich die Tori kreisen,
nur dort, wo alle sich berührten,
sie auf 5D verweisen.
Vielleicht war’s auch ein Kollapsar,
ich selbst war diachron,
Erscheinung einfach wunderbar
mit jenzeitigem Ton.
Die Tori selbst, gerollte Branen,
schafften nur die Vierte,
doch könnt es sein, ihr könnt’s erahnen,
dass dieser Raum gelierte !?
Zeit floss in allen Dimensionen
fraktal, gestaucht, mal linear,
gelegentlich in Abstraktionen,
nicht gerad‘ berechenbar.
Ich sprang umher in Überzeit,
gern gestern und dann morgen,
verlassen hat mich dann mein Schneid,
Fraktum wird mich entsorgen.
Mein Bremsen ließ ne Sonne dunkeln,
Schwarzloch gab mir Masse,
Strom ließ meine Augen funkeln:
„Sie sind in welcher Kasse?“
Übergang 12/2018
Sauber ist das Haus, Rauhnacht kommt,
schau zurück, sei achtsam, lass los.
Zeit außerhalb der Zeit, Rauhnacht ist,
Zeit für dich und deine Lieben.
Anderwelt ist offen, Rauhnacht ist,
holt Feuer dir ins Herz.
Genieß dein Jetzt, Rauhnacht ist,
bring dein Leben in Balance.
Sei bereit für Opfer, Rauhnacht ist,
gib gern und gut, nimm.
Finde den Weg, Rauhnacht ist,
schau nach vorn, frag Mimir.
Dunkel draußen, Rauhnacht ist,
Schwarzmond bringt kein Licht.
Schließ der Angst die Tür, Rauhnacht ist,
nimm an, Liebe, Leid, Leben.
Finde deine Grenzen, Rauhnacht ist,
träum dich weit darüber.
Fütter deine Raben, Rauhnacht ist,
lausche ihnen immer gut.
Sei du selbst, Rauhnacht ist,
erhelle deine Stärken.
Endlich wissen, Rauhnacht war,
die Zukunft ist bekannt.
Stabreim? 01/2019
Staunend sind still wir,
stehend wird es enden.
Trotzig werden täuschen ihn,
tanzend an sie wenden.
Sturm wird steigen aufrecht,
stumm wir uns verneigen.
Herden werden höhnend spotten,
heimlich müssen sie verrotten.
Die Wärter harren wütend weiter,
würgen ab die Luft.
Der Schmerz kommt schreiend hallend,
schemenhafter Duft.
Hat‘s Sinn, wenn schocke ich mit Reimen,
könnt‘s schlimmer werden noch?
Staben wollt ich, stückweis ging‘s,
staunend las ich selbst.
End- / Jetzt- / Immerzeit 02/2019
Raum und Quanten schwingen,
sich destruktiv durchdringen,
alles wird groß, alles wird kalt,
so wird es sein, aber nicht bald.
Mein Reiten auf den Quantenwellen
zeigt die Unbestimmtheit meiner Zellen.
Meinen Spin muss ich bestimmen,
also leuchten, nicht nur glimmen.
Mit meinen gegenläufigen Frequenzen
schaff ich konstruktive Interferenzen
und so steigt die Temperatur
für dieses All ne Frischekur.
Stauch den Raum auf Planckkonstante,
später singular das nannte
und drück ihn in den Quantenschaum,
da war er weg, der ganze Raum.
Tief im Schaum, wo ich nicht schaute,
eine Knospe sich erbaute
und aus dieser, welch ein Wunder,
reift die Welt wie ein Burgunder.
Denn sie konnte nicht entstehen,
hätte ich mal hingesehen.
Chronolog sie sich nun dehnt,
Zeit sich nach dem Raume sehnt.
Dachte früher mal, ich spinn,
doch hat Quantenschaukeln Sinn.
Muss nicht mehr ums Ende flennen,
kann die ganze Welt erkennen.
Ewigkeit 03/2019
Ich hab
die Ewigkeit gekillt.
Wie hat Sie
laut gelacht.
Sie fühlt wie wir
den Zeitenschmerz,
ich konnt’s nicht
mehr ertragen.
Ich hab
die Ewigkeit gekillert.
Sprunggedanken 11/2019
Unbedenklich, dachte ich
und bedachte nicht,
das Denken nicht bedenklich ist.
Unbegreiflich, dachte ich
und begriff nicht,
das Greifen nicht begreifbar ist.
Unhaltbar, dachte ich
und hielt mich daran fest.
Unnachahmlich bist du nicht,
denn es gibt ja auch noch mich.
Ich zerstörte unkaputtbar,
dachte das Undenkliche.
Unvermeidlich wollt ich meiden,
um unweigerlich zu leiden.
Unabdingbar unausweichlich
scheint unsagbar unbeschreiblich.
Das Unendliche verschwand,
meine neue Welt entstand.
Ewigkeit ward nun beendet,
auch die Liebe nun verendet.
Das Gegenteil von Ewigkeit
sind die Räume ohne Zeit.
Unerreichbar diese Welt,
unbesiegt euch nicht gefällt.
Hab im Kopf verschränkte Quanten
zu gottähnlichen Verwandten.
Übergriffig zugegriffen,
hing ich später zwischen Riffen.
Ingenieur aus Wortfabrik
soeben deine Ohren fickt.
Hörte salzig, sah in Moll,
fühlte farbig, nicht so toll.
Unwahrscheinlichkeit zerlegend,
ist nicht immer sehr erhebend.
Ist nicht wahr, ist nicht Schein
oder leg ich mich herein?
Dieses quere Denken schlaucht
und der Wirkstoff ist verbraucht,
neuen Stoff zu generieren,
muss die Welt unifizieren.
Mit nur kleinen Quantensprüngen
dauerts lange zum Gelingen.
Ist unfassbar, du jetzt denkst!
Mir ein kleines Lächeln schenkst. :-)
Putztag 01/2020
Ein mannigfaltig Haufen,
verstaubt mit vielen Schlaufen,
liegt vor mir zum Polieren,
dann fange ich jetzt an.
Die Sechste von dem Dutzend
entrollte ich fein putzend,
erkannte plötzlich Tiefe,
wo vorher keine war.
Die Neunte nun vibrierte,
was mich sehr verwirrte.
Erkannte plötzlich Dinge,
wo vorher Leere war.
Ich zog sie aus dem Haufen
mannigfaltiger Schlaufen.
Erleuchtung mich durchdringt,
Erregung macht mich zittern
und lass die Sechste fallen.
Gleich fing es an zu knallen.
Das Dutzend sich durchdringt,
das Dutzend sich berührt.
Multiversen sich entfalten,
von mir gar nicht aufzuhalten.
Perspektiven für die Räume,
selbst die Zeit ist polymorph.
Immersiv transzendentale
Dimensionen auf der Ahle,
kaum gebraucht das ganze Dutzend,
meist nur Viere davon nutzend.
Gern dürft ihr sie besuchen,
auch mit Kaffee und mit Kuchen,
hab sie extra fein geputzt,
dimensionslos kaum benutzt.
Sommer 08/2020
Im Sommer ich im Garten saß
und einen roten Apfel aß.
Er war nicht mehr so ganz vegan,
so legte ich ihn nebenan.
Dieser Griebsch zog nun die Wespen,
welche seine Süße testen
und sie stürmen ihn im Schwarm.
In der Sonne wird mir warm.
Lass den Apfel den Insekten,
die ihn bis zum Stiel abschleckten.
Geh wieder ins Haus ins kühle
und genieß die Abendschwüle.
Jyotish 11/2020
Ich dachte, du bist hinter mir
und nicht in mir drin.
Und nun bin ich es noch selbst,
wieder kein Gewinn.
Ich schubs mich in die Grube,
kalt, tief und dunkel.
Ich zieh mich selbst heraus,
Seelenkraftgefunkel.
Nun sag mir, was du wissen willst
und schau mir in die Augen!
Ich bin es leid, dein Bodenblick
und gurren, wie von Tauben.
Ich hab das Wort verloren,
das einst die Macht verlieh.
Demut mir die Sprache nimmt,
ich vor mir niederknie.
Ich greif mein Kinn,
zwing meinen Blick,
erheb mein Haupt,
trotz mir zurück.
Kein Sklaven will ich neben mir,
auch keinen Domestiken,
wir steh‘n auf gleicher Stufe hier,
acht lose Bolschewiken.
Bär, Kondor, Eule, Maus,
Fuchs, Pegasus, Kitsune
und Wolf uns meist begleiten,
Krafttiere und Kraftrune.
Zu zweit, zu viert, zu acht,
allein hat keiner Macht,
zusammen wir erdenken
Gedichte uns beschenken.
Albtraum 02/2021
Hör in der Nacht die Glocken läuten
und ich zittere sehr stark,
muss dies nichts schlimmes gleich bedeuten,
Kälte zieht ins Knochenmark.
Erschreckt, geschockt, setz ich mich auf,
was war das an der Tür?
Ein knarrend Bellen geht durchs Holz.
Was kann ich denn dafür?
Corona oder Ordnungsamt,
wer könnte dies nur sein?
Die Quarantäne macht mich krank,
jetzt kommen sie herein.
Späne sinken satt zu Boden,
die Haustür ist im Arsch.
Gleißend Lichter mich verblenden,
die Hände hoch, marsch, marsch!
KSK, SEK
oder doch der Zoll?
Irgendwer will was von mir,
Vernehmungsprotokoll!
Stiefel stehen steil vor Augen,
auf dem Rücken knien zwei,
kann die Sache gar nicht glauben,
mein Hirn arbeitet wie Brei.
Ein Haftrichter mir verkündet,
Haftbefehl von Europol,
auf den Namen Veit Verbündet,
geboren in Sewastopol.
Susi Sorglos ist mein Name,
geboren mal in Neuss am Rhein,
kotze einfach auf die Stiefel,
Rückendruck ist gar nicht fein!
Ein Haftrichter ohne Farbe,
selbst mit Maske gut zu seh’n,
entschuldigt sich mit Hingabe,
bleibt weit von der Kotze steh’n.
Falsches Haus und falscher Name,
wir empfehlen uns, Madam!
Fühl mich fast wie eine Dame,
wische einfach weg den Schlamm.
ein Lied 07/21
Ich hab für dich ein Lied gesungen,
melodisch, sanft und fühlsam,
kaum war der letzte Ton verklungen,
war ich wieder allein.
Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es stillte euer Sehnen,
kaum war der letzte Ton verklungen,
kehrt ihr daraus nicht wieder.
Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es zog euch in die Farben,
kaum war der letzte Ton verklungen,
war ich wieder allein.
Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es malte euer Leben,
kaum war der letzte Ton verklungen,
hing ein Gemälde dort.
ein Weber 12/21
Zupft dein Leben aus dem Kunkel,
spinnt es fein, so gut es geht,
ist der Faden gut geworden,
wird auf Spindel er gedreht.
Später spul ich eure Spindeln
auf den Kettbaum ordentlich,
zieh die Fäden durch die Augen,
tret’ die Schäfte anständig.
Lenk den Schützen vorm Gewebe,
schlag das Blatt fest zum Rapport,
akzeptiere keine Brüche,
web das Leben im Akkord.
Manchmal stopp ich die Maschine,
kämme, knote, pitsche treu
und ich taf’le eure Stücke,
webe euer Schicksal neu.
Wandlung 01/22
Die Nächtin fährt ganz leicht durch’s Haar,
nun ist vorbei, was einmal war!
Staunend stumm stolziert die Stille,
wunde Wut erwartet Wille.
Aus der Stille tönten Worte,
bildeten die leuchtend Pforte
aus mächtig mystisch Zeichen,
ließen die Wut entweichen.
Geduldig gleiten die Gedanken,
wirre weiche Wörter wanken,
nippen nüchtern an der Nacht,
angstvoll ärgerlich erwacht.
Verdächtiger Verwunderer,
Begeisterung Bekundender
beenden nun, was einmal war!
Der Morgen fährt ganz leicht durch’s Haar.
Story 02/22
Ich schlug dir das Grinsen aus dem Gesicht und mir die dummen Gedanken aus dem Kopf. Ging ganz leicht mit dem 250er Hammer, der 750er wäre zu groß gewesen. Da
lagen sie dann, dein blödes Grinsen in Scherben, die glanzlosen blökenden Gedanken und daneben dein kläglicher Rest.
Nachdem ich mich selbst und den Tatort gereinigt hatte, rief ich deine Mutter an. Sie wollte wissen, ob du lange gelitten hättest und ob ich mich verletzt hätte.
Dein Leiden konnte ich wegen Blödheit verneinen, von meinem eingerissenen Daumennagel wollte ich ihr nicht erzählen. Lachend verfluchte sie mich, du wärest ihr Lieblingskind
gewesen. Ich versprach ihr reumütig ein neues und wir verabredeten uns für heute Abend.
Nach dem Essen und ein paar Gläschen tobten wir uns im Bett aus. Bevor ich sie am Morgen verließ, legte ich ihr eine neue grinsende Schielaugenpuppe auf den
Nachtschrank.
Als ich die Tür schloss, schossen wieder neue dumme Gedanken durch meinem Kopf. Was mir aber wirklich Angst einjagt, ist die Übereinstimmung mit der
Prophezeiung!
Trinkspruch? 03/22
Das erste Glas,
das geht auf dich,
das Meer beginnt zu leuchten.
Ich brauch dich jeden Tag.
Das nächste Glas
trink ich für Frieden,
der Himmel blutend rot,
wie schrecklich ist es ohne.
Und eins noch
auf mein eig’nes Leben,
verwirrend Labyrinth,
vielleicht find ich hinaus.
Ein letztes Glas
auf das was kommt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir schauen über’s Wasser.
Gottesjammer 05/22
Als ich vormals die Welt erschuf,
da war mir noch nicht klar,
es ist nur Hobby kein Beruf,
ich bring mich in Gefahr.
Wann hat die Freude mich verloren?
Wann hat der Ekel mich gepackt?
Ach, hätt ich euch nicht geboren,
jetzt im Elend tief versackt.
Auf den ander’n fernen Welten
liebgesteuerte Idioten,
muss mich nachträglich noch schelten
für euch selbstbestimmt Chaoten!
Immer nach Vernichtung streben,
alles Fremde haut ihr klein,
doch ich achte jedes Leben
und sooo - lass ich euch allein!
Hitzewelle 07/22
Luftflirren über dem Asphalt,
völlige Stille, kaum Bewegung,
Milan kühlt sich in der Höhe.
Warten auf die Nacht.
Ausverkauf 08/22
Mach euch Angst.
Biete Erlösung.
Alles verkauft.
Warnung 08/22
Vorsicht!!! Dieser Text wirkt psychodelisch und manifestiert sich nach einiger Zeit als das absolute Kunstwerk, doch schon beim ersten Lesen wird sich ein
verstörtes Grinsen in dein Gesicht zaubern und wenn du endlich alles in dich aufgenommen hast, wirst eine verwirrende Losgelöstheit bemerken, welche durchaus länger anhalten
könnte. Mich selbst erstaunt nur die Übereinstimmung mit der Prophezeiung.
Gehorche – Konsumiere – Vermehre dich – Stell keine Fragen
Nachruf 08/22
Aus deiner Hand nahm ich den Gral
und soff dein Blut daraus.
Längst war dein Gesicht schon fahl,
schlaff dein Körper sackte.
Du bist der Vater, ich der Sohn,
doch liebe ich die Mutter.
Aus deinem Antlitz sprach nur Hohn,
nun brechen deine Lichter.
Ich decke dich mit Trümmern zu,
die dein Leben waren.
Ich wünsch dir angenehme Ruh,
hattest sie nie erfahren.
geirrt 09/22
Warum leb ich im Heute,
wo’s keine Helden braucht?
Der Zeit ward’s gram mit dem Geheule
und warf mich in die Heldenzeit zurück!
Ich stürzte unter Hufe
und brach mir das Genick.
Beginn 10/22
Ich lasse mich gehen,
schau mir nach, trauere,
verliere mich.
Du schaffst es immer wieder,
ich verfluche dich in mir.
Du machst mich klein.
Ich reiße mich alle wieder zusammen,
finde meine Größe,
komme in mir zur Ruhe.
Alles ist gut.
Als ich mich dehne,
entsteht die Zeit.
Selbstvergessen
formt sich die Welt.
verwirrt 11/22
Wahrscheinlich war es morgen schon,
als ich mich selbst verlor.
Ich werd im Gestern suchen
und kriech die Zeit empor.
Wer hat den Zeitstrahl umgedreht
und mich dann ausgesetzt?
Ich kann uns hier nicht finden,
hab mich wohl überschätzt!
Geldscheffler 12/22
Sitz hier auf dem Scheibenrand und baumle mit den Beinen.
Unter mir den Elefant bewerfe ich mit Steinen.
erkenne die Muster, beginne den Aufstieg,
schwingender Lichtkörper, ausdehnende Transzendenz,
absteigender Girostand, grinsender 5D-Detox-Coach,
empfange die Botschaft, leidender Schmerzkörper
« Du bist noch nicht bereit ! »
Setz mich an den Scheibenrand und fange an zu weinen.
Ein Armer schafft den Aufstieg nicht, will es mir erscheinen.
völlig irre 12/22
Endlich im Zentrum angekommen, doch scheinbar nur im Zentrumsrand. Hier ist nicht die Mitte, ich muss weiter. Ich muss zum Kern vordringen, zum Kern des
Problems. Die extensive Dimetralität führt mich in die Irre, also sollte ich sie aufgeben. Dies fällt mir schwer. Regelhaft erkenne ich die Objektpermanenz der bezugslosen
Endzeit. Achtsam verknote ich mich in mir selbst und erwarte auf dem Bahnhof die Ankunft der Aida.
Tinnitus 12/22
Hier war Tag, als es geschah,
dort war’s fern, doch hier zu nah.
Kräfte kämpften unbeschreiblich,
es geschah ganz unausweichlich.
Dieses Glühen in dem Tosen
nichts für schwächliche Mimosen,
dieses Lärmen, dieser Hall,
dies vernahm man überall.
Säure trifft auf Stahlgewitter,
aus den Schilden werden Gitter,
über Tafeln zieht die Kreide,
damit der Empfänger leide,
aus den Gittern werden Rahmen,
keiner konnte so erahnen,
was die Stille mit uns macht,
träfe sie uns in der Nacht!
Wechselstrom 12/22
Auf leichten Füßen durch den Wald
Lunge keucht ins jubelnde Herz
Regen kühlt meine Hitze
unterwegs zu dir
Hinter mir toben Tatzen
hämmern rhythmisch durch den Wald
grausam kraftvoller Körper hetzt
unterwegs zu mir
Stehst wartend vor dem Haus
die Arme ausgebreitet
umfängst mich schützend liebevoll
Erwartung
Geifernd kommt die schwarze Bestie
unter uns der Boden bebt
unbeeindruckt hauchst du nur
„Platz!“
Paradies? 12/22
Sitze an der Promenade
und finde es wirklich schade,
dass voreinander uns verstecken,
und mit Kleidung uns bedecken.
Schlabberärsche, Hängebäuche,
alte Säcke, Brust wie Schläuche
könnte alles ich ertragen,
könnt den Hüllen ruhig entsagen.
Zeigt mir eure Haut ganz ehrlich,
es ist wirklich ungefährlich.
Niemand wird euch hier auffressen,
solltet eure Scham vergesssen.
Diese Beine, Schultern nackt
sind ein interessanter Fakt,
doch ich seh’s an eurem Zittern,
ziemlich kalt hier in Salzgittern.
Vorfreude 01/23
Du ziehst mich an,
ich zieh dich aus
bisher nur mit Blicken.
Du machst mich an,
ich leg dich zu
den marinierten Stücken.
tiktak 01/23
Tiktak, sie zählt die Zeit,
doch zählt sie wirklich richtig ?
Krikkrak, macht auch der Schrank,
Ein Holzwurm tickt vorsichtig.
Es ist doch alles schon vorbei,
wenn ich es sehe oder hör.
Verarbeite Vergangenheit,
doch auf das Jetzt ich schwör.
Als feste Größe zählt die Zeit
und ist doch relativ,
mal rast sie voll verrückt dahin,
mal steht sie ganz naiv.
Sie wartet ganz entspannt darauf,
dass dieser Zeitpunkt kommt :
dass keiner ist,
der sie noch misst.
divergent? 01/23
Wir wollen weiter geistlos reimen,
tilgen das Ungetilgte.
Lass uns in Kommentaren schleimen,
der Geist uns schon vergilbte.
Wir multraktieren das Quodukt
und Viktor wird zum Vektor.
Orthogonal wird weggeduckt,
erschießen den Korrektor.
Wir permutieren regressiv,
binär wir exponieren,
wild weiter wischen expressiv,
das Hirn nicht aktivieren.
Klosettür 01/23
In dieser Festung aus Stein
scheiße ich niemals allein.
Der Lokus hat hier keine Türen,
denn es sollen alle spüren,
was mir abgeht auf dem Throne,
mir zu Gute, euch zum Hohne.
Ende.Anfang II 02/23
Der Herr vom Ende wartete.
Er wusste nicht, worauf.
Er saß in seiner Zelle.
Die Zeit nahm ihren Lauf.
Er war nicht ungeduldig,
die Zeit war ihm egal.
Derweilen las er Bücher
aus seinem Wandregal.
Er spürte die Veränderung,
es bebte leicht der Stein.
Ein Lächeln zog ihm ins Gesicht,
Frau Anfang kam herein.
letzte Nacht 03/23
Die weiße Wölfin steht vor mir.
Sie funkelt mit den Augen.
Ich folg ihr in den dunklen Tann
und hör die Bache schnauben.
Wir pirschen an des Baches Lauf,
sie lässt mich frei gewähren.
Ich muss mich nur der Dunkelheit
und Kälte hier erwehren.
Nun ziehen wir den Berg hinan,
die Fledermäuse schwirren.
Die weiße Wölfin stockt nur kurz,
sie lässt sich nicht verwirren.
Wir ducken in den Erdenspalt,
ich hör vertraute Laute.
Ein Wuffen, Winseln, hell und klar,
fünf Welpen ich erschaute.
Die weiße Wölfin voller Stolz
stubst mich an meinen Fang,
als Elter bleibe ich bei ihr,
bestimmt ein Leben lang.
Offenbarung (verloren in Olpe) 04/23
Wir streifen durch den dunklen Wald,
ne Buche schimmert hell,
dann tönt es aus ihr tief und klar,
dem Wolf sträubt es das Fell.
„Ich bin dein Herr, der Einzige,
der was zu sagen hat.
Ich gebe dir ne Botschaft mit,
verkündest meiner statt.“
Ich geh zu Boden auf die Knie,
ich zweifle doch an dir
und du berichtest mir sofort
von Händen über mir.
An den Details erkenn ich schnell,
es ist was wahres dran.
Ich drück mein Antlitz in den Staub,
doch ist mir gar nicht bang.
„Mit Menschen läuft so vieles schief,
will es nicht mehr sehen.
Den Hader, Neid und Scheißprofit
bringen wir zum Stehen.
Soldaten, Menschen gehen nach Haus,
ruhen aller Waffen,
umarmt euch, liebt euch allesamt,
das ist doch zu schaffen.“
Ich ziehe los voll Schaffensdrang,
komm sogar bis Olpe,
Deutschlandticket erst ab Mai,
weinen aus der Wolke.
das tapfere Schreiberlein 04/23
Erschöpft leg ich den Stift beiseite.
Poesie in voller Breite,
in der Qualität vorzüglich,
auch vom Thema her vergnüglich
zeigt sich auf dem Pergament,
was mir auf dem Herzen brennt.
Sieben traurig dunkle Dramen
soll'n ergötzen edle Damen.
Sieben Werke sich hier scharen,
dass muss diese Welt erfahren!
Teile sie im Netz sogleich,
sieben Stück auf einem Streich.
Baustelle 04/23
Fahrbahn verbreitert, Bäume gefällt,
mediale Lokalfront berichtet der Welt,
wie wir uns gegen Staus erheben.
Verdichtung lässt die Erde beben!
Traum.Job 04/23
Ich sitze hier am Monitor
und kontrolliere Träume.
Ein echter Schinderhannesjob,
doch ungeahnte Räume
eröffnen sich debilem Hirn,
Normalos würden kranken.
Es laufen hier Szenarien,
unmenschlich, ohne Schranken.
Vernehm Protest, dies stört mich nicht,
Gedanken sollen seien frei.
Natürlich gebe ich nicht recht,
bin die Gedankenpolizei.
Ich schreite ein und lösche aus,
wenns aussieht wie das Leben.
Ihr solltet wenigstens im Schlaf,
was richtiges erleben!
Glücksversand 04/23
In den ebay Kleinanzeigen
preise ich das Paradies,
es erhöhen sich Gebote,
Knete fließt wie Gartenkies.
Press das Glück in die Amphoren,
honigsüße Worte tropfen,
viele Augen selig leuchten,
wollens in die Taschen stopfen.
Die geringen Halbwertszeiten
fordern den Expressversand
und auf seinen langen Wegen
himmlisch Lachen stets entstand.
Die Empfänger schlürfen Reste
glücklich grinsend in sich rein,
doch zu schnell ist es verflogen
und zurück ist alte Pein.
Glück in Flaschen wirds nie geben,
zu fragil ist die Substanz,
aber mit der Hoffnung eben
pusche ich gern die Bilanz.
Huldigung 05/23
Heil dir in meinen Armen,
ich lobpreise den Kontakt,
stammle Worte warme,
die Gefühle zu abstrakt.
Hast erhört mein winselnd Flehen,
gibst die Wärme mir zurück
und Posaunenklänge wehen,
in mir steigert sich das Glück.
Bist mein Tempel tief im Winter,
auch mein Iglu in der Nacht.
Hab trotz Stromkostenerhöhung
Wärmedecke angemacht.
Regenbogen 05/23
Ein Tor aus allen Farben
lud mich mal freundlich ein,
ich sei herzlich willkommen.
Ich trat gespannt herein.
Ich kann es nicht beschreiben,
es war das Paradies,
glückselig Lichtgestalten
tanzten auf goldnem Kies.
Umarmt, geküsst, beköstigt,
wir haben viel gelacht,
als ich mal pinkeln wollte,
bin ich hier aufgewacht.
überabzählbar 05/23
Du wolltest gern unendlich sein,
dann zähl ich dich mal durch
und Schnitt für Schnitt vermehr ich dich,
in kaum noch abzählbare Stücke.
Ich seh den Schock in euren Augen.
Warum?
Ich brachte doch nur
eine Zwiebel zum Weinen.