Drachenrose
071825
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Exoten und Fantasie

Drachenerde


Offenbar mich
hier euch allen,
doch es muss euch nicht gefallen.
Trifft mich wieder
Schicksalsgicht,
schreibe ich gleich
ein Gedicht.
Aber auch an schönen Tagen
will die Feder nicht verzagen.



Langeweilegedanken (11/93)


Wer bin ich? Doch warum auch nicht?
Hier und heute stellt sich doch die Frage,
und wer wollte das bestreiten?
Getunte Augioten sagen nichts.
Ich bin, also muss ich koten!
Mutter und Vater zeugten mich,
hoffentlich hat wenigstens das Spaß gemacht.
Die Buche schlägt zurück,
wieder ein Autofahrer weniger.
Unvermeidlich - die Ökostrophe ohnegleichen.
Doch das ist es, was mich ausmacht.
Schneller denken, als sprechen,
biologisch abbaubar zu 99 Prozent - ScheissAmalgan!
Wo ist die nächste Politiker-Recycling-Anlage?
Ich fühl mich wohl...

K.Putt
Aktionsgruppe Volxsport

OB is O.K. (02/94)


Schwarzrotbraun dröhnt die Vision,
küsst mich hier und dort.
Lockend grinst der Steuerfraß. Autofahrermord?
Denkst du, ich will dir was sagen?
Körpersprache schmerzt mit Faust.
Glibberigrot rinnt es heraus,
strotzend lebend Saft;
ob mit Stöcken oder Steinen
irgendwann platzt jeder Kopf!
Aber wann platzt euch der Kragen?

Voll Hass ist diese Welt gepumpt,
der Deibel hat sich nicht gelumpt.
Effektive Menschizide machen wir doch selbst!

Gustav Geier
Institut: Pandora lebt!


der Ring der Gegenzeit (04/98)


So schnell verströmt die Zeit
und niemand hält sie auf.
Wo war mein
point of no return?
Wie ändre ich den Lauf?

Wie oft kamen die Weichen,
ich folgte unbeirrt.
Doch ging ich immer richtig?
Ich bin total verwirrt.

Out of the dark, into the light,
dies singt sich ziemlich leicht,
doch the darkness hüllt mich ein,
my brain ist aufgeweicht.

Die Kondition sinkt ab auf Null,
den Ausweg such ich jetzt.
Ich springe in die Gegenzeit
und sehe
deine Wesenheit.

Glücklich (06/98)




          Kerzen leuchten warm
          schau mir in die Seele
          nehmen uns in den Arm
          auf das uns nichts mehr quäle
          Wangen werden salzig
          Lippen brennen heiß
          Gestammel
          erreicht das Ohr

          Herzen pumpen
          roten Saft durch uns're Leiber
          dein Keuchen
          macht mich rasend
          nun endlich
          ist der Punkt erreicht
          geben uns die Nadel.


Stillleben 02/2002


Der Mondschein schien
am Mittagstisch.
Das Essen
ist nicht mehr so frisch.

Ein Schädel
ruht schon auf dem Boden,
er thronte mal
am Tische droben.

Zerbröselt sind auch
Speis und Teller,
die Zeit vergeht nun
wieder schneller,

weil keiner ist,
der sie noch misst.
Der Mondschein schien
am Mittagstisch.


der 6. Prim 04/15


Um Dreizehn steht an einem Hügel,
davon wird ihm furchtbar übel,
denn der Hügel ist nicht klein
und Dreizehn kann nicht größer sein.

Er blickt sich um, ganz fragend.
Er hielt sich stets für überragend.
Dies war schließlich sehr erlabend.
Traurig ging er in den Abend.

Jetzt schlägt's dreizehn, ruft der Prim,
doch wir lassen ihn
jetzt zieh'n.


lieber Hören?  

Zeit gestohlen? 05/2016


Zeit erschien mir ohne Sinn,
denn sie verstreicht so vor sich hin.
Ja, ich weiß, man kann sie messen,
doch nur im Jetzt und dann vergessen.

Ich hab dann mal die Zeit zerfetzt,
alles war auf einmal jetzt.
Orgasmen, Schläge, Zärtlichkeiten
ohne Zeit sich auszubreiten.

Ich hab gestöhnt, geschrien, gelacht,
alles auf einmal jetzt gemacht.
Es tat so weh!
Es war so schön!
Ich bin tot und gerad geboren,
völlig abstrus und sehr verloren.

Die Erinnerung in Flammen
nicht mehr in der Zeit verhangen,
knallte mir den Schädel weg.
Zeit hat also einen Zweck!

Ich begann schnell neu zu weben,
Zeitkonstrukte schön zum schweben
und begann damit zu retten
alle die kausalen Ketten.


Moos 12/2016



Das Moos ist grün,
das Blut ist rot,
der Himmel blau
und du bist tot.

Du liegst hier auf dem grünen Moos,
die Augen groß und weit
und neben dir liegt eine Ros.
Das tut mir herzlich leid.

Geschehen ist es heute Morgen,
die Sonne war schon hell,
die Eltern waren was besorgen
und dann ging es sehr schnell.

Du warst so jung und unerfahren,
so frisch in diesem Leben,
doch dieses birgt so viel Gefahren,
so ist es nun mal eben.

Keine Zeitung wird berichten,
wie dieser Mord geschah,
nur ich tu ihn bedichten.
Es ging mir ziemlich nah.

Bist nur aus dem Nest gefallen,
recht sanft ins grüne Moos,
doch die langen Katzenkrallen
gaben den Todesstoß.

Das Moos ist grün,
das Blut ist rot,
der Himmel blau
und du bist tot.



flatline 09/17



Ich war so schlapp, ich war so müde,
ganz ohne Energien,
nur noch Kohlendioxide,
mein Herz blieb einfach steh’n.

Ich dachte noch, das kann nicht sein
und war doch einfach tot.
Nicht Energieverlust allein,
auch Masse die verflog.

Ich weiß auch nicht, wie es geschah,
war nun ein Tachyon,
war plötzlich überall ganz nah.
Ich wurde Zeitspion.

Mal iso- und mal polymorph
sah ich die Tori kreisen,
nur dort, wo alle sich berührten,
sie auf 5D verweisen.
Fraktum2
Vielleicht war’s auch ein Kollapsar,
ich selbst war diachron,
Erscheinung einfach wunderbar
mit jenzeitigem Ton.

Die Tori selbst, gerollte Branen,
schafften nur die Vierte,
doch könnt es sein, ihr könnt’s erahnen,
dass dieser Raum gelierte !?

Zeit floss in allen Dimensionen
fraktal, gestaucht, mal linear,
gelegentlich in Abstraktionen,
nicht gerad‘ berechenbar.

Ich sprang umher in Überzeit,
gern gestern und dann morgen,
verlassen hat mich dann mein Schneid,
Fraktum wird mich entsorgen.

Mein Bremsen ließ ne Sonne dunkeln,
Schwarzloch gab mir Masse,
Strom ließ meine Augen funkeln:
„Sie sind in welcher Kasse?“



Übergang 12/2018


Sauber ist das Haus, Rauhnacht kommt,
schau zurück, sei achtsam, lass los.

Zeit außerhalb der Zeit, Rauhnacht ist,
Zeit für dich und deine Lieben.
Anderwelt ist offen, Rauhnacht ist,
holt Feuer dir ins Herz.

Genieß dein Jetzt, Rauhnacht ist,
bring dein Leben in Balance.
Sei bereit für Opfer, Rauhnacht ist,
gib gern und gut, nimm.

Finde den Weg, Rauhnacht ist,
schau nach vorn, frag Mimir.
Dunkel draußen, Rauhnacht ist,
Schwarzmond bringt kein Licht.

Schließ der Angst die Tür, Rauhnacht ist,
nimm an, Liebe, Leid, Leben.
Finde deine Grenzen, Rauhnacht ist,
träum dich weit darüber.

Fütter deine Raben, Rauhnacht ist,
lausche ihnen immer gut.
Sei du selbst, Rauhnacht ist,
erhelle deine Stärken.
 
Endlich wissen, Rauhnacht war,
die Zukunft ist bekannt.

Stabreim? 01/2019


Staunend sind still wir,
stehend wird es enden.
Trotzig werden täuschen ihn,
tanzend an sie wenden.

Sturm wird steigen aufrecht,
stumm wir uns verneigen.
Herden werden höhnend spotten,
heimlich müssen sie verrotten.

Die Wärter harren wütend weiter,
würgen ab die Luft.
Der Schmerz kommt schreiend hallend,
schemenhafter Duft.

Hat‘s Sinn, wenn schocke ich mit Reimen,
könnt‘s schlimmer werden noch?
Staben wollt ich, stückweis ging‘s,
staunend las ich selbst.



End- / Jetzt- / Immerzeit 02/2019


Raum und Quanten schwingen,
sich destruktiv durchdringen,
alles wird groß, alles wird kalt,
so wird es sein, aber nicht bald.

Mein Reiten auf den Quantenwellen
zeigt die Unbestimmtheit meiner Zellen.
Meinen Spin muss ich bestimmen,
also leuchten, nicht nur glimmen.

Mit meinen gegenläufigen Frequenzen
schaff ich konstruktive Interferenzen
und so steigt die Temperatur
für dieses All ne Frischekur.

Stauch den Raum auf Planckkonstante,
später singular das nannte
und drück ihn in den Quantenschaum,
da war er weg, der ganze Raum.

Tief im Schaum, wo ich nicht schaute,
eine Knospe sich erbaute
und aus dieser, welch ein Wunder,
reift die Welt wie ein Burgunder.

Denn sie konnte nicht entstehen,
hätte ich mal hingesehen.
Chronolog sie sich nun dehnt,
Zeit sich nach dem Raume sehnt.

Dachte früher mal, ich spinn,
doch hat Quantenschaukeln Sinn.
Muss nicht mehr ums Ende flennen,
kann die ganze Welt erkennen.

Ewigkeit 03/2019


Ich hab
die Ewigkeit gekillt.

Wie hat Sie
laut gelacht.
Sie fühlt wie wir
den Zeitenschmerz,
ich konnt’s nicht
mehr ertragen.

Ich hab
die Ewigkeit gekillert.

Sprunggedanken 11/2019


Unbedenklich, dachte ich
und bedachte nicht,
das Denken nicht bedenklich ist.
Unbegreiflich, dachte ich
und begriff nicht,
das Greifen nicht begreifbar ist.

Unhaltbar, dachte ich
und hielt mich daran fest.
Unnachahmlich bist du nicht,
denn es gibt ja auch noch mich.
Ich zerstörte unkaputtbar,
dachte das Undenkliche.

Unvermeidlich wollt ich meiden,
um unweigerlich zu leiden.
Unabdingbar unausweichlich
scheint unsagbar unbeschreiblich.
Das Unendliche verschwand,
meine neue Welt entstand.

Ewigkeit ward nun beendet,
auch die Liebe nun verendet.
Das Gegenteil von Ewigkeit
sind die Räume ohne Zeit.
Unerreichbar diese Welt,
unbesiegt euch nicht gefällt.

Hab im Kopf verschränkte Quanten
zu gottähnlichen Verwandten.
Übergriffig zugegriffen,
hing ich später zwischen Riffen.
Ingenieur aus Wortfabrik
soeben deine Ohren fickt.

Hörte salzig, sah in Moll,
fühlte farbig, nicht so toll.
Unwahrscheinlichkeit zerlegend,
ist nicht immer sehr erhebend.
Ist nicht wahr, ist nicht Schein
oder leg ich mich herein?

Dieses quere Denken schlaucht
und der Wirkstoff ist verbraucht,
neuen Stoff zu generieren,
muss die Welt unifizieren.
Mit nur kleinen Quantensprüngen
dauerts lange zum Gelingen.

Ist unfassbar, du jetzt denkst!

Mir ein kleines Lächeln schenkst. :-)



Putztag 01/2020


Ein mannigfaltig Haufen,
verstaubt mit vielen Schlaufen,
liegt vor mir zum Polieren,
dann fange ich jetzt an.
Ndimension
Die Sechste von dem Dutzend
entrollte ich fein putzend, 
erkannte plötzlich Tiefe, 
wo vorher keine war.

Die Neunte nun vibrierte,
was mich sehr verwirrte.
Erkannte plötzlich Dinge,
wo vorher Leere war.

Ich zog sie aus dem Haufen
mannigfaltiger Schlaufen.
Erleuchtung mich durchdringt,
Erregung macht mich zittern

und lass die Sechste fallen.
Gleich fing es an zu knallen.
Das Dutzend sich durchdringt,
das Dutzend sich berührt.

Multiversen sich entfalten,
von mir gar nicht aufzuhalten.
Perspektiven für die Räume,
selbst die Zeit ist polymorph.

Immersiv transzendentale 
Dimensionen auf der Ahle, 
kaum gebraucht das ganze Dutzend,
meist nur Viere davon nutzend.

Gern dürft ihr sie besuchen, 
auch mit Kaffee und mit Kuchen,
hab sie extra fein geputzt,
dimensionslos kaum benutzt.



Sommer 08/2020


Im Sommer ich im Garten saß
und einen roten Apfel aß.
Er war nicht mehr so ganz vegan,
so legte ich ihn nebenan.

Dieser Griebsch zog nun die Wespen,
welche seine Süße testen
und sie stürmen ihn im Schwarm.
In der Sonne wird mir warm.

Lass den Apfel den Insekten,
die ihn bis zum Stiel abschleckten.
Geh wieder ins Haus ins kühle
und genieß die Abendschwüle.


Jyotish 11/2020


Ich dachte, du bist hinter mir
und nicht in mir drin.
Und nun bin ich es noch selbst,
wieder kein Gewinn.

Ich schubs mich in die Grube,
kalt, tief und dunkel.
Ich zieh mich selbst heraus,
Seelenkraftgefunkel.

Nun sag mir, was du wissen willst
und schau mir in die Augen!
Ich bin es leid, dein Bodenblick
und gurren, wie von Tauben.

Ich hab das Wort verloren,
das einst die Macht verlieh.
Demut mir die Sprache nimmt,
ich vor mir niederknie.

Ich greif mein Kinn,
zwing meinen Blick,
erheb mein Haupt,
trotz mir zurück.

Kein Sklaven will ich neben mir,
auch keinen Domestiken,
wir steh‘n auf gleicher Stufe hier,
acht lose Bolschewiken.

Bär, Kondor, Eule, Maus,
Fuchs, Pegasus, Kitsune
und Wolf uns meist begleiten,
Krafttiere und Kraftrune.

Zu zweit, zu viert, zu acht,
allein hat keiner Macht,
zusammen wir erdenken
Gedichte uns beschenken.


Albtraum 02/2021


Hör in der Nacht die Glocken läuten
und ich zittere sehr stark,
muss dies nichts schlimmes gleich bedeuten,
Kälte zieht ins Knochenmark.
Erschreckt, geschockt, setz ich mich auf,
was war das an der Tür?
Ein knarrend Bellen geht durchs Holz.
Was kann ich denn dafür?

Corona oder Ordnungsamt,
wer könnte dies nur sein?
Die Quarantäne macht mich krank,
jetzt kommen sie herein.
Späne sinken satt zu Boden,
die Haustür ist im Arsch.
Gleißend Lichter mich verblenden,
die Hände hoch, marsch, marsch!

KSK, SEK
oder doch der Zoll?
Irgendwer will was von mir,
Vernehmungsprotokoll!
Stiefel stehen steil vor Augen,
auf dem Rücken knien zwei,
kann die Sache gar nicht glauben,
mein Hirn arbeitet wie Brei.

Ein Haftrichter mir verkündet,
Haftbefehl von Europol,
auf den Namen Veit Verbündet,
geboren in Sewastopol.
Susi Sorglos ist mein Name,
geboren mal in Neuss am Rhein,
kotze einfach auf die Stiefel,
Rückendruck ist gar nicht fein!

Ein Haftrichter ohne Farbe,
selbst mit Maske gut zu seh’n,
entschuldigt sich mit Hingabe,
bleibt weit von der Kotze steh’n.
Falsches Haus und falscher Name,
wir empfehlen uns, Madam!
Fühl mich fast wie eine Dame,
wische einfach weg den Schlamm.



ein Lied 07/21


Ich hab für dich ein Lied gesungen,
melodisch, sanft und fühlsam,
kaum war der letzte Ton verklungen,
war ich wieder allein.

Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es stillte euer Sehnen,
kaum war der letzte Ton verklungen,
kehrt ihr daraus nicht wieder.

Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es zog euch in die Farben,
kaum war der letzte Ton verklungen,
war ich wieder allein.

Ich hab für euch ein Lied gesungen,
es malte euer Leben,
kaum war der letzte Ton verklungen,
hing ein Gemälde dort.


ein Weber 12/21


Zupft dein Leben aus dem Kunkel,
spinnt es fein, so gut es geht,
ist der Faden gut geworden,
wird auf Spindel er gedreht.

Später spul ich eure Spindeln
auf den Kettbaum ordentlich,
zieh die Fäden durch die Augen,
tret’ die Schäfte anständig.

Lenk den Schützen vorm Gewebe,
schlag das Blatt fest zum Rapport,
akzeptiere keine Brüche,
web das Leben im Akkord.

Manchmal stopp ich die Maschine,
kämme, knote, pitsche treu
und ich taf’le eure Stücke,
webe euer Schicksal neu.

Wandlung 01/22


Die Nächtin fährt ganz leicht durch’s Haar,
nun ist vorbei, was einmal war!
Staunend stumm stolziert die Stille,
wunde Wut erwartet Wille.
Aus der Stille tönten Worte,
bildeten die leuchtend Pforte
aus mächtig mystisch Zeichen,
ließen die Wut entweichen.

Geduldig gleiten die Gedanken,
wirre weiche Wörter wanken,
nippen nüchtern an der Nacht,
angstvoll ärgerlich erwacht.
Verdächtiger Verwunderer,
Begeisterung Bekundender
beenden nun, was einmal war!
Der Morgen fährt ganz leicht durch’s Haar.

Gottesjammer 05/22


Als ich vormals die Welt erschuf,
da war mir noch nicht klar,
es ist nur Hobby kein Beruf,
ich bring mich in Gefahr.

Wann hat die Freude mich verloren?
Wann hat der Ekel mich gepackt?
Ach, hätt ich euch nicht geboren,
jetzt im Elend tief versackt.

Auf den ander’n fernen Welten
liebgesteuerte Idioten,
muss mich nachträglich noch schelten
für euch selbstbestimmt Chaoten!

Immer nach Vernichtung streben,
alles Fremde haut ihr klein,
doch ich achte jedes Leben
und sooo - lass ich euch allein!


Tinnitus 12/22


Hier war Tag, als es geschah,
dort war’s fern, doch hier zu nah.

Kräfte kämpften unbeschreiblich,
es geschah ganz unausweichlich.
Dieses Glühen in dem Tosen
nichts für schwächliche Mimosen,
dieses Lärmen, dieser Hall,
dies vernahm man überall.

Säure trifft auf Stahlgewitter,
aus den Schilden werden Gitter,
über Tafeln zieht die Kreide,
damit der Empfänger leide,
aus den Gittern werden Rahmen,
keiner konnte so erahnen,

was die Stille mit uns macht,
träfe sie uns in der Nacht!

Wechselstrom 12/22


Auf leichten Füßen durch den Wald
Lunge keucht ins jubelnde Herz
Regen kühlt meine Hitze
unterwegs zu dir

Hinter mir toben Tatzen
hämmern rhythmisch durch den Wald
grausam kraftvoller Körper hetzt
unterwegs zu mir

Stehst wartend vor dem Haus
die Arme ausgebreitet
umfängst mich schützend liebevoll
Erwartung

Geifernd kommt die schwarze Bestie
unter uns der Boden bebt
unbeeindruckt hauchst du nur
„Platz!“

Vorfreude 01/23


Du ziehst mich an,
ich zieh dich aus
bisher nur mit Blicken.

Du machst mich an,
ich leg dich zu
den marinierten Stücken.

tiktak 01/23


Tiktak, sie zählt die Zeit,
doch zählt sie wirklich richtig ?
Krikkrak, macht auch der Schrank,
Ein Holzwurm tickt vorsichtig.

Es ist doch alles schon vorbei,
wenn ich es sehe oder hör.
Verarbeite Vergangenheit,
doch auf das Jetzt ich schwör.

Als feste Größe zählt die Zeit
und ist doch relativ,
mal rast sie voll verrückt dahin,
mal steht sie ganz naiv.

Sie wartet ganz entspannt darauf,
dass dieser Zeitpunkt kommt :
dass keiner ist,
der sie noch misst.

divergent? 01/23


Wir wollen weiter geistlos reimen,
tilgen das Ungetilgte.
Lass uns in Kommentaren schleimen,
der Geist uns schon vergilbte.

Wir multraktieren das Quodukt
und Viktor wird zum Vektor.
Orthogonal wird weggeduckt,
erschießen den Korrektor.

Wir permutieren regressiv,
binär wir exponieren,
wild weiter wischen expressiv,
das Hirn nicht aktivieren.

Ende.Anfang II 02/23


Der Herr vom Ende wartete.
Er wusste nicht, worauf.
Er saß in seiner Zelle.
Die Zeit nahm ihren Lauf.

Er war nicht ungeduldig,
die Zeit war ihm egal.
Derweilen las er Bücher
aus seinem Wandregal.

Er spürte die Veränderung,
es bebte leicht der Stein.
Ein Lächeln zog ihm ins Gesicht,
Frau Anfang kam herein.

letzte Nacht 03/23


Die weiße Wölfin steht vor mir.
Sie funkelt mit den Augen.
Ich folg ihr in den dunklen Tann
und hör die Bache schnauben.

Wir pirschen an des Baches Lauf,
sie lässt mich frei gewähren.
Ich muss mich nur der Dunkelheit
und Kälte hier erwehren.

Nun ziehen wir den Berg hinan,
die Fledermäuse schwirren.
Die weiße Wölfin stockt nur kurz,
sie lässt sich nicht verwirren.

Wir ducken in den Erdenspalt,
ich hör vertraute Laute.
Ein Wuffen, Winseln, hell und klar,
fünf Welpen ich erschaute.

Die weiße Wölfin voller Stolz
stubst mich an meinen Fang,
als Elter bleibe ich bei ihr,
bestimmt ein Leben lang.

Offenbarung (verloren in Olpe) 04/23


Wir streifen durch den dunklen Wald,
ne Buche schimmert hell,
dann tönt es aus ihr tief und klar,
dem Wolf sträubt es das Fell.

„Ich bin dein Herr, der Einzige,
der was zu sagen hat.
Ich gebe dir ne Botschaft mit,
verkündest meiner statt.“

Ich geh zu Boden auf die Knie,
ich zweifle doch an dir
und du berichtest mir sofort
von Händen über mir.

An den Details erkenn ich schnell,
es ist was wahres dran.
Ich drück mein Antlitz in den Staub,
doch ist mir gar nicht bang.

„Mit Menschen läuft so vieles schief,
will es nicht mehr sehen.
Den Hader, Neid und Scheißprofit
bringen wir zum Stehen.

Soldaten, Menschen gehen nach Haus,
ruhen aller Waffen,
umarmt euch, liebt euch allesamt,
das ist doch zu schaffen.“

Ich ziehe los voll Schaffensdrang,
komm sogar bis Olpe,
Deutschlandticket erst ab Mai,
weinen aus der Wolke.

das tapfere Schreiberlein 04/23


Erschöpft leg ich den Stift beiseite.
Poesie in voller Breite,
in der Qualität vorzüglich,
auch vom Thema her vergnüglich
zeigt sich auf dem Pergament,
was mir auf dem Herzen brennt.

Sieben traurig dunkle Dramen
soll'n ergötzen edle Damen.
Sieben Werke sich hier scharen,
dass muss diese Welt erfahren!
Teile sie im Netz sogleich,
sieben Stück auf einem Streich.


Baustelle 04/23


Fahrbahn verbreitert, Bäume gefällt,

mediale Lokalfront berichtet der Welt,
wie wir uns gegen Staus erheben.

Verdichtung lässt die Erde beben!


Traum.Job 04/23


Ich sitze hier am Monitor
und kontrolliere Träume.
Ein echter Schinderhannesjob,
doch ungeahnte Räume

eröffnen sich debilem Hirn,
Normalos würden kranken.
Es laufen hier Szenarien,
unmenschlich, ohne Schranken.

Vernehm Protest, dies stört mich nicht,
Gedanken sollen seien frei.
Natürlich gebe ich nicht recht,
bin die Gedankenpolizei.

Ich schreite ein und lösche aus,
wenns aussieht wie das Leben.
Ihr solltet wenigstens im Schlaf,
was richtiges erleben!

Glücksversand 04/23


In den ebay Kleinanzeigen
preise ich das Paradies,
es erhöhen sich Gebote,
Knete fließt wie Gartenkies.

Press das Glück in die Amphoren,
honigsüße Worte tropfen,
viele Augen selig leuchten,
wollens in die Taschen stopfen.

Die geringen Halbwertszeiten
fordern den Expressversand
und auf seinen langen Wegen
himmlisch Lachen stets entstand.

Die Empfänger schlürfen Reste
glücklich grinsend in sich rein,
doch zu schnell ist es verflogen
und zurück ist alte Pein.

Glück in Flaschen wirds nie geben,
zu fragil ist die Substanz,
aber mit der Hoffnung eben
pusche ich gern die Bilanz.

Huldigung 05/23


Heil dir in meinen Armen,
ich lobpreise den Kontakt,
stammle Worte warme,
die Gefühle zu abstrakt.

Hast erhört mein winselnd Flehen,
gibst die Wärme mir zurück
und Posaunenklänge wehen,
in mir steigert sich das Glück.

Bist mein Tempel tief im Winter,
auch mein Iglu in der Nacht.
Hab trotz Stromkostenerhöhung
Wärmedecke angemacht.

Regenbogen 05/23


Ein Tor aus allen Farben
lud mich mal freundlich ein,
ich sei herzlich willkommen.
Ich trat gespannt herein.

Ich kann es nicht beschreiben,
es war das Paradies,
glückselig Lichtgestalten
tanzten auf goldnem Kies.

Umarmt, geküsst, beköstigt,
wir haben viel gelacht,
als ich mal pinkeln wollte,
bin ich hier aufgewacht.

überabzählbar 05/23


Du wolltest gern unendlich sein,
dann zähl ich dich mal durch
und Schnitt für Schnitt vermehr ich dich,
in kaum noch abzählbare Stücke.

Ich seh den Schock in euren Augen.
Warum?
Ich brachte doch nur
eine Zwiebel zum Weinen.


Zeilenseufzer 06/23


Ich suchte lang
und fand ihn über mir
- Mondtag.


Tagtäglich
schmiede ich mein Wort zur Waffe
und verteidige uns


In der Wortwaffenschmiede
der medialen Lokalfront
wird der Angriff vorbereitet


Zeitgeist
Heut blogg ich deinen Übergriff
morgen hängt dein Schiff im Riff


Spürte Leere im Kopf,
erahnte den Vakuumzerfall.


Krankenschwester
Ich zeigte meinen sexy Blick,
sie tippte auf Schlaganfall.


Dein Erbgut war Betrug,
mein Leben nur Nebel.


Perspektiven 07/23


Dein Leben wär so eintönig,
stets herrsche tiefe Flaute.

Würd ungern mit dir tauschen,
habe meist Gegenwind,
der überwiegend selbst erzeugt,
doch immer kühlend war.

Doch schau mal dort,
mit Rückenwind durchfliegen sie ihr Leben.
Sie sind so leicht, entflammbar,
weil Schwere sie nicht drückt.


Folxsturm 07/23


Des Volkes Sturm nur lauer Wind,
ein Diplomat goss warm geschwind
kleine Perlen unter Säue,
dass es diesen Plebs erfreue.

Er gebrauchte große Worte
und sie fraßen diese Torte
und sie kotzten, um zu fressen,
gleich ihr Hirn aus, um stattdessen

huldigen dem neuen Herren.
Voller Bauch vergaß zu plärren.
Volkes Sturm nur laues Lüftchen

vermischt mit Exkrementendüftchen!


Eis und Feuer GoT 08/23


Nach dem ersten langen Sommer als die Sterne
bluteten und eisige Winde wehten, wurde es
Zeit für mich:

Lang schaffte ich am heiligen Feuer,
hundert Tage legte ich Schicht auf Schicht,
hundert Tage setzte ich Schlag auf Schlag
auf die weißglühende Klinge,
um sie jetzt in deinem Herz zu härten.

Dein Schrei trieb die Monde auseinander.
Dein Mut, deine Blutseele, deine Kraft
wurden Lichtbringers liebende Macht.
Mit ihm werde ich den Großen Anderen
zurück in die lange Nacht treiben,

doch ich vermisse Nissa Nissa.


Azor Ahai – Bücher von Asshai

erstaunlich 09/23


Nun liegst du nackt vor mir,
unschuldig und zart.
Gern hab ich dich entkleidet.

Sanft prüfen meine Hände
deinen hellen Leib.
Er ist so straff und fest.

Ich setze das Messer an,
sehe Perlen tropfen
und halte erstaunt inne:

Die Zwiebel weint!

Aufguss 09/23


Mir gehen grad die Worte aus,
um dies hier zu beschreiben.
Ich sehe nackte Leiber
sich aneinander reiben.

Ich hör gequältes Keuchen,
ein Auf- und Abgefahre,
die Torsen schweißgebadet
und angeklatscht die Haare.

Adonis neben Hängebauch,
Hetären zwischen Damen,
die Körper sind wohldurchgemischt
mit überkreuzten Armen.

Der Zeremonienmeister
leicht lächelnd diabolisch
verteilt die Höllenhitze,
nun stöhnen sie euphorisch.

Erinnerung? 09/23


Ich seh dich auf mir sitzen,
den Körper an mir reiben.
Du scheinst mir ziemlich geil,
willst es mit mir treiben.

Ich bin mir nur nicht sicher,
ist dies real geschehn?
Kann ich grade nur
eigne Träume sehn? (igitt, niemals!)

Rein tiefenpsychologisch
kann beides dies bedeuten.
Die Wahrheitsfindung liegt
in Hand des Therapeuten.

In meinem Kopf Gedanken
die Welt so konstruieren,
bis sie für mich gut passt,
dann „Wahrheit“ proklamieren.

Werkmorgen 09/23


Weithin läuten Kirchenglocken,
auf der Straße wird gestaut.
In den Bussen laute Schüler,
wenn der Himmel sich erblaut.

Ich selbst schaue in den Spiegel
und das Bild mir arg missfällt.
Nach dem Kaffee und dem Bagel
stürz ich mich in diese Welt.

Jeden Morgen diese Hektik,
wenn das Menschenvolk erwacht.
Tag für Tag frag ich aufs neue,
wer das alles sich erdacht.

Die besorgten Eltern fahren
Kinder mit dem Esjuwie
gerne bis ins Klassenzimmer,
auf dem Schulflur eng wie nie.

Kolja zieht dem Ben das Handy,
Arslan tritt noch einmal nach.
Lisa, Desiree und Mandy
spucken fett auf diese Schmach.

Nur die Sonne glotzt von oben,
bis ne Wolke sie verdeckt.
Hab sie oft verflucht im Leben,
hat doch alles erst erweckt.

Seufzer 09/23


Plakatieren verboten!
hängt an der Wand das Plakat.

Was für Idioten!

Prioritäten 09/23


Bitte, missverstehen sie mich richtig,
ich empfinde ihren Vorschlag nichtig,
bin schlussendlich ger(n)manisch depressiv
und leide prämortal sehr plakativ.

Im SocialMedia Höhlenpfuhle
zeig ich euch mein Schmerzgesuhle,
wenn sie mich jetzt tatsächlich heilen,
hab ich nichts mehr, um zu teilen.

Berühmt aus meinem schwarzem Sarge,
zähl ich nur noch als Koprophage.

Werte Wertekommission 10/23


Es scheint schon in aller Munde,
abgelaufen eine Runde
ist meine Genialitätsurkunde.

Oh, es ist mir furchtbar peinlich,
wäre es denn sehr wahrscheinlich
oder ist verlängern kleinlich?

Können sie mein Entsetzen teilen?
Könnte die Verwaltung heilen?
Muss der Akt jetzt lang verweilen?

Um zum Ende es zu führen,
legte ich schon die Gebühren
bei, um Mitleid anzurühren.

Sollten sie sich doch erfrechen,
meiner Bitte nicht entsprechen,
muss ich mich wohl furchtbar rächen.

Ihrem Willen zum Protest,
Rückgabe als Manifest,
sehen sie dies nicht als Test.

devote Grüße
G. Nial

Herbst 10/23

am Fenster
Farben stehn in grün, gelb, rot,
Himmel ist heut zugezogen,
heller Lichtstreif auf Südwest,
Wetterfrau hat nicht gelogen.
am Bach
Mit Tempo strömt der Bach dahin,
entstiefeln will die Aue,
Feuchtwiese schmatzt und rülpst so satt,
genieße, sinne, schaue.
in der Stadt
Die Gullys fassens Wasser nicht,
die Pfützen kochen Blasen,
in Häuserschluchten ohne Licht,
massig verrotzte Nasen.
im Wald
Nach dem Regen kommt der Wind,
im Wald fällt zwei Mal Regen.
Braungelb Matsch am Boden klebt,
durch Wipfel Winde fegen.
in Erinnerung
Verträumter Blick nicht weit zurück,
die Trauer will aufquellen:
Molosser stürmt durch feuchtes Gras,
ein Sturmboot teilt die Wellen.

weiß.alt.Mann 11/23


Weißes Fleisch in Wohlgestalt
liegt dort im grünen Moose.
Umsichtig tast ich mich heran
und öffne schon die Hose.

Zartes Röslein, will dich brechen,
eine Waffe mein Gemächt,
Atrophie lässt mich verzweifeln,
hat göttlich Körper kein Geschlecht?

Deine Locken und dein Lächeln
lässt die Lust in mir erschlaffen
und in mir steigt auf die Frage,
welcher Gott hat dich erschaffen?

Dieser Leib, voll Unschuld, rein,
doch der Blick so wissend, frech,
irritiert die geilen Triebe,
heute hab ich einfach Pech.

Tag.Traum 11/23


Starrte stur in dunkle Nacht,
hat sie mich fast kalt gemacht.
Glotzte gläubig in die Sonne,
trockne Augen ohne Wonne.
Bräsig blickt ich übers Meer,
kommt sogleich ein Sturm daher.

Sinnend seh ich in den Tag,
nur er gab mir guten Rat:
Schau in ihre Seelenpforte,
dort findst du die heilgen Orte
und so schließ ich meine Augen,
lass mich von der Liebe saugen.


Entgegnung 11/23


Oh sieh doch, wie mein Antlitz bleicht,
hab den Zehnten stets gereicht,
gesoffen nur auf Gottes Wohl,
geprasst im Winter drögen Kohl.

Ich bin so fromm, wie keiner nicht,
ich akzeptier nicht dein Gericht!

Seufzer 11/23


Nicht immer geb ich Widerworte
manchmal umarmst du mich
nimmst mir die Luft

Seufzer 12/23


Konnte nie ne Freundschaft pflegen
oder unsre Liebe hegen.
Sag mir, wie? Sag mir, warum?
Bin ich einfach nur zu dumm?


Gedankensplitter 12/23


Früher war der Freitag schrill,
heut träumt er vor sich hin
und im November schläft er ein,
auch wenn er gar nicht will.

Zur Zeit dehnt sich grad Mittag aus,
kein Platz für Abendessen.
Alpha küsst Silbersenior,
kuschelt mit dem warmen Haus.

Gesang auch ohne Noten,
der Rhythmus ist diskret,
die Leiber sind entfesselt,
Kontakt ist streng verboten.

Klima jetzt! - ist die Parole,
nagle es an jede Wand,
alle Meinung Nervenzerr,
brauch ne Futurbanderole.

Das Glitzern dieser Baumbehänge
macht auch den Dezember still,
das Warten auf den Segen
zieht sich Rauhnacht in die Länge.


Nein heißt Nein 12/23


Ich wollte mit dir Unzucht treiben,
doch du hast einfach Nein gesagt.
Jetzt muss ich selbst den Gummi reiben,
was mir dann doch nicht so behagt.

Ich trage meine Notzuchtbitte
Passanten auf der Straße vor.
Sie umfließen mich als Mitte,
leihen mir nur kurz ihr Ohr.

Nur ein abgedrehtes Paar
nimmt mich dann nach Hause mit
und in dieser Dreierschar
wirds ein geiler Höllenritt.


fachübergreifend 12/23


Bog die Raumzeit wieder grade,
entarteter Impulsdurchbruch,
singuläre Maskerade
stoppt Hawkings Blick ins Schwarze Loch.

Zertrümmerte das Postulat,
Dekohärenz im Übersprung
erklärt die Quanten ganz privat,
bringt das Denken quer in Schwung.

Ich hab berechnet neu die Welt,
es könnt sie sogar geben!
Pfadintegral, ein alter Held,
lässt uns im Diesseits leben.


Gedankensplitter 12/23


Ich trage keinen Aluhut,
nur Stahlhelm bietet Schutz.
Die Offensive fordert Mut
auch ohne Eigennutz.

Such devote People Pleaser,
denn dann hab ich immer recht;
auch in einer Welt wie dieser
braucht es einen Richard Precht.

Fluktuierend meine Meinung,
quantenkosmologisch seicht.
Fehlgeleitet meine Neigung,
Höhepunkt blitzschnell erreicht.

Dieses Zellkonglomerat
will zerbersten, will sich trennen.
Nur mit lockend süßem Vorrat
sich zur Einheit neu bekennen.


Pharma 01/24


Er versprach, es wird mir helfen
und ich warf die Pillen ein.
Später find ich mich am Boden,
wind mich in abstruser Pein.

Aus mir kriecht ein dunkler Schatten,
legt sich auf das helle Land,
in mir breitete sich Leere
und erstickt den Seelenbrand.

Wieder hat das Nichts gewonnen,
eine Seele eingedampft.
Es zieht weiter und ich bleibe,
alle Ängste sind verdampft.


Gruppentäter 01/24


Sie drang in mich ein, ich schaut überrascht,
in mir hin und her, sie schmunzelt verhascht.
Sie zog sich zurück, ich fand mich benutzt,
er trat leis hinzu, ich blickte verdutzt.

Er drang in mich ein, kurz hatte ich Schmerzen,
mein Leib angespannt, mir war nicht nach Scherzen.
Ich fühlte, ich spürte, wie er sich ergoss,
hart griff seine Hand, als er in mich schoss.

Sie lächeln zufrieden, schaun mir ins Gesicht,
der Test negativ, der Impfstatus Pflicht.
Den Ausweis gestempelt, sein Signum dazu
und schon hat die ängstliche Seel ihre Ruh.


Schnellschuss 01/24


Als mir das Hemd am Gaumen klebte,
wurde ich gewehrpflichtig.
Eigentlich wollte ich niemals
als Mehrtürer sterben,
schließlich bin ich von Adel,
nichts geht übern Kaiserschnitt.

Mit entschlossener Brochialgewalt
zog ich die Klinge durch.
Langsam erlosch meine Energie,
ich schwieg in allen Sprachen.
Meine Name war Lasse Blutström.

anvertraut 02/24


Im Mondkristall fing ich dein Licht
und nahms mit in die Grube.
Ich schob ihn unter das Gelege
und wartete auf Zeit, die wird.

So reift in deinem Licht die Macht,
der wohlbehütet ich vertraue,
doch noch ists kalt und einsam
und Weltenjahre ziehen sich.

Das Jade-Ei zuerst erbricht
und Weisheit wallet auf,
zu der die Liebe sich gesellt,
geschlüpft aus einem Ei der Nacht.

So glitten Gestalten ins Leben,
sie formten die Welt wieder neu.
Ich endlich kann lächelnd entschlafen,
als Hüter der Macht immer treu.

Flow.Ende 02/24


Das fand ich jetzt unpassend,
ich war so schön am Dichten,
es flossen die Gefühle
direkt zur Tastatur.

Doch plötzlich fehlten Farben,
alles in Weiß erstrahlt,
Gevatter Hein, mein Bester,
drück bitte nicht escape!

Stillleben 02/24


Stumme Gartenengel
glotzen leeren Blickes
in blickdichte Schleier

Dunkle Schieferplatten
zeichnen Wege durch
Moos und Rosendornen

Kichernde Nebelkinder
umschwärmen das Haus
ohne Furcht vor der Sonne
            -
Behutsam zugreifend
hebe das Bild vom Haken
platziere es im Licht

Hilfe dem Helfer 02/24


Sie sammeln den Gedankenmüll,
sortieren aus, vernichten,
ertragen fremdes Schmerzgebrüll
und meiden es, zu richten.

Sie stellen sich jeden Tag
auch dem Problem von Jochen.
Was sonst keiner hier vermag,
sie lösens auf nach Wochen.

Im Kopf häuft sich so Elend an,
durchmischt von andren Leuten,
bleibt meist nur der letzte Gang zum
Therapeutentherapeuten.


ukiaH 02/24


kein Tarnschnee sie bedecket
stechen gleich ins Aug
weiße Glöckchen hängen stumm

Übergabe 02/24


Langsam rieselt der Sand,
mein Kopf tief darin.
Ich zähle die Körner.
Es werden weniger.
Kurz vor dem Ersticken
dreht das Glas und
nun zählst du.


letztes Mantra 02/24


Du nimmst mich an, wie ich bin.
Es gibt kein falsch und kein richtig,
kein Lug, kein gut oder böse.

Auf dich ist Verlass, du bist mein
bester Freund, wahrscheinlich auf ewig.
Bei dir find ich Geborgenheit.

Obwohl du mich mehrmals zurück
gewiesen hast, bin ich dir nicht gram,
du Bruder des Lebens, komm, erlöse mich.


Gedankensplitter 03/24


Ja, tagsüber klärn sich Fragen,
doch des Nachts wird es dann still.
Heftig die Gedanken plagen,
was das Leben wirklich will.

Eier aus der Hodenhaltung
gibt es selten zum Verzehr.
Scheinbar bringt die Häutlespaltung
ziemlich starke Gegenwehr.

Bauernbrotrest auf dem Teller,
Blitzgedanken in der Nacht,
blankes Lager tief im Keller,
doch nur dort wird laut gelacht.